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Buchwald, Conrad; Vries, Adriaen de [Ill.]
Adriaen de Vries — Beiträge zur Kunstgeschichte, N.F., 25: Leipzig, 1899

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https://doi.org/10.11588/diglit.21979#0047
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— 33 —

Künstlers sind nur grundlose Vermutungen. Weder mit dem 1589
vollendeten Grabmal Rudolfs II. im Prager Dom, noch mit einem in
den Jahren 1590—1593 errichteten Brunnen, der früher vor dem
Altstädter Rathause in Prag stand, hat Adriaen etwas zu thun.
Urkunden und stilkritische Erwägungen sprechen dagegen.25)

Ueber die fünf Jahre von 1588, wo Adriaen am Hofe zu Turin,
bis 1593, wo er der erwähnten Nachricht zufolge in Prag zu treffen
ist, sind wir, abgesehen von der Anfertigung der beiden Engel, ohne
jede Kenntnis seines Lebens und Schaffens.

Rudolf II. hatte, als er 1576 im Alter von 24 Jahren als Allein-
erbe der ihm gebliebenen Hausländer und der deutschen Kaiser-
krone die Regierung antrat, Prag zu seiner Residenz gewählt.26)
Was ihn auch immer zu diesem Schritte bestimmt haben mag, das
Misstrauen gegen seine nächsten Verwandten, von denen ihm einer
Weissagung nach Unglück drohte, oder die Uebereinstimmung seiner
wissenschaftlichen und künstlerischen Interessen mit denen der
böhmischen Magnaten oder gar die Erinnerung an das Prag Karls IV,
genug, die Burg auf dem Hradschin, in deren weite Räume er
einzog und die er nur wenige Male auf kurze Zeit verliess, sie wurde
und blieb bis zu seinem Tode seine Welt. Hier lebte er nur
seinen Neigungen, seinen Beschäftigungen. Wäre er nicht durch
eine unheilvolle Geisteskrankheit in seinen letzten Jahren wider seinen
Willen mitten auf den Schauplatz der Ereignisse gezerrt worden, der
Historiker, der Politiker hätte wenig über ihn zu berichten. ,,Was
in Deutschland, was in Oesterreich vor sich ging, begann ohne seine
Anregung, ging ohne seine Teilnahme vorüber". (Gindely.)

Desto reicheren, noch lange nicht ausgeschöpften Stoff liefert
seine Geschichte und die seiner Sammlungen dem Kultur- und dem
Kunsthistoriker.

Die Kunstliebe lag Rudolf II. im Blute. Man denke an Kaiser
Max und Dürer und Burgkmair, an Karl V. und Tizian und Benevenuto
Cellini, an den Erzherzog Ferdinand von Tirol, den Begründer der
Ambraser Sammlung, an Maximilian IL, den Freund der Litteratur
und Künste, der schon 1558 in der Wiener Hofburg eine Kunst-
kammer einrichtete.

Beiträge zur Kunstgeschichte. N. F. XXV.

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