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Christlicher Kunstverein der Erzdiözese Freiburg [Hrsg.]
Christliche Kunstblätter: Organ des Christlichen Kunstvereins der Erzdiözese Freiburg — 4.1865

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https://doi.org/10.11588/diglit.7150#0017
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— 189 —

Sammlungen bereits die mannigfaltigſten und intereſſanteſten
Erzeugniſſe des deutſchen Kunſtfleißes, zugleich beſindet es ſich
in Mitte einer Stadt, das als ein wahres Schatzkäſtlein mit-
telalterlicher Kunſtfertigkeit zu betrachten iſt. Deshatb erſcheint
die intendirte Herausgabe photographiſcher Abbildungen jener
Schätze ſehr erwünſcht. Nach dem ausgegebenen Proſpectus
wird die Sammlung mit Rückſicht auf die praktiſche Anforde-
rung in folgender Weiſe zuſammengeſtellt werden.
Serie 1. Kirchengeräthe, Luxus- und Ziergegenſtände aller Art
in edlen und unedlen Metallen;
2. Schreinwerk, Möbeln aller Art;
3. Haus⸗, Küchen- und Arbeitsgeräthſchaften;
4. Waffen, Schlöſſer, Beſchläge, Gitter, re. Metallguß;
5. Oefen, Ton-, Fayence⸗, Porzellan- und Glaswaaren;
6. Bekleidungsgegenſtände, Webereien, Stickerei rc.
7. Buchbinder⸗, Cartonage⸗, Sattler-, Beutlerarbeiten,
ederwaaren;
,, 8. Bildhauerarbeiten, Schnitzwerk, Architektoniſches;
9. Ornamentales im Allgemeinen;
, 10 Münzen, Medaillen, Siegel;
, 11. Handzeichnungen, Holzſchnitte, Knpferſtiche, Miniatu-
ren ꝛc.;
,12. Kunſthiſtoriſches im Allgem. u. beſondere Seltenheiten.
Es leuchtet ein, daß alle in dieſe Bereiche fallenden Gegen-
ſtände nicht nur ein wiſſenſchaftliches Jntereſſe haben, ſondern
auch für die Kunſtgewerbe eine reiche Fundgrube zu bilden ge-
eignet ſind.

Jl. ſiteratur.
Galerie religiöſer Bilder in Stahlſtichen nach
Gemälden und Zeichnungen von M. Paul von De-
ſchwanden, Theodor v. Deſchwanden, Maria Ellenrieder,
Gebhard Platz, Adam Huber u. m. A. —. Einſiedeln,
New⸗ork und Cincinati bei Gebrüder Benziger.
Dieſe Sammlung religiöſer Bilder, wovon bereits 20 Hefte
erſchienen ſind, kann für möglichſt weite Verbreitung aufs
Beſte empfohlen werden. Die Bilder, welche zum großen
Theile nach Originalgemälden des Schweizer Malers Paul v.
Deſchwanden geſtochen ſind, zeichnen ſich durch große Lieblich-
keit und Anmuth aus; weil aber ein ascetiſcher Ernſt in Auf-
faſſung und Ausführung waltet, ſtellt ſich nie jene elegiſche
Suͤßlichkeit nd Sentimentalität ein, die wir an den meiſten
franzöſiſchen Spitzenbildern zu beklagen haben, welche mit ihren
theatraliſchen Attituden und ihrer gleißenden Eleganz nichts
weniger als geſunden und andächtigen Sinn wecken. Deſchwan-
den iſt nicht gewaltig und großartig, aber ſinnreich, gedanken-
voll und feinfühlend; es iſt die ſtille Beſchaulichkeit eines chriſt-
lichen Sängers der heiligen Liebe, und dieſer ſanfte, zarte
Zauber eines frommen Gemüthes waltet über ſeinen Concep-
tionen. Er iſt ſehr fruchtbar und ſein Pinſel, ohne fabrik-
mäßig zu ſchaffen, hat manche Kirche und manches Haus ſchon
mit entzückenden Darſtellungen geſchmückt. Auch der Stahl-
ſtich ſcheint uns in den letzten Heften noch ſorgfältiger, kräftiger
und ſauberer geworden zu ſein. Jn den Gedichten, welche
den Grundgedanken eines jeden Bildes ausſprechen und zum
erbaulichen Genuſſe der Darſtellungen den rechten Geſichts-
punkt aufſtellen, begegnen wir der bekannten lyriſchen Meiſter-
ſchaft des Benedictiners Gall Morel. Es ſind muſtergiltige
Lehrgedichte; nicht froſtig noch voll gehäufter Reflexion; das
Gemüth mit ſeinem milden Strahl hat den Gedankenſtoff
erweicht, daß er gern und ſanft in die durchleuchtenden Ge-
fäße poetiſcher Formen fließt.
De Rossi, la Roma Sotter anea Christiana de-
scritta ed illustrat a.
Von dieſem auf Koſten Sr. Heiligkeit des Papſtes Pius
X. in Rom herausgegebenen Werke iſt der erſte Band er-
ſchienen und, bei ſeiner Reichhaltigkeit, zu dem ſehr billigen
Preiſe von 64 Franken. Derſelbe enthält- 40 chromolitho-
graphiſche Jlluſtrationen in Großquarto. Der Umfang des
Werkes iſt noch nicht beſtimmt; es ſoll aber jeder Band ein-
zeln verabfolgt werden, ſo daß die Subſcribenten nicht ver-
pflichtet ſind, das Ganze zu nehmen. Nach der Anlage der
Arbeit, wird dieſelbe einen umfaſſenderen und vollſtändigeren
Bericht über die Ueberbleibſel der früheſten chriſtlichen Kirche
in den Katakomben bringen, als alle bisheran über denſelben
Gegenſtand erſchienenen Werke. Zur Erwerbung der vielbe-
ſprochenen, im Theater des Pompejus gefundenen ehernen Statue
des Hercules ſoll von der Regierung eine Subſcription er-
öffnet werden. Der Eigenthümer des koſtbaren Kunſtfundes
hat für denſelben 100,000 Scudi gefordert. Es hat die zur
Abſchätzuig des Werthes eingeſetzte Commiſſion denſelben aber
auf nicht weniger als 35,000 und nicht mehr als 50 000
Scudi feſtgeſetzt. Bei den an dem Ort des Fundes weiter
angeſtellten Nachgrabungen hat man die Fundamente eines
Tempels der Benus gefunden, in deſſen Nähe, wie man wußte,
Pompejus ſein Theater gebaut hatte. Es durften ſonſt zu ſei-
ner Zeit alle Theater nur in einer Entfernung von , oder
eine Stunde außerhalb der Ringmauern der Stadt ange-
legt werden.
Herausgabe photographiſcher Abbkldungen kunſt-
gewerblich wichtiger Gegenſtände durch das
germaniſche Muſeum zu Nürnberg.
Das germaniſche Muſeum zu Nürnberg beſitzt in ſeinen

JJJ. Miscellen
1. Rom. An der deutſchen Kirche St. Maria dell'.
Anima wird nächſtens ein von König Ludwig J. geſtiftetes
Relief des Bildhauers P. Schöpf angebracht werden, welches
die Mutter Gottes mit dem Jeſuskinde in Lebensgröße darſtellt.
Dasſelbe ſoll den Platz eines verwitterten Gemäldes an der
Außenſeite des Gebändes einnehmen, und wird von einer ent-
ſprechenden Umrahmung in gothiſchem Styl eingefaßt.
2. Karlsruhe. Eine künſtleriſche Darſtellung des
Vaterunſers in Arabesken und Miniaturzeichnungen, aus neun
Quartblättern beſtehend, hat die Profeſſorin Alwine Schrödter
hierſelbſt vollendet. Das Titelblatt enthält die Worte: ,,das
Gebet des Herrn'' in gothiſchen Characteren; das Schlußblatt
mit ,, Amen'' iſt in Golddruck auf weißem, von Blumen, Dor-
nen und Roſen umgebenem Kreuze ausgeführt. Es werden
zwei Ausgaben, für Katholiken und Proteſtanten veranſtattet.
3. Zum Surrogaten-Unweſen. Darüber berichtet
das Cölner Organ für chriſtliche Kunſt, deſſen Redaction von
Maler Dr. Baudri mit Beginn d. J. an Dr. van Endert
übergegangen iſt, Nachſtehendes: ,, Die Cöln. Blätter bringen
folg. Empfehlnngen. Der Gypsfiguren-Fabrilant Herr Car-
dinali aus Cöln lieferte für hieſige Kirche zwei polychromirte
Statuen, welche zu meiner größten Zufriedenheit ausgefallen.
Möge dies zur allgemeinen Empfehlung dienen. Bargenthal
27. December 1864. Witte Rector. Auch ſind bei Herrn
Cardinali ſchöne Stationen billig zu haben.
Gewiß, auch die Gypsgießer ſollen leben — nur nicht vom
Altare. Wie lange wird es denn noch dauern, bevor man
wieder zu der Einſicht gelangt, daß nur Echtes und Gediegenes
der Würde des katholiſchen Cultus entſpricht, daß alles Schein-
weſen im Dienſte des Gottes der Wahrheit nicht an ſeiner
Stelle iſt? Selbſt wo es ſich um die gewöhnlichſten Bedürf-
niſſe des Alltagslebens handelt, pflegt man nicht nach dem
Wohlfeilſten zu greifen, mag es ſich auch durch ſeine Aeußer-
lichkeit noch ſo ſehr empſehlen, weil eben alle Welt weiß, daß
ſolcher Schein trügt, daß die ſchlechte Qualität dieſe Wohl-
feilheit wieder aufhebt. Für ein Weihgeſchenk zur Ehre des
 
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