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DRITTES KAPITEL.

DIE LÄNDER UND VÖLKER IM NORDEN VON ÄGYPTEN.

Mit den Worten: „Ich wende mein Angesicht nach Norden" beginnt in der zweimal
citirten Inschrift von Medinet Habu Amon seine Rede an Ramses, dem von dem Gotte die Län-
der des Nordens und ihre Producte verliehen werden. Die letzteren werden mit den Worten
beschrieben (col. IS der Inschrift): nub ltt ... ehüdmtaää d.t nb.t as stj> n Tä-ntr (35) „Gold,
Silber . . . Lapis-lazuli und alle Sorten auserlesener Edelsteine des Landes Ta-neter", nachdem
bereits vorher der Gott bemerkt hatte, dass er dem Könige zum Schemel seiner Füsse Ta-dh-
(34) „das rothe Land", kopt. eo -rcpiy, schenke. Diese in den altäg. Inschriften so häufige
Benennung passt auf kein anderes Land so genau als auf Phönizien, dessen griechischer Name,
gleichfalls wie der ägyptische, eine Uebersetzuug der einheimischen Bezeichnung des Landes
enthält. Man hat sich vielfach bemüht, sowohl die Alten wie neuere Schriftsteller, den Namen
Oo&tot] und Ooivtxss zu erklären, allein alle etymologische Forschung kommt fast immer im
letzten Grunde auf rpnlnS roth zurück, so dass das Land, offenbar seines Bodens wegen, von
den Bewohnern „das rothe'1 genannt wurde. Dem entspricht vollständig die äg. Benennung,
die uns über alle Schwierigkeit leicht hinweghilft und auch, wie gleich gezeigt werden soll, nach
einer anderen Seite hin, durchaus ihre Bestätigung findet. Durch eine Bemerkung Herodot's
über das rotherdige Land Libyen verführt, habe ich, zuerst im L Bande S. 73, das Land Dir für
Libyen gehalten, die obige Inschrift iiidess hat mich auf das vollständigste eines Besseren belehrt.
Nach der gegebenen Erklärung wird es nicht schwer halten, den Sinn aller jener Inschriften zu
deuten, in welchen Kein und Desr oder das schwarze und das rothe Land nebeneinander
genannt sind, wie wenn es z. B. in einer L. D. HL 29, a mitgeteilten und auf Tänudmes UL
bezüglichen Inschrift in Sarbut-el-chadem heisst rtj nf Km Dsr res ta-mllt m chfa.f (3C) „gege-
ben ist ihm das schwarze Land (Aegypten) und das rothe Land (Phönizien), der Süden and
„die Nordwelt ist in seiner Macht."

Höchst interessant ist die zweite, gleichfalls äg. Bezeichnung desselben Landes, welche
bei Gelegenheit der Aufzählung der Tribute genannt wird, ich meine tü-netr, kopt. «o no-rV
„das göttliche oder heilige Land". Aehnlich wie die Israeliten das von ihnen später besessene
Kanaan, oder wie wir das Land gewöhnlich, freilich ganz unbiblisch bezeichnen, Palästina, unter
andern "xn'pn rvc-is, fj äyia jij, das heilige Land, oder auch rnrr „Gottes Land" benannten,
so tauften auch die Phönizier ihr Land mit einer ähnlichen Benennung, die sich beson-
ders häufig auch von einzelnen Städten gebraucht findet, wie z. B. von Tyrus, worüber man bei
Covers, die Phönizier II. 1 S. 125 ff. Ausführlicheres finden wird. Es würde von hohem
Interesse sein zu wissen, ob die Phönizier mit dem Ausdruck „heiliges Land" ganz Kanaan
bezeichnet haben. Da unter dieser Annahme Inschriften vorhanden sind, die sich auf ägyptischen
Denkmälern befinden, welche vor dem Einzug der Juden in das gelobte Land aufgerichtet sind,
so dürfen wir dreist den Schlott ziehen, dass die Juden die Benennung „heiliges Land" nicht erst

Bkloscm , <looKr«ph|0 dc. »|,e„ Aegypten!. II. 3
 
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