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V. Die bandkeramischen Funde
Die Ausbeute an Funden war verhältnismäßig gering, im Vergleich zu dem Umfang
der Grabung und gemessen an anderen Siedlungsgrabungen ist sie sogar dürftig zu nennen.
Viele Gruben waren ganz fundleer, die meisten bargen nur wenige Scherben, auch die
großen Grubenwohnungen und ausgesprochenen Abfallgruben waren nicht sehr ergiebig.
Es gab selten mehr als zwei bis drei Margarinekisten voll Keramik aus einem solchen
Komplex. Das mag daran liegen, daß die Siedlung am Schluß der verschiedenen Be-
wohnungsabschnitte friedlich aufgegeben wurde. Eine gewaltsame Zerstörung der Hütten
ist scheinbar nie erfolgt, und auch durch Brand oder sonstige Katastrophen sind nur
wenige Gebäude einer bestimmten Periode zu Grunde gegangen (s. u. S. 159). Erst durch
solche Ereignisse kommen die großen Mengen von Keramik und anderen Gegenständen
unter den Boden, wie man sie in vielen anderen Grabungen gefunden hat. Dazu fehlt es
an einer die Siedlung bedeckenden Kulturschicht.
A. Die Keramik
Infolge des Umfanges der Ausgrabung ist es nicht möglich, aber auch nicht nötig, hier
den Inhalt jeder einzelnen Grube zu verzeichnen. Vieles wiederholt sich und braucht des-
wegen nicht besonders erwähnt zu werden. Es wird deshalb nur die wichtigste Keramik
beschrieben und ihre Entwicklung, wie sie sich aus der Betrachtung der einzelnen Fund-
komplexe ergibt, herausgearbeitet.
1. Gefäßformen und Tonbeschaffenheit
Die in Lindenthal vorkommenden Gefäßformen sind auf Abb. 9 zusammengestellt.
Alle Gefäße zeigen die für die Bandkeramik typischen weichen Formen. Der Boden ist
fast immer gerundet, nur in der älteren Stufe, dem reinen Flomborner Stil (s. u. S. 116),
gibt es daneben auch „angedeutete“ Standböden. An einzelnen Formen sind zu nennen:
a) Der große Vorratstopf kommt am häufigsten unter den Funden vor; von ihm
stammen die meisten der groben unverzierten Scherben. Infolge seiner Größe sind
allerdings selten so viel aneinanderpassende Scherben vorhanden, daß eine Ergänzung
möglich ist; daher sind nur sehr wenige ganze Gefäße dieses Typs bekannt. Fast
immer sind Grifiknubben, Henkel und Warzen auf der Gefäßwand angebracht, teils
zum praktischen Gebrauch als Handgriffe und Schnurösen, teils als Schmuck. Eine
seltene Abart ist der Vorratstopf auf drei Füßchen. Profile mit scharf umgebrochenem
Rande wie Taf. 51,1 kommen sehr selten vor und scheinen sich auf die älteste Stufe
zu beschränken.
b) Die weitmündige Kalottenschale diente wohl auch zum Aufbewahren von
Vorräten. Neben großen Gefäßen erscheinen kleinere, die aber besser als kalotten-
förmige Kümpfe in die Reihe der Kleingefäße gestellt werden.
c) Die geradwandige Schale ist sehr häufig und fast immer mit Warzen und nasen-
artigen Randverzierungen versehen. Diese Form erscheint gleicherweise in der groben
wie in der feinen, verzierten Keramik.
d) Der Kumpf ist das vorherrschende Kleingefäß. Er kommt in allen möglichen For-
men vor, die man in drei Haupttypen einteilen kann: den steilwandigen, den birnen-
förmigen und den kalottenförmigen Kumpf. Die meisten verzierten Gefäße gehören
diesen Typen an.
e) Die Flasche erscheint als großes Vorratsgefäß, wohl entsprechend der heutigen Ver-

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