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Kunstbegriffe und Kunstmaxime

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Eindrucks; hohe Vollendung („finish“) ist die Wieder-
gabe eines richtig beabsichtigten und lebhaften Ein-
drucks und wird öfter durch eine derbe als durch
eine tüftelige Technik erreicht“ (Lamps 311). . . .
„Peinliche Vollendung ist vulgär. ... In den schönsten
griechischen Münzen sind die Buchstaben absichtlich
ungeschickt und roh, während die Reliefs mit der
vorzüglichsten Sorgfalt ausgeführt sind. An unseren
englischen Münzen sind die Buchstaben am besten
geraten, das Ganze ist jedoch hoffnungslos gewöhn-
lich“ (M. P. V 276).
Gewiss haftet auch seinen richtigen Bemerkungen
leicht etwas paradox Uebertreibendes an; in Aus-
sprüchen ist das vollkommen Einwandfreie jedoch
meistens unergiebig und dürr. Die folgende Stelle
widerspricht der Praxis glänzender Kunstepochen, wird
aber vielen sehr bemerkenswert erscheinen. „Die der
Architektur wahrhaft zukommenden Farben sind die
natürlichen Farben der Steine und diese sollten im
vollsten Masse ausgenutzt werden. Jede Schattierung,
vom blassesten Gelb bis zum Purpur, durch Orange,
Rot und Braun hindurch, steht zu unserer Verfügung,
fast jede Art Grau oder Grün ist ebenfalls erreichbar,
und mit diesen allen und mit reinem Weiss kann man
jede erdenkbare Harmonie zusammenstimmen. Wo
noch lebhaftere Farben gebraucht werden, nehme man
Glas und durch Glas geschütztes Gold in Mosaik-
form. Dies ist ebenso haltbar als Stein, verliert
niemals seinen Glanz. Dem Maler mögen schattige
Bogengänge oder lauschige Innenräume verbleiben.
Dies ist echte, gewissenhafte Architektur. Wo diese
unmöglich ist, möge man ruhig Farbe äusserlich an-
wenden, aber mit der zu beherzigenden Warnung,
dass die kommenden Zeiten das Gebäude in seiner
 
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