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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 35.1934

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Esser, Hermann: Schloß Hohenlimburg
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Lehner-Burgstall, M. Josef: Die Burg Wellheim im Schuttertale
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https://doi.org/10.11588/diglit.35024#0036
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die Stände gefügiger gewesen zu sein; in der Zeit von 1763 bis 1790 wurden allein 3354Reichstaler für Schloßbaukosten
bewilligt. Ebenso erklärte man sich zur Erneuerung des Brunnens bereit (1748) mit dem noch heute vorhandenen
schmiedeeisernen Aufsatz und der Röhrenleitung aus dem oberen Wesselbachtal, die allein 729 Rtlr. erforderte. Bereits
1785 mußten die hölzernen Röhren durch gußeiserne ersetzt werden. Die Galerie auf der Ringmauer wurde um
1753 durch Meister Meyer aus Gildehaus mit einem Kostenaufwand von 401 Reichstaleru, 56Stübern errichtet, und die
Zugbrücke 1752 für 26^ Reichstaler erneuert. Um den immer wiederkehrenden Zwistigkeiten wegen der Schloßbaukosten
vorzubeugen, einigte man sich 1780 dahin, daß fortan das Land folgende Teile des Schlosses zu unterhalten habe:
Ringmauer, Turm, Schloßbrunnen, Wachtturm und Wasserleitung; einen Betrag von 36 Reichstalern 24 Stübern jähr-
lich für Reparatur hielt man für ausreichend. Die Zugbrücke wurde wegen ihrer unpraktischen Anlage schon im Jahre 1784
durch eine „ordinaire liegende Brücke" ersetzt.
Mancherlei Veränderungen brachte das 19. Jahrhundert. 1802 wurde das Gefängnis auf der Burg — das
Verlies im Berchfrit war dem humanen Zeitalter nicht mehr angemessen! — erneuert, Türen und Fenster gesichert,
damit das bis dahin übliche regelmäßige Entweichen der Häftlinge verhindert werde. Verhängnisvoll für den statt-
lichen, hochragenden Berchfrit war der Blitzstrahl, der ihn in der Frühe des 20. Juli 1811 traf und bis zur Hälfte
zerschmetterte.
Seit Verlegung der Hofhaltung nach Rheda (1756) standen die Wohnräume leer, um nur bei seltenen Be-
suchen Verwendung zu finden. Ein Droste leitete die Verwaltung des Schlosses und der Grafschaft; ihm waren
einige Zimmer zur Verfügung gestellt. Im Nebengebäude hatte sich die Regieruugskanzlei häuslich niedergelassen;
zur Zeit der Fremdherrschaft wurde das Schloß als Sitz des Tribunals vorgeschlagen und vom Präsekten „nicht un-
günstig beurteilt". Graf Emil Friedrich von Bentheim war mit dem Plane einverstanden, ja sogar bereit, den Fest-
saal als Sitzungszimmer herzugeben. Trotzdem Hagen und Altena die größten Anstrengungen machten, entschied
sich die Regierung für Limburg, um dann doch den Plan aus unbekannten Gründen auszugeben.
Erst seit dem Jahre 1903 dient das Schloß wieder einem Glieds der fürstlichen Familie, dem Prinzen Carl
zu Bentheim mit seiner Gemahlin, zu ständigem Aufenthalt.
Schloß Hohenlimburg! Sieben Jahrhunderte schwanden, seit auf der Höhe der Grund zur Feste gelegt ward.
Vieles sank dahin im Wechsel der Zeiten, aber stolz ragt noch heute Hohenlimburgs Wahrzeichen empor und bewahrt
die Erinnerung an eine große und reiche Vergangenheit.
Quellen: 1. Fürstliches Archiv Rheda. —2. Kirchenarchiv Elsey. — 3. Westfälisches Urkundenbuch VII. Band. — 4. Ehr. I. Kremer,
Akademische Beiträge II. Band. — 5. L. v. Northof, Chronik der Grasen von der Mark. — 6. v. Steinen, Westfälische Geschichte.

Die Burg Wellheim im Schuttertale.
Von Josef Lehn er, Burgstall.
Erschlossen" ist seit dem Mai 1916 nun auch eine der abgelegensten Gegenden des schönen Bayerlandes,
das Tal der Schütter. Wer es aber ganz „auskosten" will, benütze nicht die Zweigbahn Dollnstein—Ren-
nertshofen, sondern wandere zu Fuß von Ingolstadt über Nassenfels hinauf bis zum Ursprung des
schmächtigen Baches. Die durch denselben gebildete Taleinsenkung zwischen Altmühl und Donau ist
schon ihrer gleichmäßigen Tiefe und ihrer Breite wegen als ein Ergebnis einstiger vorgeschichtlicher
Arbeit eines gewaltigen Wasserstromes zwischen den beiden genannten Flußtälern erkennbar. Die Donau führte
einst hier den größten Teil ihrer Fluten hindurch; dort, wo die diluvialen Ablagerungen solches bezeugen, sandte sie
einen Arm ostwärts. Das Aussehen des Tales ist durch die Bewaldung seiner Hänge mit Buchen und Fichten, durch
seine abwechselnden Ortschaften, insbesonders beim romantischen Wellheim, ungemein anmutig.
Die Burg, so schildern sie die „Kunstdenkmäler Bayerns", erhebt sich in äußerst romantischer Lage nördlich
von Wellheim auf zerklüfteter Dolomitkuppe, die eine Grabensenkung an der Nordseite vom höher ansteigenden
Bergmassiv trennt. Am besten erhalten ist der Bergfried. Er steht im Zentrum der romanischen Burganlage, die
ein unregelmäßiges, den Formen der Kuppe folgendes Rechteck beschreibt. Die Anlage ist quadratisch. Den äußeren
Mauermantel verkleiden Dolomitquadern von 20—60 ein Höhe. Sie haben größtenteils Buckel. Der innere Mantel
besteht aus glatten Quadern. Die Einsteigöffnung an der Westseite ist rundbogig. Sie lag ursprünglich etwa 6 in
über dem Burghof. Das Verlies war flach gedeckt. An der Ostseite des letzteren befindet sich ein schmaler Lichtschlitz.
Weitere Lichtschlitze sind in den Obergeschossen. An der Südseite springen gegen Schluß des romanischen Mauer-
werkes drei Kragsteine vor, auf denen pultförmig schließende Mauerpfeilerchen ruhen. Es handelt sich also um den
Rest einer gekuppelten Pechnase. Eine weitere kann sich in der gleichen Flucht an der Ostecke der Südseite befunden
haben. Das Mauerwerk zeigt an der fraglichen Stelle Ausflickungen. Das Schlußgeschoß des Bergfrieds wurde,
wohl im 16. Jahrhundert, in Backsteinen ausgebaut. An der Ostseite befinden sich hier zwei Stichbogenfenster, an den
drei übrigen Seiten je eine Rundpforte für Feuerwaffen in Stichbogennischen, die außen gestuft sind. An der Nord-
westecke des Turmes ist der Außenmantel abgebrochen.
 
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