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Buchwald, Conrad; Vries, Adriaen de [Ill.]
Adriaen de Vries — Beiträge zur Kunstgeschichte, N.F., 25: Leipzig, 1899

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https://doi.org/10.11588/diglit.21979#0115
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— 93 —

wertes Geschick, wie die Najaden am Augsburger Herkulesbrunnen,
die Wächter am Stadthagener Grabmal, die Figuren am Fredriks-
borger Brunnen zeigen. Mit grosser Kunst ist da mit feinen Mitteln
die naheliegende Gefahr der Eintönigkeit, die eine drei- oder vier-
mal an derselben Komposition wiederkehrende Figur hervorruft,
glücklich vermieden. Trotzdem aber erkennt man bei seinen Gruppen
leicht das eine Schema heraus, nach dem sie alle gearbeitet sind.
Ihre Wirkung beruht immer auf dem Kontrast, dass sich das Starke
mit dem Zarten und Strenges sich mit Mildem paart. Ein gestählter
Manneskörper und ein weicher Frauenleib, ein Mann in der Blüte
der Jahre und ein noch nicht voll entwickelter Jüngling werden zu-
sammengestellt; auch ein Sieger und ein Besiegter, immer ein un-
gleiches, gegensätzliches Paar. Auch die Vorliebe für Gegenstücke
ist hier noch einmal hervorzuheben.

Die Gruppen sind auf einen rein äusserlichen Eindruck hin ge-
arbeitet. Durch unruhige Bewegungen und auffallende Gruppierungen
wird eine abwechslungsreiche Umrisslinie geschaffen. Kurz gesagt,
es sind malerische Gruppen, lediglich Dekorationsstücke für Gärten
und Paläste, die sich der Umgebung schmückend ein- und unter-
zuordnen, das Auge, wenn es gerade auf sie fiel, zu beschäftigen,
Gefühl und Denkthätigkeit des Beschauers aber nicht weiter an-
zuregen hatten.

Wir würden die Gruppen malerisch nennen, auch wenn wir nicht
wüssten, dass die beiden, die an der Spitze der langen gleichartigen
Reihe stehen, plastische Uebersetzungen von Gemälden sind. Auch
seine Reliefs sind wahrscheinlich alle nicht aus dem formlosen Thon-
klumpen durch den Odem des Gedankens und die Hand eines
schöpferischen Künstlers zu plastischen Kunstgebilden geworden,
sondern gezeichneten, gestochenen, gemalten Vorlagen anderer nach-
modelliert, denen die Ueberfülle und der Schwulst ihres heute meist
geheimnisvollen Inhalts zufällt. Ganz dem vorbildlichen Maler ist der
Bildhauer in der Allegorie auf die Türkensiege Rudolfs II. unterlegen,
die man am besten als plastisches Gemälde bezeichnet. Aber auch
die Reliefs, in denen Adriaen die Gesetze der Plastik mehr berück-
sichtigt, haben infolge der schon gekennzeichneten Behandlung, der
Herausarbeitung der Vordergrundfiguren und der allmählichen Ver-
 
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