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fackeltragenden Genien die Sinnbilder des Sonnenauf-
und -Unterganges und in der Hauptfigur des opfernden
Gottes das Gestirn selbst im Kulminationspunkte seiner
Macht und Stärke sehen. Die Erklärung scheint uns
nicht annehmbar, besonders weil in fast allen Mithras-
monumenten Sonne und Mond eigens dem mystischen
Opfer beiwohnen. Es scheint somit richtiger, sie, wie
Einige wollen, als Symbole des nächtlichen Gestirns
anzusehen, so class man in dem einen Genius das
Sinnbild des zunehmenden, in dem anderen das des
abnehmenden Mondes zu erkennen hätte. Auch liesse
sich, wollte man bei demselben Gedankengange bleiben,
in den beiden Fackeln das natürliche Symbol des
Herauf- und Hinabwandeins der Seele erkennen, ent-
sprechend dem Fundamentaldogma der Mysterienlehre,
das für das geistige Leben zwei Wege aufstellte: den
Aufgang und den Niedergang, wie wir sie oft auf den
Mithrasreliefs unter dem Bilde des Sonnen- und des
Mondwagens angedeutet finden, von denen der eine
auf-, der andere absteigt.

Im Vorbeigehen mag hier daran erinnert werden,
dass die Wendepunkte der Sonnenbahn, der des
Krebses und des Steinbockes, die beiden Pforten des
Himmels genannt wurden, da man glaubte, dass durch
die Pforte des Krebses, die unserem Planeten am
nächsten ist und deshalb auch Mondpforte hiess, die
Seelen zur Erde herabstiegen, während sie durch die
entferntere Pforte des Steinbockes, die deshalb Sonnen-
pforte hiess, wieder hinaufstiegen und zwar nach dem
stufenweisen Durchgange durch die sieben Planeten
des beweglichen Firmamentes, während dessen sie sich
reinigten und des Einganges in den Himmel der
Seligen würdig wurden. Deshalb wird Mithras, der
 
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