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Brugsch, Heinrich
Reise nach der grossen Oase El Khargeh in der libyschen Wüste: Beschreibung ihrer Denkmäler — Leipzig, 1878

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https://doi.org/10.11588/diglit.3991#0098
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92_

6. [I ünuu, On der Bibel, Heliopolis der Alten, deren Wein als [] Offi drp
dnnu „Wein von On"in Leps. Denkm. II, 147 aufgeführt wird.
Die vorstehenden Stadtnamen, nach welchen einzelne Weinsorten qualificirt erscheinen, ge-
hören, wie gesagt, sämmtlich der unterägyptischen Landschaft an. Ob der in Abydus ') mit

dem Etiquett [1 r-i :aa ( ^jj^fwi—, ) drp tua nutir yontpet „Wein: Morgenstern am Himmel"

versehene Wein ober- oder unterägyptischen Ursprungs gewesen sei, vermag ich nicht zu ent-
scheiden.

Es bleiben noch zwei als Wein producirende Gegenden zu betrachten übrig, von denen es
zweifelhaft erscheint, ob sie zu Aegypteu oder zu den Oasen gezählt wurden.

In erster Linie ist anzuführen die Gegend 2^2hi oder «gi wi2) Sef, oder Heft, welche in
einer von Dümichen mitgetheilten Inschrift3) vor Test'es (Dakhel) den Platz einnimmt, welcher
sonst der Oase von Khargeh (Kenem) zuertheilt wird. Dass aber Sef nicht etwa eine andere
Bezeichnung von Kenem darstellt, lehrt in überzeugender Weise eine andere gleichfalls von
Dümichen publizirte Inschrift1), in welcher Kenemem, Testes und Sef hintereinander folgen.
Aus einer besonderen Bemerkung des Herrn J. de Rouge5) in Betreff dieses Eigennamens er-
sehe ich, dass dieser Gelehrte in Sef die Bezeichnung eines Berges auf dem Gebiete des 7.
oberäg. Nomos (Diospolites) wiedererkennt, welcher den Stoff für die Mend genannten, rosen-
kranzähnlichen Ketten der Götter und Priester lieferte. An zweiter Stelle nenne ich die Gruppe
^ 3f5? r^i Tebiui oder Tebni, welche eine Wein producirende Gegend bezeichnet, von der ich
nichts weiter behaupten kann, als dass sie in einer Inschrift nach den Oasen Kenemem (Khar-
geh) und Testes, und vor den unterägyptischen Städten der nordwestlichen Ecke des Delta's:
Neham, Am (Butus) und Summ aufgeführt erscheint6). Besondere Texte, welche des Namens
noch einmal gedächten, kann ich zur möglichen Bestimmung der allgemeinen Lage der Gegend
Tebiui leider nicht citiren. Das Determinatif r^^/i weist aber jedenfalls auf keinen Stadtnamen
hin, sondern lässt auf eine grössere Landschaft schliessen, die wahrscheinlicher Weise zu einer
der Oasen gehörte.

Wenn die Oasenweine, deren vorzügliche Qualität durch ihre augenscheinlich hervorragende
Stellung an der Spitze aller ägyptischen und nicht ägyptischen AVeinsorten gekennzeichnet wird,
bereits in den älteren Zeiten der ägyptischen Geschichte (jedoch nur im Neuen Reiche) auf den
Denkmälern unter der allgemeinen Bezeichnung drp Vit „Oasenwein" auftreten: so gehören die
später so häufig genannten localen Weinsorten von Kenem oder Kenemem (Khargeh) und Testes
(Dakhel) ausschliesslich der Ptolemäer- und Römer-Epoche an, in welcher man anfing, die ge-
nannten Weine hoch zu schätzen, um sie vorzugsweise für die Tempelküchen, besonders zur
Bereitung der Kyphi-Recepte, zu verwerthen. Die in den untenstehenden Anmerkungen zu diesem
Anhang zusammengestellten Citate, welche zum grössten Theile den reichen l'ublicationen
Dümichens entlehnt sind, werden dem Leser die Beweise für meine Behauptung vor Augen
führen. Der Weinbau wurde durch die Natur des Bodens in der grossen Oase ungemein be-
günstigt und ist bis auf den heutigen Tag in derselben nicht ausgestorben, obwohl sich die
jetzt zum Islam übergetretenen Oasiten aus religiösen Rücksichten der Gewinnung und Zube-
reitung des Weines durchaus enthalten. Dass die klassischen Schriftsteller der Oasen-Weine
mit keiner Silbe gedenken, kann den Werth der Denkmäler-Angaben weder entkräften noch

1) Mariette Abyd. I, 35, a. 2) Dümichen, Kai. Insch. 103. Vergl. mein Wörterbuch S. 1422. 3) Bau-
gescliichte Taf. 27. 4) Resultate Taf. IS, 4 fl. 5) In' den textes geogr. du temple d'Kdfou S. 83. 0) Dü-
michen, Tempelinsch. 1 73, Nr. 2.
 
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