Jugend
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ängstlichen Würde, mit der bezeichnenden Vulgarität,
die sich in sanft verächtlicher Unwissenheit, herauf-
schauender Verehrung aller vornehmen Kreise be-
kundet. Und hier herein der Ausnahmefall des ganz
grossen Talentes.
Natürlich gab es vermittelnde Brücken. Seine
Mutter, eine schlichte, aber nicht ungebildete Gast-
wirtstochter, weckte sein Stilgefühl, indem sie auf
musterhafte Betonung beim täglichen Lesen der Bibel
bestand (John musste die Heilige Schrift von der
ersten bis zur letzten Silbe laut ihr vorlesen, war
er am Schlusskapitel der Offenbarung angekommen,
fing er mit dem ersten Buch Moses wieder an). Der
Vater, ein tüchtiger Sherryhändler, liebte die Litte-
ratur; allabendlich las er der Gattin aus den Klassikern
vor; er interessierte sich für schöne Gegenden, wie
für landschaftliche Bilder. Leider war der 1813 in
einem nüchternen Londoner Hause geborene John
das einzige, noch dazu zarte Kind, bildete den
Mittelpunkt des Trachtens und Denkens der Eltern.
Dank ihrem gesunden Lebensernst hielten sie ihn
jedoch streng und verzogen ihn nicht. So waren
Süssigkeiten gänzlich verpönt, unvergesslich blieben
ihm drei Rosinen, welche seine Mutter ihm einmal
in einer plötzlichen Anwandlung gab, nie aber wurde
das Verbot alles Spielzeuges aufgehoben. Als ihm
eine mitleidige Tante einen Hampelmann brachte,
erklärte die Mutter ihm ruhig und freundlich, das
Spielen mit Puppen sei unrecht, und nie wieder
erblickte er das ihn begeisternde Geschenk. Statt
dessen betrachtete er die bunten Tapetenmuster, die
Steine des Nachbarhauses, gewöhnte sich an die
genaueste Beobachtung der einem phantasievollen
Kinde niemals nüchtern erscheinenden Umgebung.
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ängstlichen Würde, mit der bezeichnenden Vulgarität,
die sich in sanft verächtlicher Unwissenheit, herauf-
schauender Verehrung aller vornehmen Kreise be-
kundet. Und hier herein der Ausnahmefall des ganz
grossen Talentes.
Natürlich gab es vermittelnde Brücken. Seine
Mutter, eine schlichte, aber nicht ungebildete Gast-
wirtstochter, weckte sein Stilgefühl, indem sie auf
musterhafte Betonung beim täglichen Lesen der Bibel
bestand (John musste die Heilige Schrift von der
ersten bis zur letzten Silbe laut ihr vorlesen, war
er am Schlusskapitel der Offenbarung angekommen,
fing er mit dem ersten Buch Moses wieder an). Der
Vater, ein tüchtiger Sherryhändler, liebte die Litte-
ratur; allabendlich las er der Gattin aus den Klassikern
vor; er interessierte sich für schöne Gegenden, wie
für landschaftliche Bilder. Leider war der 1813 in
einem nüchternen Londoner Hause geborene John
das einzige, noch dazu zarte Kind, bildete den
Mittelpunkt des Trachtens und Denkens der Eltern.
Dank ihrem gesunden Lebensernst hielten sie ihn
jedoch streng und verzogen ihn nicht. So waren
Süssigkeiten gänzlich verpönt, unvergesslich blieben
ihm drei Rosinen, welche seine Mutter ihm einmal
in einer plötzlichen Anwandlung gab, nie aber wurde
das Verbot alles Spielzeuges aufgehoben. Als ihm
eine mitleidige Tante einen Hampelmann brachte,
erklärte die Mutter ihm ruhig und freundlich, das
Spielen mit Puppen sei unrecht, und nie wieder
erblickte er das ihn begeisternde Geschenk. Statt
dessen betrachtete er die bunten Tapetenmuster, die
Steine des Nachbarhauses, gewöhnte sich an die
genaueste Beobachtung der einem phantasievollen
Kinde niemals nüchtern erscheinenden Umgebung.