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Buchwald, Conrad; Vries, Adriaen de [Ill.]
Adriaen de Vries — Beiträge zur Kunstgeschichte, N.F., 25: Leipzig, 1899

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https://doi.org/10.11588/diglit.21979#0023
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— 9 —

Rückseite des Storffschen Gemäldes zu lesen sind. In die nutz-
lose Erörterung dieser gewiss nicht zufälligen Uebereinstimmung
will ich mich nicht einlassen, sondern nur bemerken, dass Kilian ja
bekanntlich auch ein Augsburger war.

Wo findet sich nun der Stich, auf den die letztgenannten zu-
rückgehen, und den ich mit dem Gemälde zusammengestellt habe,
zuerst?

In einem Buche oder einer Sammlung von in Kupfer gestochenen
Porträts berühmter Maler, von H. Hondius wahrscheinlich 1610
herausgegeben und 1618 zum zweitenmal von J. Janssonius in
Amsterdam aufgelegt. Beide sind, wie die Titel7) deutlich ausdrücken,
Sammlungen auschliesslich von Malerbildnissen, und so steht auch
unter dem Bilde von de Vries:

Adrianus de Vries Hagiensis Pictor,

und in den beiden ersten Zeilen des zitierten Verses:

Friso bonus pictor, Pario quoque marmore finxit
Qui statuas, credas esse Myronis opus

ist nur von einem Maler die Rede, der auch, also nebenbei, Statuen
aus Parischem Marmor schuf, und sein Schutzgeist, die kleine Göttin
in seiner Hand, ist die Malerei.

Zugegeben selbst, unser Bildhauer Adriaen de Vries hätte auch
gemalt — Michel Angelo ist ja nicht der einzige, der neben dem
Meissel auch den Pinsel geführt —, so hätte in dem Verse das Ver-
hältnis der beiden Seiten seiner Thätigkeit doch umgekehrt oder zum
mindesten als gleichwertig angegeben werden müssen angesichts der
erstaunlichen Menge bildnerischer Werke des de Vries, unter denen
auch nicht eines aus Marmor besteht.

Wie wäre es, wenn wir den Spiess umkehrten und in dem
kleinen Figürchen der Malerei nicht mit Ilg „eine blosse Illustration
zu dem bonus pictor der Unterschrift" sähen, sondern ein zur Zeit
der Anfertigung des Stiches gerade vollendetes Werk des Bildhauers,
das zu der irrtümlichen Meinung, der Porträtierte sei ein Maler, Ver-
anlassung gab?

Die Frage, ob mit diesem Stiche unser Adriaen wiedergegeben
ist, lasse ich aber vollkommen offen. Behauptet wird es erst in dem
 
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