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Buchwald, Conrad; Vries, Adriaen de [Ill.]
Adriaen de Vries — Beiträge zur Kunstgeschichte, N.F., 25: Leipzig, 1899

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https://doi.org/10.11588/diglit.21979#0105
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- 83 -

Beweise vermag auch ich nicht beizubringen weder für noch
gegen die Autorschaft des Adriaen.

Nach dem allgemeinen Eindrucke aber, den dieser zwischen
wasserspeienden Delphinen gekünstelt dastehende Beherrscher des
Meeres mit dem Tridens in der einen und einer Muschel in der
anderen Hand macht, möchte ich ihn nicht einmal der Schule des
Adriaen zuschreiben. Die Muskulatur des Körpers verschwindet
mehr unter einem Fettpolster als wir es sonst bei den Leibern
Adriaens gewohnt sind.

VII

Aufträge Wallensteins

Wir sind weit herumgekommen auf der Suche nach Arbeiten
Adriaens; nun heisst es wieder zurückkehren nach Prag, von wo
wir ausgegangen sind, und wo der schon 60jährige Meister als
Leiter einer weitberühmten Werkstatt noch thätig ist.

Er hatte wieder einen neuen Gönner gefunden und zwar dies-
mal in seiner allernächsten Nachbarschaft.

Auf der sogenannten Kleinseite von Prag am Fusse der Burg
hatte Wallenstein im Jahre 1621 einen Bauplatz gekauft und zwei
Jahre darauf noch einen grösseren anstossenden Gebäudekomplex
zum Abbruch hinzu erworben, auf dessen Grund und Boden der
Palast Waldstein, das Friedländerhaus, heraufwuchs.66) Sicher ist
nicht lange nach 1621 mit dem Bau begonnen worden, der nach
einer Erweiterung der Anlage im Jahre 1625, in der Hauptsache
1627, zu Beginn des Jahres 1630 aber völlig vollendet war. Aller-
dings fand der ruhe- und rastlose Bauherr später immer noch zu
ändern. Die Pläne hatte Andrea Spezza, den Adriaen in einem
Briefe Andreas Italian nennt, entworfen67); später waren dann noch
mehrere andere Künstler, hauptsächlich gleichfalls italienischer Her-
kunft, beim Bau und der Ausschmückung des Palastes thätig.

Das prachtvolle Aeussere umschloss eine kostbare Innenausstattung.
Voller Bewunderung und lauten Rühmens schieden zeitgenössische
und spätere Besucher von diesem „Zauberschloss der Kunst", von
dem grossartigen Festsaal mit seiner freskengeschmückten Decke

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