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Erweckungen. Erste Eindrücke von Italien 15
möglich mit meiner religiösen Erziehung vereinigen liesse.
Diese Grundlagen zu weiterem Studium brauchte ich späterhin
kaum abzuändern, noch ihnen irgend etwas hinzuzufügen,
glaube noch immer, dass die Stanzen keinem gesund denken-
den Menschen, d. h. niemandem, der wissen will, was die
Sibyllen wirklich waren oder wie sich ein Grieche die Musen
vorstellt — die geringste Freude bieten könnten“ (Pr. II 44—63).
An Tizians Farbe konnte er nichts Sonderliches
entdecken, die vatikanischen Skulpturen quälten ihn
nur (Pr. II 52).
Nach England zurückgekehrt, bestand er mit
mässigem Erfolg sein Baccalaureat, war jedoch über
seine Zukunft noch nicht im klaren. Trotz sehr
mangelhafter Kenntnisse hatte er einmal daran ge-
dacht, Philologe zu werden, dann wiederum erwägt
er seine Anlage und Neigung zum Kupferstecher.
Manchmal kommt ihm der Gedanke an den Dichter-
beruf, aber sonderbarerweise scheint er nie novel-
listische Velleitäten empfunden zu haben. Dass er
keine Erfindungsgabe besässe, hielt ihn von der Archi-
tektur, deren Wesen, seiner Ansicht nach, er und nur
er verstände, zurück, und dies war ihm wohl auch
massgebend für sein Schriftstellern; ganz meisterhaft er-
zählt er jedoch in „Praeterita“ einzelne kleine Episoden,
so den Tod des schönen jungen Vetters (Pr. I 207).
Am ernstesten dachte er daran, sich der Geologie zu
widmen. „Wahrscheinlich wäre ich der erste Geologe
Europas geworden“ (Pr. I 133), bemerkt er und spricht
vom „unberechenbaren Verlust“, den sein Verzicht auf
diese Laufbahn der Geologie zugefügt habe (Pr. I 173).
Vor der Hand reiste er wieder mit den Eltern und
erlebte seine zweite Erweckung.
Da ihn Fontainebleau langweilte, lag er
„auf dem Abhang einer Landstrasse, vor mir nur eine kleine
Esche, welche sich von der blauen Luft abhob. Etwas gleich-
 
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