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VIERTES KAPITEL.

DIE LÄNDER UND VÖLKER IM WESTEN VON ÄGYPTEN.

Wir kommen nunmehr zu denjenigen Länder- und Vülkergruppen, welche im Westen
von Aegypten gelegen und sessliaft waren und durch ihre Lage bereits in dem alten Reiche
vielfach mit den Aegyptern in Berührung gekommen zu sein scheinen, wenn auch die Beweise
dafür erst von der 18. Dynastie auf den Denkmalern sichtbar zu werden anfangen. Im allge-
meinen lassen sich diese Völker in zwei grosse Gruppen sondern, welche ebenso verschieden
sind durch ihre Wohnsitze als durch ihre Physiognomie, Tracht und Bewaffnung. Die eine
Gruppe umfasst nämlich die auf dem afrikanischen Festlande weilenden Völker, also die Libyer
im weitesten Sinne des Wortes, die andere dagegen die mehr nördlich als westlich von Aegypten
sesshaften Insel- und.Küstenbewohner des W&g-vr oder des mittelländischen Meeres, welche
am Anfange der 20. Dynastie, also etwa um das Jahr 1300, durch ihr plötzliches Auftreten an
den Küsten Palästina" s eine merkwürdige Veränderung auf dem kananitischen Boden hervor-
gebracht zu haben scheinen, wie weiter unten an seinem Orte ausführlicher nachgewiesen wer-
den soll.

Indem wir mit den Völkern des Festlandes beginnen, rufen wir dem Leser die Inschrift
von Medinet-Habu in's Gedächtniss zurück (vergl. oben). Der Gott Amon-ra Hbrmachu redet
den König Ramses III. schliesslich mit den Worten an (col. 1(>—17): „Ich wende mein Ange-
sicht gen Westen"', wonach er ihm die gegen Westen zu gelegenen ta.u TKn-nu (232) „Län-
der von l"/in-nuu verspricht Wie Et», Fund und Neter-ta ist auch hier unter Tltn-uu die
Benennung der Landschaften im Westen Aegyptens zu verstehen. Das Wort TRn-nu ist ein
acht ägyptisches. Am häufigsten erscheint es (und zwar bereits in den Inschriften der dritten
und vierten Dynastie) in den Opferlisten zur Bezeichnung eines Minerales oder einer Salbe und
zwar in variirirenden Schreibweisen, deren hauptsächlichste No. 233, a—e zusammengestellt
sind (man vergl. Todt 149, 39. L. D. II. 147. 145, a. 92. (iO—70). Die letzte Variante, unter e,
giebt den Schlüssel zur Entzifferung der hierogl. Gruppen des G. Mauerringes der Ncunvölker-
ringe (s. oben) welche fün oder tüvnu zu lesen sind und als die äg. Bezeichnung der von Aegyp-
ten westwärts gelegenen Landschaften dienen. T'Mnnü bezeichnet sowohl das Land als die
Bewohner desselben, wie mit Bezug auf die letztere folgende Gruppe aus Medinet-Habu's
historischen Wandinschriften nachweist Tlln-mi.u (234) „die TKnnu". Das in Rede stehende
Land T'Mnnu lag aber nicht nur westwärts von Aegypten im engeren Sinne, sondern umfasste
überhaupt die ganzen westlich vom Nil liegenden Landschaften, lag also auch im Westen von
Nubien und Aethiopien. Den Beweis dafür giebt die oben besprochene Inschrift von Anibe
(L. D. III. 229, c). im nubischen Lande, worin als westliche Grenze eines in dortiger Gegend
gelegenen Landstückes das Land TTmu.t (235) und^a-*e n T'Knu.t (236) „das (See??-) Becken
des Landes Pßnu.t" genannt erscheint. Nachdem wir durch die vorliegenden monumentalen
Angaben eine allgemeine Vorstellung von der Bedeutung des Landes TKnnu erlangt haben,

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