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Buchwald, Conrad; Vries, Adriaen de [Ill.]
Adriaen de Vries — Beiträge zur Kunstgeschichte, N.F., 25: Leipzig, 1899

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https://doi.org/10.11588/diglit.21979#0046
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— 32 —

eine Vorlage zu einem verschollenen oder unausgeführten Werke oder
die Wiedergabe eines solchen. Sie befindet sich im Münchener Kupfer-
stichkabinett, ist 38,5 : 25,3 cm gross und trägt oben eine alte
Bezeichnung: Adriaen de Vries. Es ist eine flotte Federzeichnung,
leicht angetuscht und mit Weiss gehöht. Ein auf einer Muschel
reitender Meergott umfasst ein nacktes Weib, zu dem er begehrlich
aufblickt, das seine Zärtlichkeit aber abwehrt. Den rechten Arm
hat er um sie herum auf ihre rechte Schulter gelegt, mit der linken
Hand hält er sie in der Hüftgegend gepackt. Dieses Bewegungs-
motiv wird uns noch manchmal bei Gruppen Adriaens begegnen.

Die Mitteilung dieses Blattes möge die Schilderung der Thätig-
keit unseres Meisters zu Augsburg beschliessen.

Sie ist nur ein Zwischen-, oder wenn man will, ein Vorspiel zu
dem grossen Abschnitt seiner in Deutschland verbrachten Meister-
jahre, seines äusserst fruchtbaren Schaffens in Prag.

Denn schon ehe die Bestellung auf die Augsburger Brunnen
erfolgte, besteht, wie wir gesehen haben, ein Zusammenhang zwischen
Adriaen und der um Rudolf II. versammelten Künstlerschar in Prag,
ja mit dem Kaiser selbst.

Bevor des Herkulesbrunnens Wasser das erste Mal sprangen,
sind diese Bande schon fest geknüpft. Adriaen steht von jetzt ab
in kaiserlichen Diensten.

IV

In Diensten Rudolfs II

ivssv rvdolphi ii caesaris avgvsti
adrianvs de vries hagiensis faciebat

prag.-e opvs altitvdinis pedvm

octo ex .ere 1593

ist auf einem Kupferstiche Jan Müllers zu lesen, der eine pla-
stische Gruppe, Merkur und Psyche, darstellt.

Die Inschrift giebt den frühesten bisher bekannten Zeitpunkt
für die langdauernde Thätigkeit Adriaens am Prager Kaiserhofe an.
Nachrichten über frühere, direkt oder indirekt im Auftrage Kaiser
Rudolfs II. in der böhmischen Hauptstadt entstandene Werke unseres
 
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