4
seiner großen Befähigung für das figürliche Gebiet dem Pflanzenornament stets
eine kaum übertreffbare liebevolle Ausbildung zu teil werden ließ.
Schon während seiner Steinhauerzeit konnte Rösch seinem inneren Drange
nicht widerstehen, sich an eine figürliche Leistung zu wagen. Er modellierte daher
in seiner freien Zeit aus Hafuerlehm „Christus als guter Hirte". Durch diese
Leistung wurde die Aufmerksamkeit der Königlichen Zentralstelle für Gewerbe
und Handel auf Rösch gelenkt. Von dieser Stelle erhielt er eine Unterstützung
zum Besuche der hiesigen Kunstschule, an der er von 1870 an'unter Professor
Wagner vier Jahre lang erfolgreichen Studien sich hingab. Von der Kunst-
schule aus erhielt er eine Unterstützung zum weiteren Studium in Dresden unter
Professor Donndorf.
Als dieser 1876 als Professor an die hiesige Kunstschule berufen wurde,
kehrte Rösch mit seinem Lehrer in die alte Heimat zurück, um an der Stuttgarter-
Schule seine Studien vollends zu beschließen.
In dieser Zeit 1877 entstand als Konkurrenzarbeit die „Kindersegnung"
in Skizzenmanier. Wenn manche Einzelheiten in der Anlage der Kom-
position und im Faltenwurf noch an die Schule erinnern, so kündigt sich in
der Darstellung selbst, in der Erfassung des Moments der selbständige Meister
an. Auch Rösch erreicht die Tiefe und Bedeutsamkeit der Christusfigur, die in
Haltung und Gewandung in bewußter Weise an Danneckers Vorbild angelehnt
ist, durch das iu ihr verbundene Doppelmotiv: noch ruht die Linke auf dem
lockigen Haupte des Knaben, den die Mutter zu dem Kinderfreunde gebracht hat,
„daß er ihn anrühre," da wendet sich die majestätische Gestalt mit erhobener
Rechten zu Eltern, Jüngern und allem Volk, an die Segnung des einzelnen
Kindes das gewaltige Wort von ewiger Geltung und voll ewigen Gehaltes an-
knüpfend: Lasset die Kindlein zu mir kommen und wehret ihnen nicht, denn
solcher ist das Reich Gottes. Fein variirt ist in der umgebenden Gruppe der
Ausdruck der Jünger (teils zustimmend, teils sich zurechtgewiesen fühlend, teils
nachdenklich), der Mütter und des übrigen Volks. Lieblich und ansprechend sind
die Kindergestalten; und wie Paradieses-Frieden im höchsten Sinn aus Jesu
Worten spricht, so weht uns ein Hauch paradiesisch-idyllischer Stimmung aus
der harmlos-heiteren Verbindung von Tier- und Kinderwelt entgegen, mit der
der Künstler so anmutig den Vordergrund belebt hat. — Ebenso stammen aus
dieser Zeit die mehr dekorativ gehaltene Statue des Astronomen Keppler für
das Eingangsportal der hiesigen technischen Hochschule und die vortreffliche Büste
zum hiesigen Mörike-Denkmal, welche beide Arbeiten noch unter Donndorf's
direktem Einfluß entstanden sein mögen. Nun begab sich Rösch nach Italien,
um zunächst in Carrara die genannte Mörikebüste nebst dem dazu gehörigen
Postamentrelief, ein emporschwebender Genius (Poesie) von seltener Schönheit
in Marmor auszuarbeiten. Für seinen Meister Donndorf führte er dort gleich-
zeitig das für Bonn bestimmte Schumann-Denkmal in Marmor aus.
Nach anderthalbjährigem Aufenthalt in Italien kehrte Rösch 1880 nach
Stuttgart zurück und gründete sein eigenes Atelier, wobei er auch Aufträge wie
Grabsteine und Baudekorationen übernahm. Unter den zahlreichen Grab-
seiner großen Befähigung für das figürliche Gebiet dem Pflanzenornament stets
eine kaum übertreffbare liebevolle Ausbildung zu teil werden ließ.
Schon während seiner Steinhauerzeit konnte Rösch seinem inneren Drange
nicht widerstehen, sich an eine figürliche Leistung zu wagen. Er modellierte daher
in seiner freien Zeit aus Hafuerlehm „Christus als guter Hirte". Durch diese
Leistung wurde die Aufmerksamkeit der Königlichen Zentralstelle für Gewerbe
und Handel auf Rösch gelenkt. Von dieser Stelle erhielt er eine Unterstützung
zum Besuche der hiesigen Kunstschule, an der er von 1870 an'unter Professor
Wagner vier Jahre lang erfolgreichen Studien sich hingab. Von der Kunst-
schule aus erhielt er eine Unterstützung zum weiteren Studium in Dresden unter
Professor Donndorf.
Als dieser 1876 als Professor an die hiesige Kunstschule berufen wurde,
kehrte Rösch mit seinem Lehrer in die alte Heimat zurück, um an der Stuttgarter-
Schule seine Studien vollends zu beschließen.
In dieser Zeit 1877 entstand als Konkurrenzarbeit die „Kindersegnung"
in Skizzenmanier. Wenn manche Einzelheiten in der Anlage der Kom-
position und im Faltenwurf noch an die Schule erinnern, so kündigt sich in
der Darstellung selbst, in der Erfassung des Moments der selbständige Meister
an. Auch Rösch erreicht die Tiefe und Bedeutsamkeit der Christusfigur, die in
Haltung und Gewandung in bewußter Weise an Danneckers Vorbild angelehnt
ist, durch das iu ihr verbundene Doppelmotiv: noch ruht die Linke auf dem
lockigen Haupte des Knaben, den die Mutter zu dem Kinderfreunde gebracht hat,
„daß er ihn anrühre," da wendet sich die majestätische Gestalt mit erhobener
Rechten zu Eltern, Jüngern und allem Volk, an die Segnung des einzelnen
Kindes das gewaltige Wort von ewiger Geltung und voll ewigen Gehaltes an-
knüpfend: Lasset die Kindlein zu mir kommen und wehret ihnen nicht, denn
solcher ist das Reich Gottes. Fein variirt ist in der umgebenden Gruppe der
Ausdruck der Jünger (teils zustimmend, teils sich zurechtgewiesen fühlend, teils
nachdenklich), der Mütter und des übrigen Volks. Lieblich und ansprechend sind
die Kindergestalten; und wie Paradieses-Frieden im höchsten Sinn aus Jesu
Worten spricht, so weht uns ein Hauch paradiesisch-idyllischer Stimmung aus
der harmlos-heiteren Verbindung von Tier- und Kinderwelt entgegen, mit der
der Künstler so anmutig den Vordergrund belebt hat. — Ebenso stammen aus
dieser Zeit die mehr dekorativ gehaltene Statue des Astronomen Keppler für
das Eingangsportal der hiesigen technischen Hochschule und die vortreffliche Büste
zum hiesigen Mörike-Denkmal, welche beide Arbeiten noch unter Donndorf's
direktem Einfluß entstanden sein mögen. Nun begab sich Rösch nach Italien,
um zunächst in Carrara die genannte Mörikebüste nebst dem dazu gehörigen
Postamentrelief, ein emporschwebender Genius (Poesie) von seltener Schönheit
in Marmor auszuarbeiten. Für seinen Meister Donndorf führte er dort gleich-
zeitig das für Bonn bestimmte Schumann-Denkmal in Marmor aus.
Nach anderthalbjährigem Aufenthalt in Italien kehrte Rösch 1880 nach
Stuttgart zurück und gründete sein eigenes Atelier, wobei er auch Aufträge wie
Grabsteine und Baudekorationen übernahm. Unter den zahlreichen Grab-