Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 40.1939

DOI Artikel:
Antauer, Richard: Burgruine Lichteneck im Mürztale (Ostmark)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.35029#0010
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
8

Burgruine Lichteneck im Mürztale
(Ostmark).
Von Oberlehrer Antauer, Bruck a. d. Mur.
arg Lichteneck entstand aus einem Bauerngehöft. Nach der Abwehr des letzten großen Ungarneinfalles
(955) wurde das befreite Ostmarkgebiet vom deutschen König wieder in Besitz genommen und Herzöge
eingesetzt, die aus ihrer Heimat bayrische und fränkische Bauern zur Besiedlung des Landes herbei-
riefen. Für die Belehnung mit dem Königsgut hatten diese Zins zu zahlen und mancher im Kriegs-
fälle Waffendienste zu leisten. Aus diesen berittenen Bauern und ihren Knechten ging ein neuer Stand,
der Ritterstand, hervor. Als solch adliger Knecht, der der landesfürstlichen Herrschaft zu Kindberg (auch im Mürz-
tale) zu zinsen hatte, erscheint urkundlich 1346 Hans Liechtenecker auf dem Bauernhöfe, der schon 1290 genannt worden.
Bald scheint dem ritterlichen Bauern sein hölzerner Hof zu wenig standesgemäß und wahrscheinlich zu wenig
sicher gewesen zu sein. Ein späterer Hans erbat daher und erhielt auch 1395 vom Landesherrn die Erlaubnis, „seinen
obristen hoff zu Liechteneg zu erhöhen und zu befestigen und ainem oder zwen gemauerte stockh zu bauen". Dieser
„obriste hoff", der seinen Namen „am lichten Eck" wohl verdiente, lag an Stelle der heutigen Burg auf einem schmalen
Ausläufer des Eichberges, der nach drei Seiten steil abfällt und nur auf der vierten Seite durch einen schmalen Hals
mit dem Eichberge zusammenhängt.
Damals begann der Burgbau mit dem heute noch über 22 in hohen Bergfried. Eine daran schließende Mauer
umgrenzte einen Hof, den später inneren Burghof. An Stelle dieser Mauer wurde dann nach Bedarf ein Gebäude
nach dem andern errichtet. Um diese Anlage zu schützen, wurde später, wahrscheinlich zur Zeit der Türkeneinfälle,
wieder eine Ringmauer erbaut. Auf der Bergseite wurde in diese ein Torturm eingefügt und der davor liegende
Berghals durchstochen. Über den künstlichen Graben wurde eine Brücke gelegt, deren torseitiges Drittel aufgezogen
werden konnte. Ein Teil des Zwingers zwischen Ring-
mauer und Bergfried wurde überwölbt und als Stall
verwendet.
Unter wechselnden Besitzern überdauerte die Burg die
Jahrhunderte; von einer Belagerung ist nichts bekannt,
wohl aber mag sie bei feindlichen Einfällen, unter denen
die Steiermark, „des deutschen Reiches Hofzaun", oft
genug zu leiden hatte, für die umwohnende Bevölke-
rung der Zufluchtsort gewesen sein.
Als 1757 die Verwaltung der Burgherrschaft nach
Kindberg gezogen wurde, begann der Verfall der Burg.
1792 brannte die nahe Stadt Bruck an der Mur fast zur
Gänze nieder; da überließ der Besitzer die Burg den Ab-
brändlern zur Beschaffung von Baumaterial; Erdbeben
und sinnlose Hände halfen weiter an der Zerstörung
des alten Baues, dessen hohe Mauern noch heute über
den dunklen Fichtenwald hinausragen, ein schönes Land-
schaftsbild.
Der weiteren Zerstörung Einhalt zu tun, wurde 1929
ein Burgerhaltungsverein gegründet. An Arbeiten hat
dieser trotz der Störungen zur roten Zeit und behörd-
licher Schikanen zur jüngst beendeten schwarzen bisher
folgendes geleistet: Außerhalb der Burg wurde ein
schöner Waldweg zur Burg angelegt und eine Zufahrt-
straße instand gesetzt; am Berghang wurde eine Quelle
gefaßt, die Wasserleitung in die Burg wartet aber auf
bessere Zeiten; über die noch stehenden Pfeiler wurde
eine neue Burgbrücke gelegt. Aus dem Innern wurde
der stellenweise mannshohe Schutt geräumt (ein paar
tausend Scheibtruhen voll), die Mauern und Gewölbe
wurden zum Teil ausgebessert, freiliegende Gewölbe mit
Abb.7. Burgruine Lichteneck, Mürztal. Foto:Antau«, einem Betonschutz überzogen. Die Hauptarbeit wurde
 
Annotationen