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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 40.1939

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Grimme, Gustav: Burg Trips
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https://doi.org/10.11588/diglit.35029#0013
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Foto: Grimme.
Abb, 10. Wasserburg Trips bei Geilenkirchen. Hochschloß mit Bergfried und
Tor zur zweiten Vorburg.

das also in der Hauptsache aus der Barockzeit
stammt, unterscheidet sich von dem alteren
Wohnbau vornehmlich durch das niedrigere,
tiefer heruntergezogene Dach. Das alte Haus
behielt aber bei dem Umbau sein pracht-
volles, steilaufragendes, mittelalterliches
Walmdach. Leider büßten die gesamten
Fenster der Burg ihre ursprünglichen, schönen
Kreuzsprossen ein.
Es verlohnt sich schon, das Prunkstück
der Burg, den Bergfried für sich allein zu
betrachten. Es ist ein festgefügtes Bauwerk,
dessen solide Mauerung noch jetzt Bewun-
derung einflößt. Nur wenige winzige Fen-
sterchen und Mauerschlitze gaben dem In-
neren unzureichendes Licht. Die jetzt all
verschiedenen Stellen angebrachten großen
Fenster stammen aus neuerer Zeit, als man
den Berteidigungsturm im Inneren zu einem
Wohnturm ausbaute. Daß seine niedere
Dachhaube der Bauperiode des 18. Jahr-
hunderts entstammt, also keineswegs mittel-
alterlich ist, erkennt selbst der Laie. Wie ein
Deckel stülpt sich dieses Dach auf die qua-
dratische Mauermasse des Turms. Wie fein
aber passen beide Teile, Turm und Dach, zueinander, eine vollkommene, geschlossene Einheit bildend! Wie gut ist
bei dieser Bedachung dem Baumeister der Übergang aus dem Viereck zum Achteck mit der kleinen, aufsetzenden Laterne
gelungen! Das sieht so selbstverständlich aus, als könne es gar keine andere Lösung geben. Und doch, wie viel künst-
lerische Überlegung und welch feiner Geschmack steckt dahinter! Wie unerschöpflich ist doch die Erfindungsgabe der
alten Barockbaumeister, die für ihre Dächer und Turmhelme immer neue Formen ersannen, immer rickstig, immer
geschmackvoll. So vergleiche man einmal die zierliche, niedere Turmhaube der Burg Trips mit dem ungeheuren,
dickbauchigen Turmhelm des benachbarten Schlosses Leerodt. Grundverschieden sind die beiden in Form, Volumen
und Silhouette, und dennoch sind sie schön, alle beide. Nun mag man sich den Kopf zerbrechen, wie wohl der Tripser
Turm ausgeschaut haben mag, ehe ihm die
barocke Haube aufgestülpt wurde. Genaueres
darüber ist nicht auszumachen. Aber vielleicht
geben uns die kleinen, halbrunden Bor-
sprünge an den Ecken des Turmes unterhalb
des Daches einen Anhaltspunkt. Sind es
nicht alte Wehrtürmchen, die vielleicht einst-
mals mit einer kegelförmigen Spitze oben
abschlossen? Die gleichen Wehrtürmchen fin-
den sich übrigens noch wieder hoch oben an
den Ecken des alten Hauses, wo sie nach
unten hin in langen, bis zum Wasserspiegel
reichenden Mauerstreifen (Lisenen) aus-
laufen. Diese in luftiger Höhe angebrachten
Ecktürmchen von Schloß Trips werden von
den Sachverständigen als hervorstechendster
Charakterzug des ganzen Baues ausgegeben.
Danach liegen hier die ersten Anfänge der
runden, für die niederrheinischen Burgen so
charakteristischen Ecktürmchen, die mit der
Zeit von oben her immer tiefer herunter-
gezogen werden, bis sie schließlich den Erd-
boden oder den Wasserspiegel berühren.
(Man vergleiche wiederum den an der Vor- Grimme,
bürg von Schloß Leerodt angebrachten, Abb. 11. Wasserburg Trips bei Geilenkirchen. Hochschloß und Torausfahrt der
hübschen Eckturm, der in halber Höhe des zweiten Vorburg.
 
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