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Brugsch, Heinrich
Reise nach der grossen Oase El Khargeh in der libyschen Wüste: Beschreibung ihrer Denkmäler — Leipzig, 1878

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https://doi.org/10.11588/diglit.3991#0029
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zu verwenden, das festzustellen fehlen uus, bis heute wenigstens, alle Quellendes belehrenden
Aufschlusses.

Ich lege nachstehend die Uebertragungen der von mir copierten und auf den Tafeln IX
bis XIX. veröffentlichten Inschriften sammt den zugehörigen Darstellungen nach der Folge
der Bauanlagen und ihrer Räume, in der Richtung von Ost nach West, dem wissbegierigen
Leser vor. Meine eingestreuten Anmerkungen sollen den Zweck haben, den Nicht-Kenner
hieroglyphischer Texte die notwendigsten Aufklärungen zu verschaffen.

Tafel IX erster (östlichster) Propylon. An dem erhaltenen (dem südlichen) Thorstücke dieses
mächtigen Baues befinden sich au der Ostwand C und in der inneren Wandung bei B jene zum Theil
sehr ausführlichen griecbischen Inschriften, welche der Aufmerksamkeit früherer Reisenden nicht
entgangen sind. Man wolle vergleichen die von Hoskins im Jahre 1837 bereits publizirten
Abschriften derselben (Visit to the Great Oasis of the Libyan desert. London. S. 301 fi.). Die
längste der Inschriften (bei C) rührt vom Jahre 2 des römischen Kaisers Lucius Augustus
Sulpicius Galba her, in welchem Julius Demetrius als Strategos oder Gouverneur der Oase der
Theba'is (d. h, also der südlichen) seines Amtes waltete. Die zweite datirte Inschrift trägt die
Zeitangabe vom Jahre 9 des Kaisers Tiberius Claudius Caesar, als ein gewisser Posidonius
Strategos der Oase war. Bei A befinden sich nur wenige, sehr grob ausgeführte Darstellungen
mit beigegebenen hieroglyphischen Texten in Haut-relief. Die Figur eines ungenannten Kaisers ist
von der Gruppe No, 1 begleitet, deren Bedeutung: „König des Landes von Ober- und Unter-
„Aegypten" ist. Die Reihe der Gottheiten, welchen der namenlose Kaiser seine Huldigung
bezeugt, geht aus der folgenden Uebertragung der beigeschriebenen Inschriften hervor.

No. 2. „Amon-rä, der Herr der Stadt des Landes Hib (sie), der grosse Gott, der Stark-
„armige, die herrliche Soimenscheibe".

No. 3. „Die Göttin Mut, die Grosse, die Herrin von (dem thebanischen Tempelviertel)
„Ääer, die Lieblingsfrau des Gottes Ämon, die Mächtige, in [Hib]".

No. 4. „Tum, der Herr des Doppellandes von Ännu (On, Heliopolis), der Herr von Hib, der
„grosse Fürst der Stadt Hib".

Das dem Worte „Fürst" in unserer üebersetzung entsprechende ägyptische Wort lautet im
Originale sir, an Stelle des sonst gewöhnlichen sei: Der eingeschobene i-Laut spielt nicht selten
in den Oasen-Inschriften eine besondere Rolle. Man vergleiche vor allen die so häufige
Schreibung nofir statt nofer („gut").

Tafel X dritter Propylon (s. den Plan Tafel VIII bei K). Unterhalb der geflügelten Sonneu-
scheibe der Westfront vier Felder mit folgenden Darstellungen. Ein namenloser Pharao mit
leerem Königsschilde bezeugt seine Huldigungen dem heliopolitischen Gotte Ätmu (la), dem
thebanischen kmon-rii, der Göttin des Nordens Ui von Buto und dem Kriegsgotte Mon9 von
Hennonthis (b), ferner dem Bs-Honndxu „dem grossen Gotte" von Heliopolis (2a) und wiederum
dem thebanischen Amon-rü und seinem ältesten Sohne Xonsu.

Darunter, an der westlichen Seite, befinden sich Abbildungen und Texte, in welchen der
deutlich genannte König En&arius (Darius II.,) als Verehrer folgender ägyptischen Gott-
heiten auftritt.

No. 8. Darius vor „Osiris, dem grossen Gotte, dem Herrn von Hü>", hinter welchem
„Horus der Sohn der Isis, der grosse Gott, der Herr von Hib" und „Isis, die Alte, die
„Gottesmutter, die Herrin des Himmels, die Königin der Götter".

No. 9. Darius vor dem Götterkreise der Stadt JSlephantine, bestehend aus „Xnum {Chnu-
„bis, Ghnuphis), dem grossen Gotte, dem Herrn von Elephantine", aus seiner Gemahlin,
„Isis, der Alten, der Gottesmutter, welche herbeiführt das Wasser [der Ueberschwemmung zu
 
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