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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 35.1934

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Nieß, Peter: Wie kleideten sich die Bewohner der Ronneburg?: ein Beitrag zur Trachtenkunde des 16. Jahrhunderts
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https://doi.org/10.11588/diglit.35024#0020
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Die „Winth^r Cleivung d. Anno 1549 Ist groee Strjnauer gewesen,
Inhalt Jngelegts Muster Und hadt dieselbig Farbe Grave Philipsen
von Nassaw Weilburg geben." (Vgl. Abb. 15.)
Das „Muster" ist mit „Nassawe und zu Sarprücken" überschrieben
und zeichnet sich durch 4 sehr charakteristische Merkmale aus, nämlich:
1. die Pluderhose ist eingeführt;
2. der „Wappen Rock" wird nicht mehr seitlich, sondern vorne
geschlossen;
3. die Halskrause ist größer geworden;
4. der Bart wird gestutzt getragen.
Als Hauptfarbe war in diesem Jahre „grohe" vorgeschrieben,
wurde aber, wie wir gesehen haben, in schwarz umgeändert. Jeden-
falls hängt dies mit dem Tode des jungen Grafen Anton I I. — zweiter
Sohn des Grafen Johann V. von der Birsteiner Linie — zusammen,
der in kurpfälzischen Diensten ins Feld zog und bei Mecheln im Jahre
1548 fiel (Simon II, 326). Die „Sommer Cleydung de Anno 1550 ist
die Hauptfarbe Roit gewesen, Inhalt dieses Musters Und hat dieselbige
grave Ludwig von Stolbergk und Königstein geben".
Die Winterkleidung war auch in diesem Jahre grau.
Im Sommer 1551 wurde „braun und schwarz lündisch Tuch zu
Sommerkleidung" ausgegeben.
Als Winterkleidung gab es: „Lündisch Tuch zu Hosen und Kappen"
und „gro Nicleser zu Röck".
Auch im Jahre 1555 bestand die „Sommer Cleydung des Grasen
Anthon" aus „Lündisch Tuch".
Im Jahre 1558 gab es „Lündisch Tuchs zur Minder Cleydung zu
Hosen u. Joppen" und „schwarz Tuch zu Röcke zur Winterkleidung",
sowie „Schwarzen Parchenn zur Wynter Cleydung".
Großen Wert legte man auf saubere und ordentliche Kleidung, wenn es galt, in irgendeiner Angelegenheit mit
anderen Herren zusammenzutreffen. Bei solchen Gelegenheiten wurde die gesamte Mannschaft neu eingekleidet. So
war es auch im Jahre 1562, „Als mein — des Kellners v. d. Ronneburg — gn. Herr mit dem Byschoff von Maintz
gein Frankfurt zu abholung des Rö. Königs verreyset".
Dann bewegte sich allemal ein gar stolzer Zug aus dem Tore der Burg, der dann mit dem „trommeter" an der
Spitze und dem „rüstwagen" am Ende seinem Ziele zustrebte.
Es läßt sich leicht ermessen, daß die alljährlich zweimalige Einkleidung des Gesindes große Geldsummen ge-
kostet hat. Beispielsweise sind im Jahre 1594 „bei Arnolten zum Rebstock" in Frankfurt a. Main für 600 Gulden
Stoff gekauft worden. Im folgenden Jahre kaufte man bei „Andreas Degen v. ordorf 112 ehlen grüne Tuch" zu 49 Gul-
den 1 Alb. 5 Pfg. „Hansen dem Hofschuster zu Büdingen so dies 82. Jahr (1582) 214 Paar schue hieruffen gemacht",
gab man 53 Gulden u. 22 Alb. Im Jahre 1585 machte derselbe sogar 225 Paar „schue" und 1586 270 Paar usw.
Im Jahre 1590 gerbte „Martin Seckler der Weißgerber zu Büdingen 41 Kalbfell den Jungen zur Kleidung Uff Sä-
misch" (d. h. fettgar); zu schweigen von den übrigen Gerbern, die alljährlich fast ununterbrochen auf der Ronneburg
beschäftigt waren.
Noch teuerer aber war die Kleidung der Herrschaft. Die „ploderhosen" des Grafen Heinrich von der Ronneburg
(Graf Anthon war im Jahre 1560 gestorben, Grabstein Abb. 17, sein Sohn, Graf Heinrich war ihm in der Regierung
nachgefolgt) wurden im Jahre 1567 von den: Ronneburger Hofschneider Joachim „mit Taffendt" (d. h. mit leinen-
bündigem Seidenstoff) gefüttert. Zu einem „Rodt Sametten Klaidt Und schwachen Mantel" des Grafen Heinrich
wurden im gleichen Jahre gekauft:
„N/g Ehl Samet die Ele 32 patzen thuet lO Guld. 14 patz.
18 Eln Rodt Carmesin Atlas die elnn 22 patz Thuet 26 Guld. 6 p.
A/z ein schwarz Sammet die Eln 2 täller Thuet 8 Guld. 3 Kreuzer
41/g Eln schwarz Tuch die Eln 2^ Tall Thuet 10 Guld. 14 patz 3 Kr.
7Vz 4tel Stammet die eln 2 taller Thuet 2 Gulden 1 Kreuzer
3^2 Eln Futterduch die eln 6 patz Thuet 1 Guld 6 patz
31/2 4tel Schechter für 1 Kl.
Thuen ermelte Posten ^ summa 59 Gulden 21 Mb. 0 Pfg,"

Dies sind nur die reinen Materialauslagen, ohne den Arbeitslohn. An einem solchen Kleid hatten die Schneider
der Ronneburg zum mindesten mehrere Wochen lang zu arbeiten. Wenn man bedenkt, daß in der gleichen Zeit für
ein Pferd 26 Gulden bezahlt wurden, dann kann man ermessen, was damals ein modegerechtes Kleid etwa gekostet
 
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