Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
114

und auch geradezu als Neugeburt bezeichnet ward, erinnert insbesondere das
freundliche Sinnbild des guten Hirten, welches auf allen möglichen Arten von
Kunstwerken, nicht bloß ans Grabsteinen, Sarkophagen und Fresken, sondern
auch in Goldgläsern, Lampen und geschnittenen Steinen uns begegnet. Es gibt
kaum ein Motiv, dem die altchristlichen Künstler mit mehr Liebe sich hingegcben
haben. So erscheint Christus als der gute Hirte inmitten von zwölf Schafen,
oder er sitzt im Walde mit der Hirtenflöte in der Hand, sechs Schafe um ihn
her. Ein andermal erscheint er in Trauer um das verlorene Thier, oder das
gefundene Schaf zurücktragend und von den aus der Hürde ihm entgegen-
kommenden treuen Schafen geliebkost oder geleckt. Oder endlich dankt er Gott
mit ausgebrcitetcn Händen für die Wiederauffindung des verlorenen Thieres.
Manchmal ist ferner die Bekehrung angedeutet durch ein Bild, auf dem Christus
als Fischer erscheint, wobei denn die Fische die einzelnen Menschen bedeuten,
welche durch ihn für das Himmelreich gewonnen werden, während der Fisch
gewöhnlich ein für den Uneingeweihten nicht zu cnträthselndes Sinnbild für die
Person des Erlösers selbst gewesen ist. Endlich gehört hierher wohl auch der
verleugnende Petrus, der durch den Hahnenschrei zur Besinnung gebracht wird.
Wir reihen hier die Symbole der Taufe an. Es fehlt in den Kata-
komben nicht ganz an Beziehungen auf die Kindertaufe — so sehen wir einmal
auf einem alten Fresco die Taufe eines Knaben, und der die Kindlein segnende
Jesns (auf späteren Sarkophagen) mag auch als ein solcher Hinweis gelten —
aber die meisten Sinnbilder beziehen sich doch auf die Taufe reiferer Personen.
So sieht man häufig einen Hirsch" an einer Quelle dargestellt, wodurch im
Anschluß an Pf. 42, 3 das Verlangen der nach der Taufe gleichsam dürstenden
Seele ausgedrückt wird. Einen ähnlichen Sinn hat vielleicht auch die oft wieder-
kehrende Abbildung, welche uns Moses zeigt, wie er in der Wüste dem Felsen
frisches Wasser entlockt, zu dem die Kinder Israel begierig sich niederbücken —
es mag damit gleichfalls die Sehnsucht nach dem Taufwasser veranschaulicht sein.
Vielfach wird auch die Darstellung des Noah in der Arche (nach 1 Petri 3) auf
die Rettung des Menschen durch die Taufe gedeutet. Wahrscheinlich aber ist
der Sinn dieser Abbildung vielmehr der, daß der Christ aus dem der Welt einst
drohenden Gerichte gerettet werden soll, wenn er sich flüchtet in die Kirche Christi,
welche durch die Arche veranschaulicht wird, so daß dann das Wasser nicht so-
wohl auf die Taufe, als auf die Gefahr des ewigen Todes zu beziehen ist.*)
Die bisher erwähnten Sinnbilder der Taufe finden sich an den Gräbern
einzelner Christen; man begegnet aber auch in den Kapellen der Katakomben
Gemälden, die auf dies Sacrament Hinweisen. So ist öfter die Taufe Jesu

*) Vergl. des Vers. Aufsatz über diese sinnbildlichen Darstellungen im Chr. Knnstbl. 1877.
Nr. 9. 10. Dazu V. Schultz im Jahrgang 1879 S. 140: „Die Errettung des Noah ans
der alles Leben hinwcgrafsendcn Wasserflut wird der Errettung der Gläubigen aus des Todes
Macht und Banden parallel gesetzt. Die olzweigtragende Taube symbolisirt den himmlischen
Frieden, zu dem der Entschlafene cingeht." Im übrigen bemerken wir, daß die gegenwärtige
Arbeit von H. vr. Dechent vor Erscheinen der Archäologischen Studien von V. Schultz ge-
schrieben und uns zngekommen ist. D. R.
 
Annotationen