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Eck und der Inschrift: biisi Dominus Lustockierit Livitatsm Urustra ViZ'ilat ()ui Lustockil Dam. Das Wappen wurde
zwischen 1530 und 1565 angebracht.
Die Burganlage ist von mäßigem Umfang. Die Süd- und Ostseite verlaufen gerade mit Eckabschrägung.
Die Ringmauer ist nur als Futtermauer erhalten, nur gegen die Westecke zu steht noch ein Mauerstück auf 3—4 m
Höhe mit zwei Fensteröffnungen, die zugleich als Schießscharten dienten. Die lange West- und die schmale Nord-
seite folgt mit dem zackigen Verlauf der Felsenkuppe. Die Ringmauer steht hier noch in einer Höhe von 1—3 m,
vom Ringhofniveau aus gerechnet. Nur der turmartige Vorsprung an der Südwestecke ist etwa 4 m hoch und hat an
beiden Seiten je zwei stichbogige Fensternischen auf der Ostseite, eine auf der Südseite. Ein Gesims aus Platte
und Kehle trennt an der Südseite das Obergeschoß vom Unterbau; es läuft stückweise auf die Ostseite über. An der
Südseite schließt sich ein turmartiger Vorbau an, dessen Obergeschoß eine Platte ausscheidet. Im Obergeschoß ist
eine stichbogige Fensternische. Ein niedriger Anbau schloß sich auch an der Ostseite im dortigen Zwinger an. Er war
jedenfalls unterhalb des Erdgeschosses des Palas mit einem Pultdach gedeckt. Die Fensteröffnungen sind zerstört.
An der Nordostecke des Beringes steht der Bergfried. Er hat unregelmäßigen Grundriß. Von den fünf Ge-
schossen ist das obere neu oder wenigstens sehr stark erneuert. Das Untergeschoß ist in der Tonne gewölbt. Der Zu-
gang von außen ist offenbar alt. Ein Angstloch, wie es sonst bei Verliesen vorhanden ist, fehlt hier. Die folgenden
Obergeschosse haben Lichtöffnungen, die in tiefen Spitzbogennischen stehen. Im dritten Geschoß gegen Osten sieht
man eine Schlüsselscharte in stichbogiger Mauernische. Das erste Obergeschoß ist mit einer Spitzbogentonne ein-
gewölbt. Ein gekehltes Gesims schließt das vierte Geschoß ab. Der Turm ist aus quaderartig zugerichteten Kalksteinen
erbaut; etliche Buckelquadern finden sich darunter. Das Obergeschoß ist verputzt. Das übrige Mauerwerk der Ruine
besteht aus Kalkbruchsteinen, das am Unterbau des Herrschaftshauses quaderartig zugerichtet ist.
Die erhaltenen Teilformen am Bergfried und Palas lassen erkennen, daß der Bau der Burg in ihrer heutigen
Anlage zu Ende des 13. oder zu Anfang des 14. Jahrhunderts erfolgte.
Das erwähnte Salbuch berichtet über die Jnnenräume des Herrschaftshauses folgendes: Im unteren Gaden
befand sich ein gewölbter Saal, Fletz oder Vorhaus; 2 Gewölbe für Obst, Wildbret u. dgl., 2 Gefängnisse, ein Milch-
gewölbe; eine große gewölbte Dürniz mit einer Kammer daran; gegenüber eine gewölbte Küche, Küchenstübel, Ehe-
haltenkammer; Krautgewölbe; Bad. Im mittleren Gaden war rechts eine schöne Gaststube und 2 Gastkammern,
links wieder eine Gastkammer, dann eine Stube mit einem großen Erker, daneben eine Kammer, Kinderstübl, Kinder-
kämmerl, Ehehaltenkammer; ferner eine schöne, große Stube mit 7 Fenstern, von denen man auf die beiden Schloß-
tore und ins Altmühltal „gar ein gelegenes und lustiges Aussehen" hatte. Im oberen Gaden war ein Saal, außer-
dem ein kleines Stübl, damals als Apotheke eingerichtet, und 2 Kammern. Über dem Saal und dem mittleren Zimmer
befanden sich Getreidespeicher.
Das Schloß hatte eine dem hl. Georg geweihte Kapelle. Wolf Freymann ließ sie neu bemalen. Am Berg-
abhang war ein Weinberg angelegt, der 20—24 Eimer ertragen konnte, wie das Salbuch berichtet. Auf dem Meriani-
schen Schloßbild ist derselbe ersichtlich.
Über die Lage des Schlosses bemerkt — wie die K. D. B?) schließen — das Salbuch, dieselbe sei so schön, wie bei
wenig Schlössern in Bayern zu finden.
Steinmetzzeichen
und Hakenkreuze in der Wasserburg Kapellendorf.
Von oancl. ptnl. rmt. Hermann Schmidt-Jena.
twa in dem Schwerpunkt des Städtedreiecks Jena—Weimar—Apolda liegt die Wasserburg Kapellen-
dorf. Breit und gewaltig sind ihre wuchtigen Baumassen am Rand des gleichnamigen Dörfchens auf
einer Landzunge, die sich vom Hang des Sperlingsberges in die flache Mulde des Sulzbachtales hinab-
zieht, hingelagert. Unter ihren Baulichkeiten lassen sich deutlich drei Gruppen zusammenfassen. Die
ältesten, die nur mehr als Ruinen erhalten sind, gehören der festen, wenn auch nicht sehr ausgedehnten
Ritterburg der Herren von Kapellendorf an, die seit 1149 den Titel „Burggrafen von Kirchberg" führten.
Die meisten der heute erhaltenen Bauteile entstammen der Zeit, in der die reiche Stadt Erfurt die kleine Ritter-
burg erwarb (1348) und zu einer mächtigen Festung ausbaute. Die dritte Gruppe umfaßt die Umbauten und den
schloßartigen Neubau des sogenannten Prinzessinnenbaues, die von Sachsen-Weimar aus vorgenommen wurden,
in dessen Besitz die Burg 1508 pfandweise und 1666 endgültig überging.
Da die Bautätigkeit der Stadt Erfurt in die Zeit der Gotik fällt, sollte man vermuten, daß die Gebäude dieser
Zeit auch die uns von Steinbauten der Gotik her reichlich bekannten Steinmetzzeichen tragen.
D Literatur siehe: Joses Lehner-Burgstall, Burgen und Schlösser im untern Altmühlgebiet. Riedenburg 1920. S. 227.
Eck und der Inschrift: biisi Dominus Lustockierit Livitatsm Urustra ViZ'ilat ()ui Lustockil Dam. Das Wappen wurde
zwischen 1530 und 1565 angebracht.
Die Burganlage ist von mäßigem Umfang. Die Süd- und Ostseite verlaufen gerade mit Eckabschrägung.
Die Ringmauer ist nur als Futtermauer erhalten, nur gegen die Westecke zu steht noch ein Mauerstück auf 3—4 m
Höhe mit zwei Fensteröffnungen, die zugleich als Schießscharten dienten. Die lange West- und die schmale Nord-
seite folgt mit dem zackigen Verlauf der Felsenkuppe. Die Ringmauer steht hier noch in einer Höhe von 1—3 m,
vom Ringhofniveau aus gerechnet. Nur der turmartige Vorsprung an der Südwestecke ist etwa 4 m hoch und hat an
beiden Seiten je zwei stichbogige Fensternischen auf der Ostseite, eine auf der Südseite. Ein Gesims aus Platte
und Kehle trennt an der Südseite das Obergeschoß vom Unterbau; es läuft stückweise auf die Ostseite über. An der
Südseite schließt sich ein turmartiger Vorbau an, dessen Obergeschoß eine Platte ausscheidet. Im Obergeschoß ist
eine stichbogige Fensternische. Ein niedriger Anbau schloß sich auch an der Ostseite im dortigen Zwinger an. Er war
jedenfalls unterhalb des Erdgeschosses des Palas mit einem Pultdach gedeckt. Die Fensteröffnungen sind zerstört.
An der Nordostecke des Beringes steht der Bergfried. Er hat unregelmäßigen Grundriß. Von den fünf Ge-
schossen ist das obere neu oder wenigstens sehr stark erneuert. Das Untergeschoß ist in der Tonne gewölbt. Der Zu-
gang von außen ist offenbar alt. Ein Angstloch, wie es sonst bei Verliesen vorhanden ist, fehlt hier. Die folgenden
Obergeschosse haben Lichtöffnungen, die in tiefen Spitzbogennischen stehen. Im dritten Geschoß gegen Osten sieht
man eine Schlüsselscharte in stichbogiger Mauernische. Das erste Obergeschoß ist mit einer Spitzbogentonne ein-
gewölbt. Ein gekehltes Gesims schließt das vierte Geschoß ab. Der Turm ist aus quaderartig zugerichteten Kalksteinen
erbaut; etliche Buckelquadern finden sich darunter. Das Obergeschoß ist verputzt. Das übrige Mauerwerk der Ruine
besteht aus Kalkbruchsteinen, das am Unterbau des Herrschaftshauses quaderartig zugerichtet ist.
Die erhaltenen Teilformen am Bergfried und Palas lassen erkennen, daß der Bau der Burg in ihrer heutigen
Anlage zu Ende des 13. oder zu Anfang des 14. Jahrhunderts erfolgte.
Das erwähnte Salbuch berichtet über die Jnnenräume des Herrschaftshauses folgendes: Im unteren Gaden
befand sich ein gewölbter Saal, Fletz oder Vorhaus; 2 Gewölbe für Obst, Wildbret u. dgl., 2 Gefängnisse, ein Milch-
gewölbe; eine große gewölbte Dürniz mit einer Kammer daran; gegenüber eine gewölbte Küche, Küchenstübel, Ehe-
haltenkammer; Krautgewölbe; Bad. Im mittleren Gaden war rechts eine schöne Gaststube und 2 Gastkammern,
links wieder eine Gastkammer, dann eine Stube mit einem großen Erker, daneben eine Kammer, Kinderstübl, Kinder-
kämmerl, Ehehaltenkammer; ferner eine schöne, große Stube mit 7 Fenstern, von denen man auf die beiden Schloß-
tore und ins Altmühltal „gar ein gelegenes und lustiges Aussehen" hatte. Im oberen Gaden war ein Saal, außer-
dem ein kleines Stübl, damals als Apotheke eingerichtet, und 2 Kammern. Über dem Saal und dem mittleren Zimmer
befanden sich Getreidespeicher.
Das Schloß hatte eine dem hl. Georg geweihte Kapelle. Wolf Freymann ließ sie neu bemalen. Am Berg-
abhang war ein Weinberg angelegt, der 20—24 Eimer ertragen konnte, wie das Salbuch berichtet. Auf dem Meriani-
schen Schloßbild ist derselbe ersichtlich.
Über die Lage des Schlosses bemerkt — wie die K. D. B?) schließen — das Salbuch, dieselbe sei so schön, wie bei
wenig Schlössern in Bayern zu finden.
Steinmetzzeichen
und Hakenkreuze in der Wasserburg Kapellendorf.
Von oancl. ptnl. rmt. Hermann Schmidt-Jena.
twa in dem Schwerpunkt des Städtedreiecks Jena—Weimar—Apolda liegt die Wasserburg Kapellen-
dorf. Breit und gewaltig sind ihre wuchtigen Baumassen am Rand des gleichnamigen Dörfchens auf
einer Landzunge, die sich vom Hang des Sperlingsberges in die flache Mulde des Sulzbachtales hinab-
zieht, hingelagert. Unter ihren Baulichkeiten lassen sich deutlich drei Gruppen zusammenfassen. Die
ältesten, die nur mehr als Ruinen erhalten sind, gehören der festen, wenn auch nicht sehr ausgedehnten
Ritterburg der Herren von Kapellendorf an, die seit 1149 den Titel „Burggrafen von Kirchberg" führten.
Die meisten der heute erhaltenen Bauteile entstammen der Zeit, in der die reiche Stadt Erfurt die kleine Ritter-
burg erwarb (1348) und zu einer mächtigen Festung ausbaute. Die dritte Gruppe umfaßt die Umbauten und den
schloßartigen Neubau des sogenannten Prinzessinnenbaues, die von Sachsen-Weimar aus vorgenommen wurden,
in dessen Besitz die Burg 1508 pfandweise und 1666 endgültig überging.
Da die Bautätigkeit der Stadt Erfurt in die Zeit der Gotik fällt, sollte man vermuten, daß die Gebäude dieser
Zeit auch die uns von Steinbauten der Gotik her reichlich bekannten Steinmetzzeichen tragen.
D Literatur siehe: Joses Lehner-Burgstall, Burgen und Schlösser im untern Altmühlgebiet. Riedenburg 1920. S. 227.