Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Brugsch, Heinrich
Reise nach der grossen Oase El Khargeh in der libyschen Wüste: Beschreibung ihrer Denkmäler — Leipzig, 1878

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.3991#0084
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
78

XVIII.
Die Oase von El-Arriscli

altägyptisch: O r^^ wit n$m Oase".

Die lange Inschrift (Taf. XXIII h". col. 8 Ml.), welche sich auf diese namenlose Oase be-
zieht, bestimmt zunächst ihre Lage mit Rücksicht auf die feste Position der Stadt tiorp, der
Metropolis der vorher betrachteten Oase von So%et-hemam. Wenn ich sage „namenlose Oase",
so scheint damit im Widerspruch zu stehen, was Herr Prof. Dümichen („Baugeschichte des
Denderatempels" S. 25) darüber bemerkt hat. Er beschreibt sie als „eine Oase, deren Name
leider auf dem Stein ausgebrochen, die aber als im Südwesten von Schorp, im Gebiet der
Temhu gelegen, angegeben wird." Nach meiner eigenen Copie der betreffenden Inschrift wäre
ein besonderer Name hinter der Gruppe für Oase auf der Steinwand überhaupt nicht angegeben
gewesen, man müsste denn annehmen, er habe an der zerstörten Stelle gestanden. Spätere
Untersuchungen an Ort und Stelle werden über diesen Zweifel entscheiden müssen.

Hier zunächst die Uebertragung der geographisch wichtigen ersten Colonuen der Inschrift:

8. „Er (der König) führt dir zu die Oase, welche gelegen ist im Südwesten jener
„Stadt Sorp. Diese [ist die heilige Stätte der Verehrung (?)]

9. „der Göttin Isis. Ihr Sohn Horus weilt in ihr in Gestalt jenes kleinen Kindes. Es

„kommen zu ihr die Götter des Landes Thamhu IT<----'tX)<^ in Gesellschaft der

„Götter

10. „der Oase von Soxct-dm jjj.000© (Oase von Siwah).

Hält sich der Leser streng an die Worte des Textes, so kann bei einer Oase, deren Lage
durch die Angabe der südwestlichen Richtung von der Stadt Sorp aus, der Metropolis des
Thaies der Natronseen, näher bestimmt wird, kaum an eine andere als an die nördliche Oase
von Behnasa gedacht werden. Diese hat aber bereits oben ihren besonderen Nachweis ge-
funden, so dass eine Vergleichung mit ihr aufgegeben werden muss. Zwischen den beiden
oben genannten Oasen zieht sich aber eine grosse Karawanenstrasse dahin, welche von
der Oase von Behnasa aus in westlicher Richtung zum Ammonium (Siwah) führt, und an ein-
zelnen Stellen dem Wanderer oasenartige Halteplätze in der Wüstendepression als angenehme
Rast darbietet. Der grösste und bedeutendste derselben trägt den Namen der Oase von El-
Arrisch. Prof. Zittel, welcher dieselbe besucht hat, giebt die folgende Beschreibung derselben
(„Briefe aus der libyschen Wüste" S. 107). „Den andern Tag durchwanderten wir die ver-
lassene Oase, wo die einstigen Palmenwälder durch Gruppen abgestorbener Stämme, die theil-
weise umgestürzt am Boden vermodern, bezeichnet werden, und wo überhaupt die Vegetation
einen hoffnungslosen Krieg gegen den übermächtigen Flugsand führt. Stellen, welche einst
reiche, Ernte liefern mochten, sind jetzt verschüttet, die PflanzenwehYist sichtlich im Absterben
begriffen, und auch die beiden Brunnen sind versandet, wasserarm und salzig. An den benach-
barten Gebirgswänden fanden wir noch die unvergänglichen Spuren einstiger besserer Zeiten in
Gestalt zahlreicher^Felsengräber altäg. Styles. Es sind einfache schmucklose Grabnischen, zu-
weilen von ansehnlicher Grösse, mindestens S—12 Fuss hoch und häufig durch Zwischenwände
in 3—6 Abtheilungen zerlegt, von denen jede als besondere Grabkammer diente. Inschriften
oder Zeichnungen sind selten, nur hin und wieder sieht man die charakteristischen ausgebreiteten
 
Annotationen