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Brugsch, Heinrich
Reise nach der grossen Oase El Khargeh in der libyschen Wüste: Beschreibung ihrer Denkmäler — Leipzig, 1878

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https://doi.org/10.11588/diglit.3991#0083
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6. „den Herrscherstab, und die Geissei ruht auf seiner Brust. Die Mondscheibe mit
„der Sichel ist auf seinem Haupte. Aufrecht steht er da, Aufgestellt als Mon9,
„Herr von Sorp,

7. „[hat er den Kopf] eines Stieres. Die Sonnenscheibe mit dem Federnpaare und

„zwei Hörner sind auf seinem Haupte. Das Scepter 1 ist in seiner rechten Hand,

„das Lebenszeichen •¥> in seiner linken Hand, in Gold gearbeitet.

Dem aufmerksamen Leser wird es nicht entgehen, wie die vorstehende Inschrift in mytho-
logischer, besonders aber in geographischer Beziehung werthvolle Beiträge, und Bereicherungen
der Kenntniss des ägyptischen Alterthumes zuträgt. Die Oase des „Salzfeldes" wird zunächst
ihrer Lage nach beschrieben, wobei leider der Name der Orientirungsörtlichkeit durch zufällige
oder absichtliche Zerstörung an der betreffenden Stelle der Inschrift verloren gegangen ist. Das
„Salzfeld" wird näher bezeichnet als „gelegen auf dem geheimnissvollen Berge des TJnnofcr".
Dies musste die altägyptische Bezeichnung des Hügellandes der Wüste sein, in welchem sich die
Natronseen befinden. Auch in der christlichen Epoche der Geschichte Aegyptens stand das
Thal der Natronseen in dem Gerüche besonderer Heiligkeit, da sich eine grosse Zahl von Mön-
chen in mehreren Klöstern daselbst angesiedelt hatte, von wo aus sie auf der Karawanenstrasse
von Terraneh TEpENOYSt der Kopten, ein Dorf an der westlichen Seite des kanobischen Nil-
armes) die Verbindung mit dem Delta aufrecht erhielten. Als besondere Oertlichkeiten werden

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demnächst in der „Salzfeld"-Oase aufgeführt: 1. die Stadt ' orp, ^, ein sonst unbekann-

ter Ort, dessen Name Soip sich als ^E^.a Sorp zur Bezeichnung eines Salzes in einzelnen
Texten der Ptolemäer Epoche (s. Dümichen Recueil III, 85 A. 5 ibid. 9) wiederfindet. Kein
Zweifel dass hierunter das Natronsalz verstanden worden ist. 2. Soyet-Iiemum, das eigentliche
„Salzfeld", welches der ganzen Oase den Namen geschenkt hatte. 3. Soyet-mut „die Felder der

Mut", gleichfalls unbekannt. 4. Die Stadt . o *K\ 0 ^-*° ° * l'i-ta-än, wörtlich so viel
bedeutend als „die Stadt des Thaies", eine sonst unbekannte Oertlichkeit. 5. Ä-Sir, <---->u-"-'££X

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„das Seeland von Sir." Das letztere ist ohne Zweifel auf die koptische Nachfolge ujipe zu
beziehen, welches die Ausleger erklären durch das lateinische nitrum vel salis species. Wie-
derum sind wir in diesem Beispiel auf eine salzhaltige Gegend hingewiesen, als deren Herrin
die Göttin Isis unter ihrem Namen Mut-uer aufgeführt erscheint.

Die Gottheiten, welche nach den Angaben der Inschrift in der Oase von „Salzfeld" ver-
ehrt wurden, gruppiren sich um den Horus-Apollo, in dessen Haupttempel zu Edfu die Oasen-
texte selber abschriftlich den Wänden der Umfassungsmauer einverleibt waren. Es sind der
Reihe nach: Horus, der Sohn der Isis [und des Osiris], Isis in ihrer Form als Mut-uer „die
Altmutter", ein zweiter Horus in seiner besonderen localen Auffassung als Chonsu und zuletzt
der oberägyptische Gott Moni)-, Month. Die männlichen Gottheiten werden sämmtlich als
„Herren der Stadt Sorpu bezeichnet, welche demnach als der Hauptplatz und als die centrale
Kultusstätte in der Oase „Salzfeld" angesehen werden darf. Nur Isis führt die oben bereits
hervorgehobene Benennung der „Herrin des Seelandes Str."
 
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