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Starosten. Das Schloß blieb
dauernd bewohnt, wurde daher
leidlich instandgehalten.
Auf dem Nordparcham,
rechts vom Tore, wenn man in
das Schloß geht, baute der
Starost Raphael Dzialynski (1542
bis 1572) ein neues Haus und
eine Badestube, die 1565 bereits
erwähnt werden. 1730 war dieses
Haus wüst, es wurde aber ver-
merkt, daß es für den Hofstaat
(polnisch: Fraucymer!) der Köni-
gin Bona erbaut sei. Bona
Sforza, Tochter des Herzogs Jo-
hann Galeazzo Sforza von Mai-
land, heiratete 1518 den König
Sigismund I. von Polen, der
1548 starb. Ter Bau ist daher
genaller in die Jahre 1542—1548
zu setzen. Steiner zeichnet ihn als
niedrigen Bau mit zehn niedrigen
Ziergiebeln, wie sie auf dem
Amtshause „po rvlosüu", d. h.
nach wälscher Art genannt wer-
den. Hiervoll sind jetzt nur
Fundamentreste erhalten. Von Abb. 47. Strasburg. Grundriß vom Jahre 1655.
den Gemächern des Bades wird
1565 ausdrücklich gesagt, daß sie an die Mauer des Schlosses selbst angebaut seien. Ein zweites Gebäude gegen
Osten, dem Schlosse gegenüber, wird 1565 ebenfalls erwähnt; es steht noch heute als stattlicher zweigeschossiger
Bau von 12,85:53,50 in Größe. Es hatte 1565 italienische Giebel, welche die kleinen, mit Pfannen gedeckten
Dächer verdeckten, also vieleicht ähnlich wie auf den nach 1555 erbauten Tuchhallen zu Krakau, oder mehr noch
den Renaissancegiebeln des Schlosses Golau entsprechend. Daß die Königin Bona italienische Künstler ins Land
zog, ist bekannt. Das Haus hat diese Architektur längst verloren und trägt jetzt ein abgewalmtes Satteldach; es
sind aber im Erdgeschoß noch die schön profilierten Balkendecken des 16. Jahrhunderts erhalten. Das Haus wurde
später Starostenwohnung, seit 1772 Amtshaus der Kgl. Preußischen Domäne. Seit 1939 gehört es als Ver-
waltungsgebäude dem Reichsarbeitsdienst für die Arbeitsdienstgruppe 500. Im 2. schwedisch-polnischen Erbfolge-
kriege war Strasburg vom 20. November 1655 bis zum 1. Dezember 1659 im Besitz der Schweden; damals
ließ König Karl X., Gustav von Schweden, aus dem Hause der Pfalzgrafen bei Rhein, das Schloß mit der
großen Vorburg und die Stadt durch eine Bastionär-Befestigung verstärken. Im 17. Jahrhundert war Anna,
die Tochter des Königs Johann III. von Schweden (1568—1592) und Schwester des Königs Sigismund III.
von Polen Starostin von Strasburg, von 1604 bis zu ihrem Tode 1625. Es läßt sich aber nicht Nachweisen, daß
sie hier gebaut hat, sie wohnte abwechselnd in Strasburg und Schloß Golau.
Im Jahre 1787 brannten in der Stadt eine größere Anzahl von Häusern
ab, zum Wiederaufbau wurden Ziegel vom Ordensschloß abgebrochen, und
damit verschwand dieses, — dasselbe Schicksal erlitten damals auch die Ordens-
burgen in Schlochau und Tuchel! Es blieben nur erhalten der große Turm,
Teil des Südflügels, der zum Stall uni gebaut wurde, und einige Vorburg-
mauern. Am 1. April 1908 wurden die Flächen und die ordenszeitlichen Ge-
bäude des Konventshauses von der Domänenverwaltung an den Minister der
geistlichen und Unterrichtsangelegenheiten abgegeben. Im Jahre 1940 ließ der
Bürgermeister der Stadt Strasburg die Kellerräume des Südwestflügels aus-
graben und auch den Nordostflügel untersuchen, dadurch wurde es möglich^
den Grundriß des Kellergeschosses bis auf eine kleine Lücke aufzutragen und
von hier aus kann man einen Rückschluß auf die alte Einteilung des Haupt-
geschosses machen.
Unterstützt wird dies durch eine ausführliche Gebäudebeschreibung vom
Jahre 1565, früher im Staatsarchiv Königsberg i. Pr., die sich jetzt im
Preußischen Geheimen Staatsarchiv Berlin befindet. Eine zuverlässige Ansicht
Abb. 48. -Ordensburg Strasburg.
Grundriß 1:1000.
Starosten. Das Schloß blieb
dauernd bewohnt, wurde daher
leidlich instandgehalten.
Auf dem Nordparcham,
rechts vom Tore, wenn man in
das Schloß geht, baute der
Starost Raphael Dzialynski (1542
bis 1572) ein neues Haus und
eine Badestube, die 1565 bereits
erwähnt werden. 1730 war dieses
Haus wüst, es wurde aber ver-
merkt, daß es für den Hofstaat
(polnisch: Fraucymer!) der Köni-
gin Bona erbaut sei. Bona
Sforza, Tochter des Herzogs Jo-
hann Galeazzo Sforza von Mai-
land, heiratete 1518 den König
Sigismund I. von Polen, der
1548 starb. Ter Bau ist daher
genaller in die Jahre 1542—1548
zu setzen. Steiner zeichnet ihn als
niedrigen Bau mit zehn niedrigen
Ziergiebeln, wie sie auf dem
Amtshause „po rvlosüu", d. h.
nach wälscher Art genannt wer-
den. Hiervoll sind jetzt nur
Fundamentreste erhalten. Von Abb. 47. Strasburg. Grundriß vom Jahre 1655.
den Gemächern des Bades wird
1565 ausdrücklich gesagt, daß sie an die Mauer des Schlosses selbst angebaut seien. Ein zweites Gebäude gegen
Osten, dem Schlosse gegenüber, wird 1565 ebenfalls erwähnt; es steht noch heute als stattlicher zweigeschossiger
Bau von 12,85:53,50 in Größe. Es hatte 1565 italienische Giebel, welche die kleinen, mit Pfannen gedeckten
Dächer verdeckten, also vieleicht ähnlich wie auf den nach 1555 erbauten Tuchhallen zu Krakau, oder mehr noch
den Renaissancegiebeln des Schlosses Golau entsprechend. Daß die Königin Bona italienische Künstler ins Land
zog, ist bekannt. Das Haus hat diese Architektur längst verloren und trägt jetzt ein abgewalmtes Satteldach; es
sind aber im Erdgeschoß noch die schön profilierten Balkendecken des 16. Jahrhunderts erhalten. Das Haus wurde
später Starostenwohnung, seit 1772 Amtshaus der Kgl. Preußischen Domäne. Seit 1939 gehört es als Ver-
waltungsgebäude dem Reichsarbeitsdienst für die Arbeitsdienstgruppe 500. Im 2. schwedisch-polnischen Erbfolge-
kriege war Strasburg vom 20. November 1655 bis zum 1. Dezember 1659 im Besitz der Schweden; damals
ließ König Karl X., Gustav von Schweden, aus dem Hause der Pfalzgrafen bei Rhein, das Schloß mit der
großen Vorburg und die Stadt durch eine Bastionär-Befestigung verstärken. Im 17. Jahrhundert war Anna,
die Tochter des Königs Johann III. von Schweden (1568—1592) und Schwester des Königs Sigismund III.
von Polen Starostin von Strasburg, von 1604 bis zu ihrem Tode 1625. Es läßt sich aber nicht Nachweisen, daß
sie hier gebaut hat, sie wohnte abwechselnd in Strasburg und Schloß Golau.
Im Jahre 1787 brannten in der Stadt eine größere Anzahl von Häusern
ab, zum Wiederaufbau wurden Ziegel vom Ordensschloß abgebrochen, und
damit verschwand dieses, — dasselbe Schicksal erlitten damals auch die Ordens-
burgen in Schlochau und Tuchel! Es blieben nur erhalten der große Turm,
Teil des Südflügels, der zum Stall uni gebaut wurde, und einige Vorburg-
mauern. Am 1. April 1908 wurden die Flächen und die ordenszeitlichen Ge-
bäude des Konventshauses von der Domänenverwaltung an den Minister der
geistlichen und Unterrichtsangelegenheiten abgegeben. Im Jahre 1940 ließ der
Bürgermeister der Stadt Strasburg die Kellerräume des Südwestflügels aus-
graben und auch den Nordostflügel untersuchen, dadurch wurde es möglich^
den Grundriß des Kellergeschosses bis auf eine kleine Lücke aufzutragen und
von hier aus kann man einen Rückschluß auf die alte Einteilung des Haupt-
geschosses machen.
Unterstützt wird dies durch eine ausführliche Gebäudebeschreibung vom
Jahre 1565, früher im Staatsarchiv Königsberg i. Pr., die sich jetzt im
Preußischen Geheimen Staatsarchiv Berlin befindet. Eine zuverlässige Ansicht
Abb. 48. -Ordensburg Strasburg.
Grundriß 1:1000.