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Brugsch, Heinrich
Reise nach der grossen Oase El Khargeh in der libyschen Wüste: Beschreibung ihrer Denkmäler — Leipzig, 1878

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https://doi.org/10.11588/diglit.3991#0024
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____18_

einem Aufsatze, welcher in der Zeitschrift für Aegyptologie Jahrg. 1S74 S. 73 fll. publizirt
worden ist, hat Lepsius bereits den Nachweis zu führen gesucht, dass von den genannten drei
Darius die beiden letzten zusammengehören und dass der dritte offizielle Thronname als eine
locale Variante des zweiten aufzufassen sei. Hiergegen ist wenig einzuwenden, obgleich das
zweite Schild, Mi-dmun-m, welches Lepsius nur nach der Angabe bei Wilkinson (Materia hierogl.
P. II. PI. HL) ohne nähere Bezeichnung des Ortes seines Vorkommens kennt und in sein
Königsbuch aufgenommen hat (No. 656, D.), an der nördlichen Aussenwaud unseres Tempels
auftritt und zwar in einer Bauurkunde, über deren Sinn nicht der mindeste Zweifel herrschen
kann. Sollte der König sich an demselben Bau durch eine doppelte Bezeichnung seines
offiziellen Namens verewigt haben? Das ist glaublich, obschon dieser Brauch durch kein
anderes Beispiel bestätigt wird. Im Gegenfalle bliebe nur die einzige Annahme übrig, dass
wir es thatsächlich mit den drei Darius zu tliun haben, welche in der Geschichte Aegyptens
als Fremdherrscher auftraten, und dass aller Wahrscheinlichkeit nach der Thronname Mi-dmun-rä
auf den zweiten Darius, das Schild Mi-ämun-hib-user-yopes auf den dritten Darius zu beziehen
sein dürfte.

Es ist eine merkwürdige Erscheinung dass, während in Aegypten kein öffentliches Bauwerk
aus der Perserzeit nachzuweisen ist, in der grossen Oase ein immerhin stattliches Heiligthum die
Erinnerung an zwei oder drei Perserkönige desselben Namens Darius bewahrt hat. Es ge-
winnt fast den Anschein, als habe die Bevölkerung der Oase in näheren Beziehungen zu den
Persern gestanden, im Gegensatz zu den aufständischen Aegyptern, welchen die Fremdherrschaft
niemals besondere Sympathien für die ausländischen Könige ihres Landes zu erwecken ver-
mochte.

Ohne uns die besondere Vorliebe der vorher genannten Darius für die Oase erklären, noch
durch geschichtliche Beweisgründe belegen zu können, will ich nicht verabsäumen auf einen
besonderen Umstand aufmerksam zu machen, der mir, freilich als etwas äusserliches, bei der
Untersuchung der Darstellungen und Inschriften des Tempels mit aller Stärke einer auffallen-
den Erscheinung entgegengetreten ist.

An der Hinterwand des Tempels, dessen obere Ecke, nach Norden zu gelegen, leider durch
Vandalismus zerstört worden ist, bis zum Sanctuarium hinein, befindet sich die Darstellung
des Königs Darius, und zwar aller Wahrscheinlichkeit nach des ersten, wie ich sie auf Taf. XIII
treu nach dem Originale wiedergegeben habe. Die Figur des Königs ist im ägyptischen Style
gehalten, doch ohne die königliche Ur aus seh lange an seiner Stirn, das bekannte Ab-
zeichen der Pharaonen-Würde. Dagegen bedeckt sein Haupt jener eigenthüinliche mützenartige
Aufsatz, mit welchem die ägyptischen Denkmäler die Vasallen und Satrapen der assyrischen
Grosskönige in Aegypten äusserlich auszuzeichnen pflegten. Trotz der darüber sich erhebenden
sogenannten Horus-Standarte, mit dem Namen En&arvuä d. i. Darius im leeren Felde, er-
scheint die Gestalt des Perserkönigs in dem sichtbaren Streben aufgefasst zu sein, ihn auch
äusserlich als einen asiatischen Fürsten darzustellen, dem die Oasiteu ihre besondere Huldigung
im Namen der Göttin Isis darzubringen sich bestrebten. Der letzteren werden nämlich die

nachstehenden Worte in den Mund gelegt:

i

„Gegeben ist dir der Süden bis zu den Winden hin, der Norden bis zu den wussersten
„Grenzen des grossen Meeres, der Westen bis zum Untergange der Sonne, [der Osten bis zu]
,,ihrem Aufgange im Lichtglanz. Ich bezeige meine Huldigung bei deinem herrlichen An-

„biici-y-.*)

*) S. Taf. XIII. Inschrift linker Hand hinter dem Bilde des Königs.
 
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