ſo koſtbar, werden unnöthig umgegoſſen, um neue von geringe-
rem Metall dafür einzutauſchen.
wahren.
Für die alten Holzgetäfel und Hängwerte ſetzt man Gyps-
vecken auf, welche nach einigen Wintern zuſammenbrechen. Die
alten ſteinernen Taufbecken von merkwürdiger Steinmetzenkunſt,
müſſen neuen Gefäßen Platz machen, welche nach der Form
von Waſchzubern oder Mörſern gebildet: ſind. Die Lettner
reißt man nieder, und die ſchönen geſchmiedeten Canzellen zwi-
ſchen Chor und Schiff erſetzt man durch magere Staketen,
wie ſie etwa an einem Balkon vorkommen. Die alten Kelche
von vergoldetem Silber mit ihren Knäufen und Niſchen, und
ihren emaillirten Patenen vom 15. und 16. Jahrhundert findet
man zu maſſiv und. tauſcht dafür andere ein, weit wie eine
Knabentrommel, oder man verſchachert ein ehrwürdiges Reli-
quiarium an einen Juden um eine Schachtel von Paliſſander,
die einem Waſchkorb ähnelt. Man entfernt die alten andäch-
tigen Heiligenbilder von Stein oder Eichenholz, welche mit
ihren unterſcheidenden Attributen in ihren engen Niſchen ſtehend,
noch an die im Leben geübte Demuth erinnern und ſetzt an
ihre Stelle dieſe nichts ſagenden Figuren mit Allerweltsge-
ſichtern, kalt wie der Gyps, aus dem ſie gegoſſen ſind, zu
deren Füßen man jeden beliebigen Namen aus dem Kalender
ſchreiben könnte, und die mit ihren akademiſchen Stellungen.
Modell ſtehen, um die Correktheit ihrer Glieder zu zeigen.
Dieſe Formfülle, verbunden mit ſaftigem Fleiſch und luſt-
gem Ausdruck, ſind doch, ſollte man meinen, die ungeeignetſten
Dieſe von Geſundheit
Mittel um etwas Heiliges darzuſtellen.
ſtrotzenden Chriſtusbilder, dieſe aufgedunſenen Engel, dieſe be-
haglichen Martyrer:
tadelloſen Muskulatur behaftet ſein, um heilig zu ſein! Dieſe
Bilder beweiſen Eine Thatſache, nämlich die abſolute Unkennt-
niß der chriſtlichen Kunſt und des Prinzips, woraus die Wun-
derwerke des Mittelalters hervorgegangen ſind.
Indem ich dieſen Vandalismus geißle, hube ich keinen
andern Zweck, als nach meinen Kräften die Wiederholung ſol-
cher Fehlgriffe zu verhindern, die nach den Fortſchritten, welche
das archäologiſche Stuvinin gemacht hat, uicht wieder orkanr
ö Antiquitätsjuden auf die Sakriſteien und Chorkammern hetzen:
men ſollten.
Was die ſchadhaften gunſdenkmaler betrifft, ö ſo⸗ iſt es
beſſer, ſie befeſtigen als repariren, beſſer, repariren als er-
neuern, beſſer, erneuern als verſchönern; aber in keinem
Fall darf man ſie beſeitigen. Erſcheint uns ein alter ver-
ſtümmelter Soldat, auf deſſen Stirne Alter und Kriegsſtra-
pazen ihre Furchen gezogen, nicht unſerer Theilnahme wür-
diger, als ein junger Lion, der von dem Scheitel bis zu
den Füßen durch Friſeur, Fußbekleider und andere Künſtler
gewichst iſt? So iſt es. auch mit unſern alten Denkmälern,
die ebenfalls ihren Theil an den Ehren Frankreichs haben.
Grund genug, ſie mit Hochſchätzung zu behandeln, und ihre
Dauer zu verlängern. Sparaa 2 matris colige mem-
bra tuae!“
Dieſe Klagen des Franzoſen nüſſe befremdlich erſcchen,
7
Die Querbalken werden ab-
geſägt, ohne Rückſicht auf ihre hübſche Profilirungen und auf
ihre Beſtimmung, die Mauern vor dem Luweichen zu be-
man muß denn geſund und mit einer
da in Frankreich bekanntlich 2 Juſttute beſtehen: die Staats-
conſervation und die vielen archäologiſchen Vereine,
bei welch letzteren der Clerus zahlreich vertreten iſt welcher
derartigem Unfuge gründlich zu ſteuern berufen iſt. Doch
die Staatsconſervatoren haben, fährt der Kirchenſchmuck fort,
ſo viele Mittel auch in ihre Hände gelegt ſind, in kirchlicher
Beziehung nur Weniges verbeſſert, Vieles ſogar verſchlimmert.
Der Grund davon liegt zumeiſt in der Centraliſation.“) In
einigen Bureaux und Beamtungen in Paris wird Alles ange-
ordnet; in Paris Alles angefertigt und nach den Departements
entſandt. Die ſeit 1849 vom Staate aufgeſtellten Diöee-
ſanbaumeiſter wurden wenig paſſend ausgewählt: Es
fehlten ihnen die nöthigen Kenntniſſe der kirchlichen Architektur
und Symbolik, und deshalb auch der Geſchmack daran, ſo daß
man weit und breit über ihre Verachtung' gegen die alten Arbeiten
zu Gunſten ihrer eigenen Werke klagte. Und die Ansführung
derſelben wurde oft noch aus Gunſt ganz. unfähigen Händen
anvertraut, ſo daß bei Verſchwendung von großen Summen
noch ſehr Vieles verdorben ward, Manches unrettbar⸗ verloren
ging. Und auch die archäologiſchen Vereine entſpre-
chen den Anforderungen nicht. Sie faſſen ihre Aufgabe zu
weit, um ihre Anſtrengungen recht auf die kirchlichen Bedürf-
niſſe concentriren zu können. Andererſeits begnügen ſie ſich
zu ſehr mit der wiſſenſchaftlichen Ausbeute ihrer Forſchungen,
ohne denſelben einen praktiſchen Einfluß auf die Schöpfungen
der Gegenwart abzugewinnen. Sie gerathen über einen ge-
fundenen römiſchen Meilenſtein in Ekſtaſe, was wir ihnen
nicht gerade mißgönnen wollen. Aber eine altdeutſche Mon-
ſtranz oder Caſula ſcheint — wenigſtens vielfältig — ihnen
auch nur darum Werth zu haben, weil ſie alt iſt. Daher glaubt-
man alles gethan zu haben, wenn man ſie vor dem Gebrauch
zu dem ſie geſchaffen iſt, bewahrt durch ein — Plätzchen im
Muſeum. Wir verkennen nicht den Werth der archäologiſchen
Muſeen. Bisher als Curioſitätenkabinete mißbraucht, verſpre-
chen ſie für die Zukunft eine Quellenſammlung für die Wiſ-
ſenſchaft, Kunſtgeſchichte und für jede Art von Kunſtübung zu
werden. Aber Muſeen ſchaffen um jeden Preis, auch den der
Gerechtigkeit und Religion, Jagdmachen auf Alles, was alt
iſt, und die noch brauchbaren Requiſiten, ſelbſt geweihte, ihrer
kirchlichen Beſtimmung entziehen, den Spekulationsgeiſt der
das iſt eine andere Art von Säkulariſation, und nicht ſchöner,
als der offene Raub.
Ein invalid gewordenes Gefäß thut im Muſeum denfelben
Dienſt, wie ein ganz unverdorbenes; ein Abguß. oder eine
treue Nachbildung meiſtens auch. ö ö
Für die Erhaltung und Neubiwung d der irchuihen Runſt
erzeugniſſe iſt daher durch die Kunſtvereine in ver Form, wie
ſie in Deutſchland beſtehen, beſſer geſorgt, weil ſie mehr Bürg-
ſchaft für eine anſtändige Verwahrung und Verwendung bieten.
Wenn überall, wie es in einigen Diöceſen ſchon ausgeführt iſt,
an die Vereine ſich biſchö fliche Muſeen anſchließen, ſo wer-
„ Vergl. Kirchenſchmuck v. J. 1859. Vo. VI. S. 18 ff. aus Anlaß
einer ähnlichen Klage in Frankreich.
rem Metall dafür einzutauſchen.
wahren.
Für die alten Holzgetäfel und Hängwerte ſetzt man Gyps-
vecken auf, welche nach einigen Wintern zuſammenbrechen. Die
alten ſteinernen Taufbecken von merkwürdiger Steinmetzenkunſt,
müſſen neuen Gefäßen Platz machen, welche nach der Form
von Waſchzubern oder Mörſern gebildet: ſind. Die Lettner
reißt man nieder, und die ſchönen geſchmiedeten Canzellen zwi-
ſchen Chor und Schiff erſetzt man durch magere Staketen,
wie ſie etwa an einem Balkon vorkommen. Die alten Kelche
von vergoldetem Silber mit ihren Knäufen und Niſchen, und
ihren emaillirten Patenen vom 15. und 16. Jahrhundert findet
man zu maſſiv und. tauſcht dafür andere ein, weit wie eine
Knabentrommel, oder man verſchachert ein ehrwürdiges Reli-
quiarium an einen Juden um eine Schachtel von Paliſſander,
die einem Waſchkorb ähnelt. Man entfernt die alten andäch-
tigen Heiligenbilder von Stein oder Eichenholz, welche mit
ihren unterſcheidenden Attributen in ihren engen Niſchen ſtehend,
noch an die im Leben geübte Demuth erinnern und ſetzt an
ihre Stelle dieſe nichts ſagenden Figuren mit Allerweltsge-
ſichtern, kalt wie der Gyps, aus dem ſie gegoſſen ſind, zu
deren Füßen man jeden beliebigen Namen aus dem Kalender
ſchreiben könnte, und die mit ihren akademiſchen Stellungen.
Modell ſtehen, um die Correktheit ihrer Glieder zu zeigen.
Dieſe Formfülle, verbunden mit ſaftigem Fleiſch und luſt-
gem Ausdruck, ſind doch, ſollte man meinen, die ungeeignetſten
Dieſe von Geſundheit
Mittel um etwas Heiliges darzuſtellen.
ſtrotzenden Chriſtusbilder, dieſe aufgedunſenen Engel, dieſe be-
haglichen Martyrer:
tadelloſen Muskulatur behaftet ſein, um heilig zu ſein! Dieſe
Bilder beweiſen Eine Thatſache, nämlich die abſolute Unkennt-
niß der chriſtlichen Kunſt und des Prinzips, woraus die Wun-
derwerke des Mittelalters hervorgegangen ſind.
Indem ich dieſen Vandalismus geißle, hube ich keinen
andern Zweck, als nach meinen Kräften die Wiederholung ſol-
cher Fehlgriffe zu verhindern, die nach den Fortſchritten, welche
das archäologiſche Stuvinin gemacht hat, uicht wieder orkanr
ö Antiquitätsjuden auf die Sakriſteien und Chorkammern hetzen:
men ſollten.
Was die ſchadhaften gunſdenkmaler betrifft, ö ſo⸗ iſt es
beſſer, ſie befeſtigen als repariren, beſſer, repariren als er-
neuern, beſſer, erneuern als verſchönern; aber in keinem
Fall darf man ſie beſeitigen. Erſcheint uns ein alter ver-
ſtümmelter Soldat, auf deſſen Stirne Alter und Kriegsſtra-
pazen ihre Furchen gezogen, nicht unſerer Theilnahme wür-
diger, als ein junger Lion, der von dem Scheitel bis zu
den Füßen durch Friſeur, Fußbekleider und andere Künſtler
gewichst iſt? So iſt es. auch mit unſern alten Denkmälern,
die ebenfalls ihren Theil an den Ehren Frankreichs haben.
Grund genug, ſie mit Hochſchätzung zu behandeln, und ihre
Dauer zu verlängern. Sparaa 2 matris colige mem-
bra tuae!“
Dieſe Klagen des Franzoſen nüſſe befremdlich erſcchen,
7
Die Querbalken werden ab-
geſägt, ohne Rückſicht auf ihre hübſche Profilirungen und auf
ihre Beſtimmung, die Mauern vor dem Luweichen zu be-
man muß denn geſund und mit einer
da in Frankreich bekanntlich 2 Juſttute beſtehen: die Staats-
conſervation und die vielen archäologiſchen Vereine,
bei welch letzteren der Clerus zahlreich vertreten iſt welcher
derartigem Unfuge gründlich zu ſteuern berufen iſt. Doch
die Staatsconſervatoren haben, fährt der Kirchenſchmuck fort,
ſo viele Mittel auch in ihre Hände gelegt ſind, in kirchlicher
Beziehung nur Weniges verbeſſert, Vieles ſogar verſchlimmert.
Der Grund davon liegt zumeiſt in der Centraliſation.“) In
einigen Bureaux und Beamtungen in Paris wird Alles ange-
ordnet; in Paris Alles angefertigt und nach den Departements
entſandt. Die ſeit 1849 vom Staate aufgeſtellten Diöee-
ſanbaumeiſter wurden wenig paſſend ausgewählt: Es
fehlten ihnen die nöthigen Kenntniſſe der kirchlichen Architektur
und Symbolik, und deshalb auch der Geſchmack daran, ſo daß
man weit und breit über ihre Verachtung' gegen die alten Arbeiten
zu Gunſten ihrer eigenen Werke klagte. Und die Ansführung
derſelben wurde oft noch aus Gunſt ganz. unfähigen Händen
anvertraut, ſo daß bei Verſchwendung von großen Summen
noch ſehr Vieles verdorben ward, Manches unrettbar⸗ verloren
ging. Und auch die archäologiſchen Vereine entſpre-
chen den Anforderungen nicht. Sie faſſen ihre Aufgabe zu
weit, um ihre Anſtrengungen recht auf die kirchlichen Bedürf-
niſſe concentriren zu können. Andererſeits begnügen ſie ſich
zu ſehr mit der wiſſenſchaftlichen Ausbeute ihrer Forſchungen,
ohne denſelben einen praktiſchen Einfluß auf die Schöpfungen
der Gegenwart abzugewinnen. Sie gerathen über einen ge-
fundenen römiſchen Meilenſtein in Ekſtaſe, was wir ihnen
nicht gerade mißgönnen wollen. Aber eine altdeutſche Mon-
ſtranz oder Caſula ſcheint — wenigſtens vielfältig — ihnen
auch nur darum Werth zu haben, weil ſie alt iſt. Daher glaubt-
man alles gethan zu haben, wenn man ſie vor dem Gebrauch
zu dem ſie geſchaffen iſt, bewahrt durch ein — Plätzchen im
Muſeum. Wir verkennen nicht den Werth der archäologiſchen
Muſeen. Bisher als Curioſitätenkabinete mißbraucht, verſpre-
chen ſie für die Zukunft eine Quellenſammlung für die Wiſ-
ſenſchaft, Kunſtgeſchichte und für jede Art von Kunſtübung zu
werden. Aber Muſeen ſchaffen um jeden Preis, auch den der
Gerechtigkeit und Religion, Jagdmachen auf Alles, was alt
iſt, und die noch brauchbaren Requiſiten, ſelbſt geweihte, ihrer
kirchlichen Beſtimmung entziehen, den Spekulationsgeiſt der
das iſt eine andere Art von Säkulariſation, und nicht ſchöner,
als der offene Raub.
Ein invalid gewordenes Gefäß thut im Muſeum denfelben
Dienſt, wie ein ganz unverdorbenes; ein Abguß. oder eine
treue Nachbildung meiſtens auch. ö ö
Für die Erhaltung und Neubiwung d der irchuihen Runſt
erzeugniſſe iſt daher durch die Kunſtvereine in ver Form, wie
ſie in Deutſchland beſtehen, beſſer geſorgt, weil ſie mehr Bürg-
ſchaft für eine anſtändige Verwahrung und Verwendung bieten.
Wenn überall, wie es in einigen Diöceſen ſchon ausgeführt iſt,
an die Vereine ſich biſchö fliche Muſeen anſchließen, ſo wer-
„ Vergl. Kirchenſchmuck v. J. 1859. Vo. VI. S. 18 ff. aus Anlaß
einer ähnlichen Klage in Frankreich.