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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 35.1934

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Buttlar, Richard v.: Die Burgruine Weißenstein im Bayrischen Wald
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Haupt, Richard: Von der Burg Nienslag und dem Bergfried
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https://doi.org/10.11588/diglit.35024#0029
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Die Burg ist nicht nur durch ihre wundervolle landschaftliche Lage, sondern auch durch die großartige und kühne
Baugestaltung, die sie gleichsam aus den wuchtigen weißen Felsen des Pfahles emporwachsen läßt, einer der schönsten
Punkte des Bayrischen Waldes. Vom Turm der Ruine aus erfreut das Auge des Besuchers eine unvergleichlich
liebliche Fernsicht. Unmittelbar unter uns breitet sich das freundliche Städtchen Regen aus, umkränzt von grünen
Matten, sanften Berghängen und prächtigen Waldungen. Gegen Westen sehen wir die Vorberge des Bayrischen
Waldes bis hin zur Donauebene, und im Nordosten und Osten steigt gleich einem riesigen Wall der Kamm des hohen
Böhmerwaldes auf. Die Bergriesen des Arbers, des Falkensteins und des Rachels winken zu uns herüber und an
ihren Hängen und zu ihren Füßen überblicken wir die ungeheueren, urwaldähnlichen Wälder, die kaum in Deutsch-
land ihresgleichen finden. Wahrlich, eine anmutigere Umgebung kann kaum eine deutsche Burg haben, wie diese
im bedrohten Grenzland der bayrischen Ostmark stehende, imponierende Burgruine. Hoffen wir, daß auch weiterhin
wie bisher alles geschieht, um dieses einzigartige Denkmal mittelalterlichen deutschen Kraftbewußtseins in seinem
heutigen Zustand zu erhalten.
Benutzte Quellen: Waldeszauber, bergländische Stimmungsbilder von Otto Hartmanu. Regensburg 1924.


Abb. 26. Ruine Weißenstein bei Regen auf dem „Pfahl".


Von dev Burg Nienslag und dem Bergfried.
Von Richard Haupt zu peretz.
?as Gedächtnis des Volkes ist oft zäher oder treuer als der Mund der Geschichtschreibung. Es horcht nicht
auf die Worte der Zeugen, aus deren Anzahl die Wahrheit hervorgehen soll. Da gibt es in dem Lande
Wagrien, östlich von den drei Grafschaften Nordelbingens, eine Altestadt, die älteste des ganzen großen
Vaterlandes, von der matt weiß. Sie nennt sich jetzt Oldenburg in Holstein, hieß aber immer Aldenburg,
oder auch Stargard, Brandenhuse, Bramesia. Die Wälle ihrer gewaltig ausgedehnten Burgen „sind
geschickt" vierhundert Jahre, oder doch mindestens schon sehr lange vor Christi Geburt. Das ganze Mittelalter hin-
durch haben hier die Herren des Landes gehauset und gebaut. Aber davon ist jetzt nichts mehr zu sehen; da sind nur
noch Teile der mächtigen Wälle.
Wenn wir daher von Aldenburg ganz abzusehen haben, so gibt es im ganzen Landstriche nur Eine mittelalter-
liche Burg, von der wir wüßten. Das ist Nienslag; der Name sagt uns sogleich, daß die Anlage davon zu ihrer Zeit
etwas Neues gewesen ist. Die Geschichtschreibung schweigt. Keine Urkunde spricht von Nienslag.
Die Untersuchungen der Forscher, die hier wie überall auf Ermittelung des Vorgeschichtlichen eingestellt
sind, konnten davon nicht das Geringste ergeben. Aber die Feststellung hievon ist schon an sich ein wertvolles Ergebnis
treuer und hingebender Forschung gewesen. Es stimmt überein mit geschichtlicher Überlieferung. Nach dieser ist
die Burg im mittleren Mittelalter angelegt worden, und zwar müßte es im 14. Jahrhundert geschehen sein, in dem
die große, mächtige Stadt Lübeck mit vieler Kraft den Wegelagerern und Raubrittern steuerte und Burgen zerstörte,
 
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