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Busse, Elisabeth von [Hrsg.]
Formenschatz für Mutter und Kind: ein Hilfsbuch zum Zeichnen für junge Mütter und Kindergärtnerinnen — Leipzig, 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.25875#0241
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29

so still in seiner Schaukel, heute flatterte er
lustig umher. ver Hund sprang über einen
Stock, ein andermal trug er ein Rörbchen im
Maul. vasselbe Tierchen kann Tag für Tag
Gelegenheit zu einer neuen varstellung geben.
Glaubst du nicht, daß das zu immer schärferem
Beobachten führen muß? Das Zeichnen nach
lebenden lvesen kann ja nie ein eigentliches
Kbzeichnen sein, sondern es besteht in scharfem
Beobachten, schnellem Linprägen in das Ge-
dächtnis und treuer lviedergabe aus dem
Gedächtnis. Was das Rind bei der Dar-
stellung des einen Tieres gelernt hat, hat es



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en.

iter. Nichts inte-
der Nkensch, darum
eichenkünsten nicht
iter und Nkutter,
es in jedem Bilde
zeichnen, so heißt
I s, dann den paul,
: Treppe hinunter-
>en Baum klettert.
u das alles kannst;

daß ihm selbst
1 rschwebt. So lasse
Studien beginnen,
d mit dem leidigen:

> :s vorwärtsstreben
'zeichnungen irgend
s zu machen. vas
je nach dem Grade
)t seine Zeichnung
i, so ist ihm das
coichtig geworden.
rge auch nicht, da
Sch weiß einen

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besseren kveg, erinnere z. B. an den Rnaben,
den ihr beim Reifentreiben gesehen habt.
vas lkind im Bild soll auch einen lleifen
treiben, und mit dem Reifen wird ganz von
selbst der Krm erscheinen. Ich glaube nicht,
daß ein lkind von selbst die bekannten ge-
spreizten fünf Finger zeichnen würde, wenn
die Trwachsenen nicht immer vorsagen würden,
nun noch die Finger; wie viele müssen es
sein?

Ebenso wie das Rind selbst am besten
durch eigenes Tun sich entwickelt, so laß auch
seinen gezeichneten llkenschen sich dadurch aus-
gestalten, daß er von einer Tätigkeit zur
anderen geführt wird. Soll sein Fuß eine
Nuß zertreten, so muß das Rnie sich beugen;
soll der vater drohen, so muß er den Zeige-
finger ausstrecken, hat der lNatrosenanzug
eines llnaben besonderes Interesse erweckt,
so muß ja mit dem llkatrosenkragen und lkock
zugleich eine Krt Leib entstehen und mit den
lkniehosen zugleich die Beine. Ts ist also
gerade der umgekehrte lveg, den der Rünstler
empfehlen muß; er geht von der menschlichen
Gestalt aus und legt das Gewand darüber,
das lkind gelangt vom ärmel zum klrm, von
der Brille zu den Kugen.

viel ist schon gewonnen, wenn jetzt in
den Schulen Blätter, Schmetterlinge und aus-
gestopfte Tiere gezeichnet werden; es wird
vielen lkindern mehr Zreude bereiten als
das bisherige Drnamentzeichnen. klber das
eigentliche Interesse des lkindes gewinnen wir
erst mit den lebenden Tieren und llkenschen,
und nur wer täglich und stündlich mit dem
lkinde zusammen ist, wird in der rechten
lveise llnschauung und varstellung, Leben
 
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