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Brugsch, Heinrich
Reise nach der grossen Oase El Khargeh in der libyschen Wüste: Beschreibung ihrer Denkmäler — Leipzig, 1878

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https://doi.org/10.11588/diglit.3991#0032
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Um das Verstandniss der ihres halb mythologischen halb philosophischen Gegenstandes
wegen schwierigen Inschrift zu erleichtern, tritt indess ein neuer Umstand hinzu, welcher, wie
ich sehe, der Aufmerksamkeit des ersten Herausgebers entgangen ist. Ich meine damit das
nachweisbare Vorhandensein eines sehr wesentlichen Theiles des Oasen-Textes in einem wohl
bekannten hieratischen Papyrus, dem sogenannten Papyrus Magique Harris. Herr Chabas
war es zuerst, welcher im Jahre 1860 auf das Vorhandensein dieses Schriftstückes (im Besitz
des britischen Museums) die gelehrte Welt aufmerksam machte, indem er in seiner werthvollen
Arbeit darüber das Fac-simile und die Uebersetzung des ganzen Papyrus zur weiteren allge-
meinen Kenntnissnahme vorlegte. Im September 1873 lieferte derselbe Gelehrte als Anhang
zu seinen Melanges %yptologiques (S. 342 fll.) eine neue verbesserte Uebersetzung der Hand-
schrift, auf die wir weiter unten Rücksicht genommen haben. Ein so glückliches Zusammen-
treffen günstiger Umstände kann nicht verfehlen nach beiden Seiten hin folgereich zu wirken
und Licht zu verbreiten, wo die Handschrift oder die Steinwand den ersten Auslegern besondere
Schwierigkeiten bereitet haben.

Nach diesen Vorbemerkungen erlaube ich mir die schliessliche Herstellung des ganzen
Textes auf Tafel XXV fll. so wie meine eigene Uebertragung desselben dem Leser vorzulegen.
Wenn eine Vergleiclmng mit den Versionen meiner Vorgänger stellenweise bedeutende Ab-
weichungen ergeben sollte, so möge man den besonderen Vortheil in Rücksicht nehmen,
welchen mir die Doppelquelle eröffnete, und vielleicht nebenher erwägen, dass langjährige
Studien in Aegypten mich mit dem geographischen Material der Denkmälerwelt, welches in
dieser Inschrift eine nicht unbedeutende Rolle spielt, vertraut gemacht und mir eine gewisse
Sicherheit der Auffassung verliehen haben.

Herr Birch lässt den Text mit einer Zeile beginnen, welche auf unserer Tafel XIV unter
C angemerkt und der Darstellung B der acht elementaren Götter vorangeht. Auf dem Denk-
male ist dagegen die Vertheilung der Colonnen und Abbildungen so, wie ich sie auf der

t

Tafel angegeben habe. Zu meiner nachfolgenden Uebersetzung bemerke ich, dass die von
eckigen Klammern eingeschlossenen Stellen die fehlenden, aber mit Sicherheit zu ergänzenden
Stücke andeuten sollen, die in runden Klammern stehenden Worte dagegen erklärende Er-
gänzungen meinerseits sind.

Zum besseren Verständniss für nicht ägyptologische Leser habe ich die ägyptischen
Götter- und Städtenamen durch die entsprechenden griechischen, insoweit dies möglich war,
ersetzt, sonst aber nichts an dem Sinne geändert. Ich mache vor allen aufmerksam auf die
häufig erscheinenden Götter-Namen Zeus = Amon, Helios = IIa, Hephaistos = Ptah-Tanen,
Pan = Xim, Athene = Neit, Latona = Ut oder Uoi, Hera = Mut. Sonstige Namen, die
allgemein bekannt sind, wie Horus (Apollon), Isis und Osiris, oder für welche sich kein ent-
sprechendes griechisches Aequivalent nachweiseu lässt, habe ich in ihrer ägyptischen Schreibung
belassen.
 
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