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Brugsch, Heinrich
Reise nach der grossen Oase El Khargeh in der libyschen Wüste: Beschreibung ihrer Denkmäler — Leipzig, 1878

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https://doi.org/10.11588/diglit.3991#0031
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2. Der Gott „MonSu-ra, der Herr der Theba'is, der Ilorus, welcher die beiden Schlangen-
„diaderae besitzt". Hinter ihm: „Ut, die Herrin der Doppelstadt Pi-iep (Buto) in Hib".

3. „Ämon-rci, der Herr von Hib, der grosse Gott, der Starkarmige". Dahinter seine
Gemahlin „Mut" und der Sohn beider: „Xonsu, das älteste und erste Kind Ämoris".

4. „Osins-Un-noßr, der grosse Gott in Hib", dahinter seine Schwester und Gattin „Isis,
„die Alte, die Gottesmutter in Hib".

5. „Thot, der zweimal grosse, der Herr von Xomvmu (Hermopolis Magna), der Herr der
„heiligen Sprache, der Schreiber der Wahrheit der Götterkreise". Hinter ihm seine Gemahlin
„Nehem-Muuti (sie) in HiU\ Das Feld 6 enthält keine Darstellungen.

Bereits oben habe ich erwähnt, dass der Saal B, nach seiner Restauration in roher, plumper
Weise ausgeführt, aller Inschriften und Darstellungen ledig ist. Nur die Ostwandstücke,
zwischen den Säulen, enthalten einzelne Bildwerke und Inschriften, welche füglich nur als eine
Wiederholung der bereits oben beschriebenen Göttergesellschaften angesehen werden dürfen.

Den wichtigsten und ausführlichsten Theil sämmtlicher Inschriften, welche die Wände des
Tempels von Hib bedecken, zeigt jedenfalls der Saal C, in welchem uns zum erstenmale
ein Darius mit dem dritten, oben bereits besprochenen Thronnamen Mi-ämon-hib-user-xopes
„Freund des Amon von Hib, des Starkarmigen" entgegentritt. Zunächst ist es die Wand c,
welche unsere besondere Aufmerksamkeit in Anspruch nimmt (vergl. die Texte auf Tafel XIV).
Der Perserkönig, in anbetender Stellung abgebildet (A), bringt ein reiches Opfer den
Gottheiten dar. Das Verzeichniss der einzelnen Opfergegenstände enthält die daneben stehende
Opferhste. Daran schliesst sich, unterhalb der Spenden-Abbildung, ein langer Text, aus
46 Zeilen bestehend, dessen Inhalt ein dem König in den Mund gelegtes Loblied auf die
uranfängliche Gottheit darstellt. Der Sonnengott IIa als das wahre Seiende, wie er im
17. Kapitel des Todtenbuches in den verschiedensten Auffassungen dargestellt wird, bildet die
Grundlage des Thema's. Ich hatte, insoweit locale Anspielungen und Beziehungen dabei in
Betracht kommen, die wesentlichsten Stücke des gegenwärtig sehr zerstörten und schwer leser-
lichen langen Textes copirt. Die Tafel XIV enthält die getreue Wiedergabe meiner an Ort
und Stelle genommenen Abschriften.

Nachdem die vorstehenden Zeilen bereits niedergeschrieben waren, kam ich in den Besitz
des V. Bandes der Transactions of the Society of biblical archaeology (London, 1876), in welchem
zu meiner grossen Ueberraschung und Genugtuung der rühmlichst bekannte englische Gelehrte
Herr S. Birch den vollständigen hieroglyphischen Text der vorstehenden Inschrift im Original
und in einer flüssigen Uebersetzuug seinen Lesern vorgelegt hat. Nach den hinzugefügten
Bemerkungen des Verfassers des Aufsatzes: The inscription of Darius at the temple of El-
Khargeh (S. 293 fll.) ist die vorgelegte Copie den Papieren eines inzwischen verstorbenen
englischen Reisenden, Mr. Robert Hay, entlehnt, welcher in deii Jahren 1S2S—1832 Aegypten
und die grosse Oase besucht und bei dieser Gelegenheit nicht versäumt hatte, eine Abschrift
des damals fast vollständig erhaltenen Textes zu nehmen. Dass ein Laie vor beinahe fünfzig
Jahren nicht in der Lage war, die lange Inschrift diplomatisch getreu und fehlerlos abzuschreiben,
ist selbstverständlich und wird durch eine Vergleichung seiner Abschrift mit den von mir
copirten erhaltenen Stücken erwiesen. Immerhin ist es erstaunlich, wie schon damals ein
Reisender, dessen Beruf wahrscheinlich nicht die Aegyptologie war, im Stande gewesen ist
überhaupt so genau als es geschehen den langen Text geradezu abzumalen. Bleiben auch einzelne
dunkle Stellen in seiner Abschrift übrig, so ist dieselbe dennoch so deutlich und verständlich,
um im Grossen und Ganzen den richtigen Sinn festzustellen und eine üebertragung, wie es
Herr S. Birch gethan, auf Grundlage der Abschrift allein hin zu wagen.

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