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Buchwald, Conrad; Vries, Adriaen de [Ill.]
Adriaen de Vries — Beiträge zur Kunstgeschichte, N.F., 25: Leipzig, 1899

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https://doi.org/10.11588/diglit.21979#0045
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sowie der Gesamtcharakter der Statue erlauben unmöglich eine Ein-
reihung derselben in das Werk unseres Künstlers.

Im Sommer 1894 aber kam vom Augsburger städtischen Bau-
hofe eine angebliche Steinfigur ins dortige Maximilians-Museum, die
sich nach wochenlanger Reinigung als Bronze entpuppte.*)

Es ist ein Triton, nackt bis auf die Hüften, die ein Tuch be-
deckt. In seinen Armen hält er eine grosse Muschel. Er sitzt auf
einem Felsblock, auf dem Gras und Blumen spriessen. Seine Ver-
wandtschaft mit den Tritonen des Herkulesbrunnens war in jeder
Beziehung zu auffallend, als dass ich nicht sofort auf eine Arbeit
Adriaens geraten hätte. Den Spuren ihrer Herkunft nachgehend,
konnte ich mit Hülfe eines Kupferstichs ihren ehemaligen Aufenthalts-
ort feststellen, nämlich „die neye Zeyl im obern Wasserthurm",
d. h. des jetzt in der Nähe des roten Thorturms stehenden ausser
Betrieb gesetzten Wasserwerkes.24)

Sollte dieser Triton nicht jene ,,figura della tura" sein, für die
Adriaen in seiner nachträglichen Rechnung vom Jahre 1612 250 fl.
verlangt?

Ein im städtischen Auftrage gefertigtes Werk muss es sein, denn
die Forderung des Künstlers ist an den Magistrat gerichtet. Eine
Figur an den Brunnen ist es nicht, denn man kann alle in dem Ver-
trage und der nachträglichen Rechnung erwähnten Bronzen mit den
jetzt vorhandenen identifizieren, nur für die „figura della tura" findet
sich keine entsprechende, auch kein Platz. Tura heisst nicht „Sockel",
wie Rogge übersetzt, ohne sonst auf die Figur näher einzugehen,
sondern ist entweder eine Verballhornisierung Adriaens für „torre",
oder bedeutet turamento = Verstopfung. Ist diese Benennung des
Tritons auch wunderlich, so ist sie doch bei seiner Anbringung ver-
ständlich. Schliesslich würde auch die Höhe des Preises der Leistung
entsprechen.

Der Darstellung, nicht der Entstehungszeit wegen, die unsicher
ist, sei die einzige Zeichnung, die ich bis jetzt fand, hier angereiht,

*) Siehe die Bemerkungen über die Verkalkung der Najadem des Herkules-
brunnens, die vor einigen Jahren von ihrem Ueberzuge gereinigt "worden sind, auf
S. 27. Höhe des Tritons 0,60 m.
 
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