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162 Kunden von Kunst und Karten

sieht der Abtei de l'Olive, im Vordergrund der Darstellung auch ein zeichnen-
der Künstler gezeigt, dessen Anwesenheit den topographischen Anspruch der
Darstellung unterstreicht.188

Nicht nur Landesfürsten wie Charles de Croy, sondern auch Menschen, die
über weit weniger Ländereien verfügten, ließen ihren Besitz aufzeichnen und
dokumentieren. So zum Beispiel der Junker Arend van Valkestein, der eine Kar-
te seines neu erworbenen Landgutes Popkensburg in Walcheren zeichnen ließ.189
Zur Ergänzung des aufsichtigen Planes gab er bei einem Maler-Landmesser ei-
ne ansichtige Zeichnung in Auftrag (Abb. 43).190 Wenn es sich auf den ersten
Blick auch um eine recht schlichte chorographische Karte zu handeln scheint,
erweist sich bei näherem Hinsehen, daß sie mit etlichen erzählerischen Moti-
ven dekorativ angereichert ist. Nicht nur, daß Schweine und Hühner das Bild
beleben: Im Vordergrund unter den Bäumen ist an einem Stehpult der Zeich-
ner bei der Arbeit gezeigt.

Dieses offensichtliche Interesse an der Geographie und Topographie der ei-
genen Besitzungen begegnet im 16. Jahrhundert, mehr oder weniger ausge-
prägt, an allen Fürstenhöfen Europas.191 So ließ zum Beispiel Cosimo I. de' Me-
dia von 1555 an den Palazzo Vecchio mit Ansichten italienischer Städte aus-
statten. Es versteht sich, daß dies nicht einzig zu dekorativen Zwecken geschah,
sondern auch zur Glorifizierung der Medici.192 Ähnlich intendiert war auch
die schon erwähnte »camera della cittä« - das Städtezimmer - Francescos IL
Gonzaga.193 Der Freskenzyklus, den der Herzog von Mantua um das Jahr 1490
in seiner Villa in Gonzaga anbringen ließ, stellte Städte wie Kairo, Florenz und
Paris, die im Binnenland liegen, Küstenstädten wie Konstantinopel, Genua,
Neapel und Venedig gegenüber. Dieses Programm sollte belegen, daß in Man-
tua - im Landesinnern, jedoch an einem großen See gelegen - die Vorzüge der
beiden geographischen Positionen verbunden seien.194 Ein anderes Beispiel bie-
ten die Bilder in der Loggia von Caprarola, die den heroischen Taten der Far-
nese gewidmet waren und zu denen auch Ansichten von Parma und Piacenza
gehörten, zwei bedeutenden Zentren im Machtbereich der Farnese.195 Derar-
tige »camera della cittä« - Räume, die mit topographischen Städte- und Land-
schaftsbildern oder auch mit Landkarten dekoriert waren - wurden in zahl-
reichen Villen und Palästen eingerichtet - und das nicht nur in Italien.196

Es versteht sich, daß diese Mode auch am bedeutendsten Fürstenhof jener Ta-
ge aufgegriffen wurde:197 Philipp IL beauftragte nicht nur einen Mathematiker
namens Pedro Esquivel, sein Land auszumessen, er gab 1574 auch eine groß an-
gelegte Beschreibung aller spanischen Städte, Dörfer und Gemeinden in Auf-
trag.198 Diese nie zu Ende geführten »Relaciones histörico-geogräficas« sollten
nicht nur die Eigenarten des Landes, sondern auch die Sitten und Gebräuche sei-
ner Bewohner erfassen.199 In seinen »Commentarios de la Pintura« schrieb 1560
Felipe de Guevara (t 1563) über ein solches Projekt, wobei er darauf verwies,
 
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