Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Herrmann, Paul
Programm zum Winckelmannsfeste der Archäologischen Gesellschaft zu Berlin (Band 48): Das Gräberfeld von Marion auf Cypern — Berlin, 1888

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.731#0012
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
12

(leckung dieser Nekropole und die Nummerirung der Gräber im westlichen Theil be-
gonnen haben wird, so werden die ältesten Gräber in den östlichen, d. h. von den
Ruinen nördlich von Polis tis Chrysokou am weitesten entfernten Theil verlegt. Die
Gräber der zweiten Gruppe sind gleichmässig in den drei Nekropolen vertheüt, doch
sind sie vorzugsweise für Nekropolis I und III typisch, wo dagegen die Gräber der
1. Gruppe verhältnissmässig selten sind. Die hellenistisch-römischen Gräber endlich
kommen ebenfalls in allen drei Nekropolen vor, doch liegen sie meist wieder in Nekro-
polis II, und zwar tragen sie die niedrigen Nummern, werden also den westlichen Theil
der Nekropole, der an I und III grenzt, einnehmen.

Erinnern wir uns jetzt, dass an den nordwestlichen Zipfel von Nekropolis II die
Trümmer einer Niederlassung grenzen, welche nach Ohnefafsch-Ricliters Angabe einen
wesentlich alteren Charakter tragen sollen als die Ruinen nördlich von Polis tis Chry-
sokou, so ist es kaum abzuweisen, zwischen diesen und dem ältesten Theil der Nekro-
polis II einen Zusammenhang herzustellen. Hier erfolgte die erste Gründung, d. h. wir
haben in diesem älteren Trümmerfeld die Reste der Stadt Marion zu erkennen. Die
Nekropole von Marion begann unmittelbar an den Mauern der Stadt und dehnte sich
nach Westen hin aus, sodass sie während des 5. und 4. Jahrhunderts die Gegend er-
reicht hatte, wo heute Nekropolis I und III liegen. Am Ende des 4. Jahrhunderts er-
folgt die Zerstörung der Stadt durch Ptolexaaios und die Neugriindung von Arsänoe.
Doch wird die neue Stadt nicht unmittelbar auf den Trümmern der älteren erbaut,
sondern etwas mehr westlich davon, an den Ufern des Flusses, der jetzt den Namen
Aspropotamo führt. Die Ruinen nördlich von Polis tis Chrysokou sind danach die
Reste von Arsinoe. Die Arsinoi'ten begruben ihre Todten in der alten Nekropole von
Marion, die sich dicht vor den Mauern ihrer Stadt nach Süden und Osten hin ausdehnte,
einer Fortsetzung der Nekropole in der ursprünglichen Richtung nach Westen setzte der
Sluss ein Ziel. So kommt es, dass wir eine besondere Todtenstadt von Arsinoe nicht
kennen9) und dass die Bestattungsplätze beider Städte nur ein einziges grosses Gräber-
feld bilden, das eine Benutzung durch mehrere Jahrhunderte erkennen lässt.

II. Die Funde.

Die Funde, welche durch die Ausgrabungen in überreicher Fülle zu Tage ge-
fördert worden sind, verdienen unsere Aufmerksamkeit namentlich aus zwei Gesjchts-

*) Es ist nach den obigen Ausführungen nicht angingig, die Gräber in Sekrop. I u. III un-
mittelbar zu Arsinoe zu rechnen, wie Dümraier vermuthet, vgl. Arch. Jahrb. II S. 1G8 Anm. 1.
 
Annotationen