Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Buchwald, Conrad; Vries, Adriaen de [Ill.]
Adriaen de Vries — Beiträge zur Kunstgeschichte, N.F., 25: Leipzig, 1899

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.21979#0106
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
84

den vornehmen Wohngemächern, der prunkvollen Kapelle, der
märchenhaften Tropfsteinbadegrotte, dem schönen Vogelhaus, von
dem ein weitgereister Schwede berichtete, „das beste, so ich mein
Tage von bizzarren Rocaillen gesehen habe".

Die grösste Zierde des Hauses aber ist die imposante Garten-
halle , die mit Wandmalereien und reichen Stuckverzierungen ge-
schmückt, aus drei mächtigen Bogenstellungen die freie Aussicht in
den Park eröffnet.68)

Im hinteren Teile dieses heut so stillen und verwunschenen Gartens
liegt ein beinahe grosses, quadratisches, steingefasstes Bassin.69) Das
Wasser wurde im Cholerajahre 1848 abgelassen, und jetzt wird das
Becken zur Sommerszeit von Binsen, Schilf und anderen Pflanzen
überwuchert. Stufen führen zu ihm hinab und in der Mitte erhebt
sich eine kleine Insel.

Das sind die traurigen Reste einer ehemals prachtvollen Spring-
brunnenanlage , hier schimmerten einst goldglänzende Bronzebilder
auf Marmorpostamenten aus dem Grün der Bäume hervor.

Aus Adriaens Werkstatt waren sie hervorgegangen, und als ob
ein besonders grausames Geschick gerade über seinen Arbeiten ge-
waltet hätte, wurden auch sie der ursprünglichen Umgebung ent-
rissen und wanderten 1648 bei der Einnahme Prags durch die
Schweden nach dem Parke von Drottningholm, der so zu einem
Museum der Werke unseres Künstlers wurde.

Wann sich die Beziehungen zwischen dem Bildhauer und Wallen-
stein angeknüpft haben, steht nicht fest.

Am 12. Juli 1624 quittiert ersterer über eine Abschlagszahlung
von 1000 Thlrn. für eine „Groppa von Adon und Venere, item
noch eine andere Groppa, die miteinander ringen, desgleichen ein
Bachum mit einem Kindl, dann ein Apollo lebensgross", die zusammen
4700 Thlr. kosteten.*) Die genannten Bronzen sind alle in Drott-
ningholm erhalten.

Adonis und Venus ist eine Variante der einen Bückeburger
Gruppe. Abgesehen von der ein wenig abweichenden Haltung der

*) Dr. K. Trautmann: „Ein Quittbrief des Bildhauers Adrian de Fries in der
Monatsschrift des historischen Vereins von Oberbayern (München 1893) S. 108 f.
 
Annotationen