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Christlicher Kunstverein der Erzdiözese Freiburg [Hrsg.]
Christliche Kunstblätter: Organ des Christlichen Kunstvereins der Erzdiözese Freiburg — 1.1862

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Nr. 12 (Dezember 1862)
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https://doi.org/10.11588/diglit.6483#0049
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— 47 —

chen Erfolge vorzuführen, die in neueſter Zeit damit gemacht
worden ſind. —f—f—
— II. Die älteſten Glasgemälde.
Seit dem 9. Jahrhunderte begegnet uns die Sitte, ſtatt
der bunten Teppiche, womit man die Fenſteröffnungen in den
Kirchen zu verhängen pflegte, Glasfenſter anzuwenden, die aus
vielen, verſchieden gefärbten Glasſtücken moſaikartig zuſammen-
geſetzt waren, und ſo eine gewiſſe Aehnlichkeit mit jenen Tep-
pichen darboten. Solche buntgemuſterte Glasfenſter ließen die
Päpſte Leo III. (ums Jahr 800) für die St. Peterskirche,
Benedikt III. aber im Jahre 856 für die Kirche Maria Tras-
tevere fertigen. Die eigentliche Glas malerei aber treffen
wir erſt im 11. Jahrhundert, und wahrſcheinlich gebührt den
Deutſchen die Ehre ihrer Erfindung. Die älteſte Kunde hier-
über gibt ein Brief des Abtes Gozbert von Tegernſee in Bayern
an den Grafen Arnold aus dem Jahre 999 oder 1000, wo-
rin der Abt die gemalten Fenſter nicht genug bewundern kann,
welche der Graf durch Zöglinge des Kloſters hatte anfertigen
laſſen. Gegen dieſes Zeugniß zu Gunſten der Deutſchen
wurde früher geltend gemacht, der fragliche Brief ſpreche nicht
ganz deutlich von eigentlicher Glasmalerei, und ſeine Aus-
drücke könnten leichtlich auch auf gemalte Fenſter der ältern
Weiſe (buntgemuſterte ohne Figuren ꝛc.) bezogen werden. Unter
ſolchen Umſtänden ſei der Anſpruch der Franzoſen auf die
Ehre, die Erfinder der Glasmalerei zu ſein, nicht völlig zu
verwerfen, denn die Chronik von St. Benignus aus dem Ende
des 11. Jahrhunderts ſagt ganz deutlich, daß die Kirche des
heil. Benignus zu Diion bereits damals ein altes Fenſter be-
ſeſſen habe mit Darſtellungen aus dem Leben der

und andere Metallgefäße.

man mit einem Bürſtchen jede Unreinigkeit auch aus den klein-
ſten Winkeln entfernen. Wenn warmes Waſſer nicht ausreicht,
um den Schmutz zu erweichen, ſo nimmt man Lauge dazu.
Nachher werden die Stücke in reines, kaltes Waſſer gelegt und

dann in trockenem Sägmehl umgedreht, welches dann die übrige

Feuchtigkeit an ſich zieht, und endlich an der Luft — aber
nicht an der Sonne getrocknet. Ebenſo reinigt man auch Kelche
(Kirchenſchmuck.)

b. Farbe der Tragbaldachine (der ſ. g. Himmel). Es

iſt in Nro. 11 dieſer Blätter wiederholt darauf aufmerkſam

gemacht worden, daß gelb und blau keine kirchlichen Farben
ſind, und darum zu Meßgewändern nicht verwendet werden

dürfen. Leider werden beſonders gelbe Caſeln oft ſogar als
Feſteaſeln verwendet, weil ſie dem (mißleiteten) Geſchmacke

des Volkes am meiſten zufagen. Faſt ebenſo oft wird gefehlt
in der Wahl der Farben für Tragbaldachine zur Begleitung
des Sanctiſſimums. Dieſe müſſen von weißer Farbe ſein,
wogegen man dieſe meiſt von rother, ja glänzender carmoiſin-
rother Seide vorfindet. Es ſoll hier dagegen Harfunt werden,
daß wenigſtens für die Zukunft bei Neuanſchaffungen ſol-
cher Baldachine nicht gegen die ausdrückliche Vorſchrift der
Kirche gefehlt werde. — —
c. Erhaltung der Gemälde. Der belgiſche Min iſter des
In nern hat im vorſtehenden Betreff folgendes Schreiben an

die Statthalter der Provinzen erlaſſen.
Herr Statthalter! So einfach und leicht die Mittel zur

Erhaltung der Gemälde ſind, ſo lehrt doch die Erfahrung, daß

ſie bei vielen öffentlichen Verwaltungen unbekannt und unbe-
achtet bleiben.
Die Commiſſion zur Erhaltung der Kunſtdenkmale iſt oft

in der Lage, den jämmerlichen Zuſtand zu konſtatiren, in wel-

heil. Paſchaſia (alſo eigentliche Glasmalereien.) Neneſtens chem ſich wichtige Kunſtwerke durch Vernachläſſigung oder durch:

jedoch hat Herr Archivar Theodor Herberger in ſeiner
Schrift: „Die älteſten Glasgemälde im Dome zu
Augsburg“, wenn auch nicht abſolut gewiß, doch ſehr wahr-
ſcheinlich gemacht, daß die fünf Oberfenſter des Mittelſchiffes
im Augsburger Dome aus dem Anfange des 11. Jahrhunderts
ſtammen, und ſomit die allerälteſten Glasgemälde ſind, die
wir kennen. Sie wurden ohne Zweifel von den tegernſeern
Glasbrennern gefertigt, welche, wie der oben erwähnte Brief
des Abtes Gozbert ausdrücklich beſagt, mit ſo vielen Aufträ-
gen überhäuft waren, daß ſie nicht allen genügen konnten.
Dieſe fünf Glasgemälde ſtellen die altteſtamentlichen Heiligen
Moſes, David, Oſea, Daniel und Jonas dar. Kugler in
ſeiner Kunſtgeſchichte wollte ſie wegen ihrer vermeintlichen
Aehnlichkeit mit den Bildern im hortus deliciarum von Her-
rard von Landsperg ins zwölfte Jahrhundert verlegen; allein
Hr. Herberger zeigt ſiegreich, daß ſolche Aehnlichkeit gar nicht
vorhanden ſei, daß vielmehr die Augsburger Glasmalereien:
a) mit Miniaturen aus dem eilften Jahrhundert Verwandt-
ſchaft haben, daß ferner b) auch das Coſtüme der Figuren mit
den Trachten aus dem Anfang des eilften Jahrhunderts
übereinſtimme, und c) dieſe Glasgemälde gleichzeitig ſeien mit
dem Luitol'ſchen (älteſten) Bau des Augsburger Domes aus
dem Ende des 10. Jahrhunderts. (Kirchenſchmuck von 1862.
Bd. XI. H. 5.) — *

III. Miscellen. ö
a. Wie Monſtranzen zu reinigen ſind. Die Monſtranz

wird, ſoweit es angeht, auseinander genommen und die einzel-
nen Theile in warmes Waſſer gelegt. Nach einiger Zeit kann

Sonne, Staub, Rauch und ſchlechter Firniß.

gen, durch welche die Sonne eindringt,
weißlicher matter Farbe anſtreichen.

unpaſſende Behandlung befinden-

Folgende Regeln, welche in meinem Auftrage die Commiſ-

ſion aufgezeichnet hat, ſind daher den Orts⸗ und Spitalvorſtän-

den, wie der Kirchenpflegen einzuſchärfen
Die gewöhnlichſten Feinde der Gemälde ſind Feuchtigkeit,
1) Die Feuchtigkeit iſt einer der verderblichſten Feinde.
Sie verkrümmt die Holztafeln, zerfrißt die Leinwand und macht
die Farbe ſplittern. Daher ſorge man, daß immer die Luft
hinter den Gemälden durchſtreichen kann. Vor einer Mauer,
die feucht oder gar ſchon mit Salpeter bewachſen ift, bringt
man eine Holzverkleidung an, um Gemälde vor dem ſchädlichen
Einfluß der Feuchtigkeit zu bewahren.
2) Die Sonne richtet an Gemälden ſchnelle und gründliche

Zerſtörungen an. Da es nicht augeht, die Bilder mit Vor-

hängen zu verhüllen, ſo kann man ſolche an die Fenſter häu-
oder das Glas mit

3) Wachskerzen muß man ſo weit als möglich von den Ge-
mälden entfernen, da der dicke Rauch, der von ihnen aufſteigt,
mit dem Staub und der Feuchtigkeit ſich auf dieſelben ſetzt
und den Glanz der Farben trübt. Auch ſetzt die Nachbarſchaft
der Wachskerzen die Gemälde noch andern Fährlichkeiten aus,

indem ſchon viele durch umfallende Kerzen, durch die Lichtputzen
oder abfließende Wachstropfen beſchädigt worden

ſind:
4) Staub und Feuchtigkeit muß mit der zarteſten Sorgfalt
entfernt werden. Man nimmt dazu feuchte alte Leinwand oder
Foulard. Beſonders ſoll man nicht die Bilder mit Oel an-
ſtreichen, um ihnen einen augenblicklichen Glanz zu geben. Die-
es Oel dringt in die Farbe, in die Leinwand oder in die Ta-
fel ein, und die unvermeidliche Folge davon iſt, daß das Ge-
mälde von Tag zu Tag dunkler wird. ö
 
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