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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 35.1934

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Lehner-Burgstall, M. Josef: Die Burg Wellheim im Schuttertale
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https://doi.org/10.11588/diglit.35024#0038
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2. Von diesem Vorwerke erstreckte sich, die äußere Ring-
mauer genannt, eine Mauer bis zum äußeren Tor. Ein
runder Turm, noch 36' hoch und 50' im Umfang messend,
teilt die Mauer in zwei Seiten.
3. Der viereckige Turm am äußeren Tor. Er ist noch
jetzt (1857) 18' hoch und auf der Westseite 22', hat eine
Weite von 9' und in seinem unteren Geschosse ein Gewölbe
mit Schießscharten. Er bildete die Nordseite des
4. äußeren Tores, und eine viereckige Öffnung erweist,
daß dieses Tor mit starken und 9' langen Balken von innen
verriegelt wurde. So stellt es sich auch an dem auf der rechten
Seite des Turmes noch vorhandenen Mauerstumpfe dar.
5. Obenerwähnte äußere Ringmauer des Burggrabens.
Sie ist noch immer 20' tief in den Burggraben herunter,
während sie, bis zum runden Turm sich in einer Länge
von 68' abgeteilt, durch zwei Mauerstützen erstreckt und vom
runden Turm in der Höhe von 20' und in der Länge von
40' sich hinzieht.
Das ganze bisher beschriebene Mauerwerk besteht größten-
teils aus großen, roh zugehauenen Felsblöcken in einer Breite
von 3' und zeugt von hohem Alter.
ö. Ein freier Platz, ehemals Zwinger, liegt zwischen dem
Burggraben, ist teilweise als Acker benützt. Hier wurde
schon manches Altertum und erst 1855 der große Tor-
schlüssel gefunden.
6. Die untere Burg.
6. Um diese zieht sich eine 4' dicke und 30' hohe Ringmauer, die ebenfalls wie die untere Ringmauer aus massiven,
an der Vorderseite behauenen Felsenstücken besteht und alle Kennzeichen eines hohen Alters trägt.
7. Das Tor in die untere Burg; es war mit einem Schließtürlein versehen.
8. Links von diesen: Tore stoßen die Stallungen an, deren Seitenwände den jüngsten Bau in der ganzen Burg
bilden. Die erste Stallung ist 20' lang und 17' breit, die obere Stallung ist 30' breit und 20' lang.
9. Oberhalb derselben ist ein Vorwerk mit Türe, zur Bestreichung der Ostseite.
I). Die mittlere Burg.
10. Der Eingang in dieselbe.
11. Ein ehemaliges Gebäude, von den: nur mehr Schutt vorhanden ist, ohne Zweifel für die Dienstboten be-
stimmt, die gewöhnlich in den „Ritterschlössern" in der äußeren und unteren Burg wohnten.
12. Die Ringmauer der mittleren Burg.
13. Eine unter dem Schutte fortlaufende, aus großen Felsenquadern bestehende Grundmauer, wahrschein-
lich (?) ein Überbleibsel des Römerkastells (!).
14. Die Fortsetzung der großen Ringmauer, 60' lang, 4' dick, 30' hoch. Sie ist, wie man leicht bemerkt, in späterer
Zeit um 9' erhöht worden.
15. Ein großer Schutthaufen von Mauer- und Ziegelsteinen, der Rest einer hohen und starken Mauer zwischen
der mittleren und oberen Burg.
L. Die innere oder obere Burg.
16. Ein Schutthaufen vom ehemaligen Wohngebäude.
17. Ein zwei Stock hohes, 20' langes und 27' breites Wohngebäude mit noch vier großen, 5' hohen gewölbten
Fensterstöcken, nach neuerem Baustil, aber auf viel älterem Grunde, die Westseite bildend.
18. Der Söller, nebst dem 4' breiten Aufgange, mit herrlicher Fernsicht in das Schuttertal über Wellhein:
und Aicha.
19. Das höchstgelegene Gebäude der Burg, der Bankettsaal. Dieser ist 58' lang und 27' breit, die noch 22' hohen
Mauern bestehen aus rohen, nur von der Außenseite behauenen Steinen, sind 4' dick und weisen auf ein sehr hohes Alter.
Der Saal hatte gegen Osten sieben viereckige Fensterstöcke, gegen Süden drei, gegen Westen, wo der Eingang von
der Galerie aus war, zwei, und gegen Norden einen Kreuzstock, sämtlich in einer Höhe von 4'. Späterhin wurden
diese Kreuzstöcke um 2' erhöht und mit einer Wölbung von Ziegelsteinen versehen. In diesem Prunkzimmer wurden
die Gelage und Mahlzeiten gehalten, während an den Wänden die Helme, Panzer und Schilde hingen.
Unter diesem Saale sind noch drei geräumige, gewölbte Keller, die als Weinkeller und Vorratskammern dienten,
vorhanden. Daß diese Burgverliese waren, ist in Abrede zu stellen; denn für Gefängnisse gab es im „Römerturm"
und in den anderen Türmen der Burg überflüssig Platz, und die Edelleute der Vorzeit besaßen wohl so viel Gefühl (?),
daß sie über den Köpfen unglücklicher Gefangener weder wohnen noch Gelage halten wollten, meint Böhaimb

6rmnii'i88 äee ö„i^ rn IVelllieii».


Mb. 32. Wellheim lLageplcm 1857).
 
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