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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 40.1939

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Roemisch, Bruno: Akershus - Norwegens stolze Wehrburg aus dem Mittelalter: ihre Geschichte und die deutschen Baumeister
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https://doi.org/10.11588/diglit.35029#0003
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Zeitschrift für Wehrbau, Wohnbau unü Stäütebau
der Burgwart
Jahrbuch öer Vereinigung zur Erhaltung üeutfcher Burgen
Herausgeber: Professor Soöo Cbharöt, Architekt, Marksburg b. Sraubach a. Rhein
Vurgverlag, G.m.b.h., Marksburg b.Vraubach a.Rhein
4o. Jahrgang ^ Ser Burgwart erscheint jährlich ^ Bezugspreis 0,75 Mark für öen Bogen -- 8 Seiten Z
1939 ^ MitglieöeröervereinigungzurErhaltungöeutscherBurgenerhaltenöenBurgwartunentgeltlich ^ I7al)r cy


Mershus — Norwegens stolze Wehrburg aus dem
Mittelalter.
Ihre Geschichte und die deutschen Baumeister.
Von Bruno Roemisch, Oslo.
!ls in der ersteil Hälfte des 11. Jahrhunderts in Norwegen das Christentum eingeführt wurde, ließ der
Norwegerkönig Harald Haardraade an der Ostseite der Björviken (Björbucht) eine neue Stadt er-
bauen, die er Oslo nannte. Zentralpunkt der neuen Stadtanlage wurde der Akersberg, auf dem im
Mittelalter der Kreisthing abgehalten wurdeZ. In jenen Jahren spielte aber Oslo noch lange nicht
die Rolle der Landeshauptstadt, sondern in dieser Ehre teilten sich die Städte Bergen und Tönsberg.
Besonders erstgenannte Stadt, welche durch die Berührung mit den unternehmungslustigen Kaufleuten der deutschen
Hansa früh zu einem rasch ansteigenden Wohlstand aufblühte, wurde der Lieblingsort der norwegischen Könige
jener Jahre.
Im Jahre 1285 wurde Haakon Magnussön Herzog über die Provinzen Opland, Ryfylke und Hjatland. Er
schlug seinen Regierungssitz in der Stadt Oslo auf. Als er einige Jahre später, durch den Tod seines Bruders, als
Haakon V. zum König der Norweger gewählt wurde, verblieb er weiterhin in Oslo, und somit wurde sie zur Haupt-
stadt des nordlündischen Reiches erhoben. Die neue Bedeutung dieser Stadt mußte der König naturgemäß öffent-
lich unterstreichen. Auf diese Weise kam es zum Bau einer soliden Wehrburg, die heute als Schloß Akershus bekannt,
neben dem Dom zu Drontheim und der Haakonshalle zu Bergen, als eine der würdigsten und stolzen Bauten des
mittelalterlichen Norwegens bezeichnet wird-).
Das Baujahr der Akersburg ist urkundlich nicht bekannt, wie überhaupt ihre Baugeschichte in ein tiefes Dunkel
gehüllt ist, was bislang in den norwegischen Fachkreisen Anlaß zu weitschweifenden Diskussionen gegeben hat. Im
allgemeinen nimmt man an, daß die Entstehungszeit der Akersburg in die Jahre von 1288 bis 1308 fällt. Im letzt-
genannten Jahre muß sie jedenfalls als die Existenz einer nennenswerten Wehrbefestigung bestanden haben, denn
urkundlich steht es fest, daß die Akersburg im Jahre 1308 der Belagerung durch den Schwedenherzog Erik erfolgreich
standhielt, worüber uns die schwedische Reimchronik aus dem Jahre 1320 eine dramatisch gestimmte Auskunft er-
teilt^). Damit kann freilich die Vermutung nicht ausgeschlossen werden, daß die Akersburg im genannten Jahre
nur teilweise vollendet war. In den darausfolgenden Jahren nahm sie im politischen Leben Norwegens eine mehr
zentrale Stellung ein, sie wurde ein fester Aufenthaltsort des Königs. Auf Akersburg wurde der letzte norwegische
Königssohn vor der llnionszeit mit Dänemark geboren, und in den Wintermonaten der Jahre 1384/85 sowie 1387/88
leitete die energische Königin Margarete, die in der skandinavischen Geschichte als „der Vater" der skandinavischen
Union bekannt, von der Akersburg aus die Regierungsgeschäfte. Als das norwegische Königsgeschlecht ausgestorben
war und Kopenhagen durch die Union mit Dänemark die dänisch-norwegische Regierungshauptstadt wurde, geriet
die Akersburg in der darauffolgenden Zeit in den Hintergrund politischer und reichsherrlicher Bedeutung. Sie wurde
 
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