Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 35.1934

DOI Artikel:
Nieß, Peter: Die Ronneburg, ein Edelstein im Kranze deutscher Burgen
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.35024#0015
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Die Ronneburg,
ein Edelstein im Kranze deutscher Burgen.
Von P. Nieß, Büdingen.


1e Ronneburg muß zu den schönsten Burgen unseres Heimatlandes gerechnet werden. Stolz ragt sie
' von einem steilen Basaltfelsen des südlichen Vogelsberges in die Lande. Und wie sie einst in grauer
Vorzeit als Beherrscherin der wichtigen Straßen und des fruchtbaren Landes den anstürmenden Feinden
trotzte, so schlägt sie auch heute noch den Ankommenden in ihren Bann. Vollendet schön ist die Har-
monie ihrer Formen und Farben. Stattliche Wehrtürme, weiß und gelb geputzt, mit roten und braunen
Ziegelhelmen bedeckt und mit sattgrünen Efeuranken wie zum Feste geschmückt, wuchten aus dem farbigen Gestrüpp
des Berges hervor. Und dazwischen, da baut es sich auf, ein Bild, wie es in gleicher Weise selten anzutreffen ist. Da
stehen sie, die hochragenden Steilgiebel des 14. Jahrhunderts, ruhig und vornehm, nur durch die Wucht der Flächen
wirkend; da stehen reichbelebte Renaissancebauten aus der Zeit des stolzen Grafengeschlechtes von Menburg-Ronne-
burg, mit den wundervollen Konturen und einem unvergleichlichen Licht- und Schattenspiel. Hoch oben aber steigt
der sagenumwobene Bergfried, alle übrigen Bauten überragend, alle anderen Werke mit seiner klassisch-schönen
Kuppel krönend, aus den Giebeln und Dächern der Burg hervor. Einige Stunden hier oben, innerhalb der trotzigen
Türme und Mauern, die einst die Einwohner der umliegenden Dörfer vor Not und Gefahr schützten, nun aber in
so versöhnlicher Weise einen Bund mit der blüten- und farbenreichen Natur geschlossen zu haben scheinen, werden
jedermann unvergeßlich bleiben.
Auf die hochinteressante Geschichte der Burg können wir hier nicht näher eingehen. Nur soviel sei gesagt, daß
die ältesten Teile der Burg mit dem unteren Teile des Bergfrieds aus der Zeit der Herren von Büdingen stammen,
die als Wetterauer Landvögte und Schirmer des großen Büdinger Waldes an der Sicherung der Wege, Straßen
und Siedlungen in ihren Ländereien das größte Interesse hatten, aber im Jahre 1247 im Mannesstamme ausstarben*).
Durch Erbschaft kam die Burg in die Hände der Herren von Hohenlohe-Brauneck, die sie im Jahre 1313 an den
Erzbischof Peter von Mainz verkauften^). Bis zum Jahre 1476 blieb die Burg in: Besitze des Erzstifts Mainz, wurde
aber in dieser.Zeit zweckmäßig und zeitentsprechend ausgebaE). Im Jahre 1476, zur Regierungszeit des Erzbischofs
Diether (von Menburg) in Mainz, ging die Ronneburg in den Besitz des Menburger Grafenhauses in Büdingen
liberal. In den Jahren 1477 und 1478 (durch den Grafen Ludwig II. von Menburg), ferner in den Jahren 1523 bis
1555 (durch den Grafen Anton von Menburg-Ronneburg) und endlich in den Jahren 1566 bis 1600 (durch den Grafen
Heinrich von Isenburg-Ronneburg) wurde die Ronneburg zu ihrer stattlichen Größe erweitert und ausgebautH.
Im Dreißigjährigen Kriege brannte ein großer Teil der Burg aus und außerdem wurde sie von feindlichen
Völkern dreimal erstürmt und ausgeplündertH. Die Zeiten der Inspirierten (von 1712 bis 1832), der Herrnhuter unter
dem Grafen Zinzendorf (1736), vor
allem aber der Juden (von 1734 bis
1876), waren für die Ronneburg von
einschneidender Bedeutung*'). In die-
sen Jahren wurden die herrlichen
Bauten der Burg stark verwohnt
und teilweise sogar völlig ruiniert.
Zwar sind heute der stattliche Berg-
fried mit seiner schönen Kuppel, der
hohe Palas mit dem stimmungsvollen
Rittersaal, mit Küche lind Burg-
kapelle, ferner der neue Kirchensaal
(Zinzendorfsaal) über dem oberen
Tore, das Brunnenhaus mit dem
über 80in tiefen Brunnen und einem
mächtigen Tretrade noch gut erhalten,
aber die einst so prachtvollen Wohn-
*> Simon, Geschichte des Hauses
Menburg-Büdingen, Bd. I I., S. 26. —
"> Wagner, Kunstdenkmäler des Kreises
Büdingen, S. 256. — ^) Urk. im Staats-
archiv Darmstadt. — H Wagner, Kunst-
denkmäler, S. 257. — 5) Wagner, Kunst-
denkmäler, S. 260 n. f. — 6) ürk. im Archiv
zu Büdingen. —') Fürst Fr. Will,, z. ?). n. B.
in „Hessenland" 1913/15. Mb. 11. Ronnebnrg. Blick von Süden.
 
Annotationen