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— 112 —

und am 10. April von dem hochwürdigen Kapuziner Pater
Quardian von Hechingen in feierlicher Weiſe errichtet. —

Augsburg. Die Hauptzierde der vier neuen, an den
Pfeilern des Mittelſchiffes im hieſigen Dome aufgeſtellten Al-
täre bilden vier Gemälde von Hans Holbein d. Aelt., welche
die Legende der heiligen Anna und die Evangeliengeſchichte der
Maria behandeln. Die Reſtauration derſelben iſt von Conſer-
vator Ei gner meiſterhaft ausgeführt worden. Vier weitere
Bilder von Zeitblom ſollen die Altäre ſchmücken, welche an
den vier Pfeilern der Kanzel weſtlich aufgeſtellt werden. Die
Gemälde, vorſtellend die Geburt Chriſti, die Anbetung der drei
Weiſen, den Tod Mariens und ihre Krönung, ſind dem Hrn.
Deſchler zur Reſtaurirung übergeben worden. (Dioskuren Nr. 9.)

fen Verſtande, ſich gründlich aneignete. Auch in der Schrift-
ſtellerei verſuchte er ſich und ſchrieb einige recht artige Erzäh-
lungen für die Jugend, worunter beſonders,,der Sohn der
Griechin ,, zwei Brüder aus dem Volke'', ,,der Waffenſchmied
und ſeine Söhne'', ,,aus dem Leben eines Heimatloſen'' hervor-
gehoben zu werden verdienen. Er gab ſeinen Schilderungen
ſtets einen hiſtoriſchen Hintergrund, den er mit meiſterhaftem
culturgeſchichtlichen Pinſel ausmalte. Nur wenige ſeiner Schrif-
ten erſchienen mit ſeinem Namen. Anonym ſchrieb er als
ſein letztes Werkchen 1840: ,,Das Sagenbuch der Städte
Gundelfingen, Lauingen, Dillingen, Höchſtädt und Donauwörth'',
dem er 185t noch ein zweites Bändchen: ,Sagen- und Ge-
ſchichtenbuch der Städte Burgau, Günzburg, Gundelfingen,
Lauingen, Dillingen und Wertingen'' (im Selbſtverlage) nach-
folgen ließ. Von allen dieſen Schriften und Beſtrebungen wollte
er indeß in letzterer Zeit nichts mehr hören, und zwar aus
echter Beſcheidenheit, die eine ſeiner edlen Character-Eigenſchaf-
ten war. Daß er mit den größten Gelehrten (wie Hammer-
Purgſtall, G. H. von Schubert) in Verbindung ſtand, die ihn
mit Briefen beehrten und ihm ihre Werke zuſchickten, auch
mit Dichtern, wie Anaſtaſins Grün und Hebbel, erfuhr Refe-
rent nur zufällig, als Hammer-Purgſtall dem Mittermaier die
Ausſchmückung ſeiner Schloßcapelle anvertraute, eine Arbeit,
durch welche der junge Künſtler zuerſt den Grund zu ſeinem
nachmaligen Wirken legte. Auf die Glasmalerei verwendete
er unſägliche Arbeit, denn er begann ganz allein Alles aus ſich
ſelbſt, bereitete ſich ſelbſt alle Farben, conſtruirte ſeine Brenn-
öfen, dachte Tag und Nacht über Verbeſſerungen nach, erfand
neue Pigmente, beſonders ein wunderſchönes Tiefblau, und
wirkte ſo unermüdet, ja, faſt übermäſſig, wie etwa einer der
berühmten alten Meiſter. Täglich wuchs das Vertrauen zu
ſeiner Anſtalt, täglich mehrte ſich die Arbeit. Zeugniß von
ihm legen ab die Kirchen zu Weiler in Baiern, Mehrerau
und Dornbirn in Oeſterreich, Sayn nnd mehrere andere am
Rhein, die Schloßcapelle in Sigmaringen, die Kirchen zu Au-
lendorf, Leutkirch, Tettnang, Ellwangen, Ravensburg und vor-
züglich Schwäbiſch⸗Gmünd. Ueber ſeine künſtlerichen Leiſtungen
in Ravensburg ſpricht ſich das ,,chriſtliche Kunſtblatt'' von E.
Grüneiſen, L. Schnaaſe und J. Schnorr von Karolsfeld vom
1. October 1862 in höchſt anerkennender und rühmender
Weiſe aus.

Prag. Unſer Dom wird nach und nach mit ſchön ge-
malten Fenſtern ausgeſtattet. Zu dem Mittelfenſter der St.
Johanns-Kapelle hat Dombaumeiſter Kroner die Zeichnung
angefertigt, mit welcher ſich die Direction des Dombauvereins
im Ganzen einverſtanden erklärte. Ebenſo wird die St. Lud-
milla- Kapelle auf Koſten des Domdechants Peter Krejci, ſowie
des Metropolitancapitels mit zwei farbigen Seitenfenſtern ver-
ſehen, zu deſſen figuralen Darſtellungen die Kunſtſection des
Vereins das Programm entwarf. (Dioskuren Nr. 12.)

JV. Correſpondenz.

Ein deutſches Künſtlerleben. Am 22. Februar
1864 ſtarb zu Lauingen (im baheriſchen Kreiſe Schwaben) un-
erwartet an der Seite ſeiner ebenfalls kranken Frau, am ſechs-
ten Jahrstag ſeiner Vermählung, 37 Jahre alt, der Glas-
maler Ludwig Mittermaier, als Künſtler in ſeinem Fache
ein anerkannter Meiſter und die Zierde und der Stolz ſeiner
Vaterſtadt und des ganzen ſchwäbiſchen Stammes. Sein Leben
war voll Mühe und Arbeit, ſein Streben aber immer auf's
Höchſte und Edelſte gerichtet. Er war ein Autodidakt in der
beſten Weiſe und ward es durch ein — menſchlich geredet —
tragiſches Geſchick. Geboren am 24. Januar 1827 zu Lau-
ingen, zeigte er ſich ſchon früh als einen begabten, höchſt talent-
vollen Knaben. Mit 12 Jahren kam er an die Kunſtſchule
in Augsburg, wo er acht Monate verweilte, als er in Folge
eines plötzlichen Todes ſeines Vaters, eines Malers, augen-
blicklich in ſeine Vaterſtadt zurück mußte, um — als Anſtreicher
und Zimmermaler ſich ſelbſt, ſeine Mutter und Schweſter zu
ernähren. Als er im Laufe des Sommers einmal mit meh-
reren Knaben ſeines Alters am Ufer der Donau ſpielte, ſtürzte
einer davon in den Fluß und rang, des Schwimmens unkundig,
mit den Wellen. Mittermaier ſprang ganz erhitzt dem bereits
geſunkenen Knaben nach und brachte ihn glücklich ans Ufer.
Er ſelbſt aber erkrankte jetzt an einem heftigen Nervenfieber
und war und blieb nach überſtandener Krankheit ſtocktaub, daß
er nicht einmal mehr die Glocken hörte. Nun mit einem Male
ganz von der Außenwelt, ihren Unterhaltungen und Zerſtreu-
ungen abgeſchloſſen, fühlte er ſich einige Zeit ſehr unglücklich.
Aber bald warf er ſich mit aller Kraft ſeines Geiſtes auf das
Studium, ohne fremde Anleitung, und erwarb ſich ungemeine
Kenntniſſe, beſonders in der Geſchichte und der Chemie. Selbſt
die griechiſchen und römiſchen Claſſiker, die er freilich nur in
Ueberſetzung leſen konnte, hatte er alle inne, wie ein Fachge-
lehrter. Altdeutſche Literatur und Kunſt- und Alterthumsfor-
ſchung aber waren ſeine Lieblingsfächer, die er, wie alles, was
er trieb, unterſtützt von einem rieſigen Gedächtniſſe und ſchar-

Für den christlichen Kunstverein sind folgends weitere Beiträge
oingegangen: von rn. Seminar -Director Lenor za St. Peter 1 f.
15 r. ahresbeitrag; von Hrn. Subregens u. Pfr. Knitt01 1fl. 15 Ur.
dito; von Hrn. Pfr. Sus an in Vasenweiler ahresbeitrag 1 . 15 xr.;
von rn. Pfr. Gs c hander in Gottenheim dito 1 fl. 15 kr.; von
rn. Pfr. K ue in Umireh dito 1 f. 15 kr.; von Hr. Präbendar
Zimmeran in Breisach dito 1 fl. 15 kr.; von Herrn Decau
Zu gschwerdt in Markelflngen dito 1 fl. 15 kr,; von Hrn. Pfarrer
George Jahresbeitrag für 1863 und 1864 2 fl. 30 r.; von Hrn. De
can Hormuth in Kirchhoken Eintritts - u. ahresboitrag 2 fA. 15 r.;
von rn. Pfrv. Fortenba che r in St. Georgen dito 2 . 15 Er; von
Ern. Pfrv. Nüssbe in Scherzingen dito 2 fl.15 Xr.; von rn. Goistl.
Rath Vo gel zu Hokweier ein ahresbeitrag von 2 i. 30 r.; von rn.
Goistl. Rath enger zn Bamlach ahresbeitrag 1 f1. 15 kr.; von Ern.
Pfr. B aehman in Ballrechten ahresbeitrag 1 l. 15 kr.; aus dem
bochw. Capitel Endingen 15 fl. 45 r. und 2war von Hrn. Decan
Frund Eintritts- und ahresbeitrag 2 J. 15 r.; von rn. Kammerer
Mayer in Amoltern dito 2 l. 15 r.; von rn. Pfr. Machle i d in
echtingen dito 2 fl. 15 kr.; von rn. Stadtpfr. Stoe0rt in Burk
beim dito 2 fl. 15 r.; von rr..PPrr.Sttrr2 in yhh itto22fl. 15 r.;
von Hrn. Pfr. Huge1 in Schelingen dito 2. 15 r.; von Ern. Pkr.
aberstroh in Kiechlinsbergen dito 2 JJ. 15 r.; usammen 38 fl.
45 Er: Mit den in Nr. 27 bereits angezeigten 32 fl. 42 kr. ergibt die Ge-
sammtsumme von 71 gi. 27 kr. der Boiträgs seit anar 1864.

Verantwortliche Redaction: Stephan Braun. — Druck und Verlag von J. Dilger in Freiburg.
 
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