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Himmel, der zweite hat grüßend die Hand erhoben, während der dritte seine Hand
ans die rechte Schalter des Vordermannes legt, als wollte er ihn staunend auf-
merksam machen auf das Wunder.
Die Gruppe stellt die Magier dar, wie sie auf dem Wege nach Bethlehem
dem Sterne folgen. Die schreitende Stellung verbietet die Annahme Garruccis
und Schmids, daß die Scene den Moment darstelle, in welchem sie den Stern
zum ersten Male sehen oder auffinden. Kühn ist auch die Deutung Garruccis,
der zweite freue sich, daß die Prophezeiung Bileams in Erfüllung gegangen sei.
Bereits früh hat die Knnst drei Magier dargestellt, welche Zahl bekanntlich
nicht in den Evangelien berichtet ist, sondern nur aus den dreierlei Geschenken
erschlossen wird, welche die Magier dargebracht haben.
Haben diese Darstellungen nicht gerade einen hohen künstlerischen Wert, so
sind sie doch für den Kunsthistoriker von großem Interesse, indem er an ihnen
sieht, wie kindlich naiv die jugendliche christliche Kunst die Weihnachtsgeschichte
darstellte. Manche Züge, welche hier begonnen, sind traditionell geworden nnd
finden sich in Plastik nnd Malerei bis ans unsere Zeit.
Es ist ein bescheidenes, ja unscheinbares Bild, das wir unseren Lesern hie-
mit vorführen. Wir sehen ans dem schlichten Erzeugnis handwerklicher Kunst-
übung die christliche Knnst gleichsam selbst in der Krippe liegen. Und doch schließt
es, als Erbteil der Antike, ein Kunstmittel in sich, das erst in den höchsten
Meisterwerken der christlichen Knnst nns wieder begegnet: die Einfalt, die Be-
schränkung auf das Wesentliche. Was erblicken wir auf der „Darstellung
der Geburt Christi?" Neben der irdisch-wirklichen Umgebung, in die der Sohn Gottes
hereingeboren ist, (Stall und Krippe, Ochs und Esel) nichts als nur das Kind
allein. Nicht einmal die Mutter, die andere Sarkophagdarstellungen auf hohem
Matronenstuhl daneben zeigen, ist hier mit abgebildet. Was der Künstler in
seiner naiven Weise will, ist klar: Jesus allein, der Eingeborene vom Vater,
soll dem Beschauer vorgeführt werden. Diese Knnst ist noch ferne davon, über
der Mutter den Sohn zu vergessen. Es ist einer der Züge, die die altchristliche
Kunst gerade dem evangelischen Verständnis so nahe bringt. D. R.
Altes nnd Neues nom Dom zn Schleswig.
Von Doris Achnittger.
(Fortsetzung.)
Die bauliche Anlage des weiträumigen*) Innern wurde bereits beschrieben.
Es brauchte fast nichts hinzugethan, nur Störendes entfernt zu werden. Im
Mittelschiff, wo sich die mäßigen Pfeiler durch Vorlagen von Pilastern, Halb-
und Dreiviertelsäulen kräftig gliedern, erfreuen jetzt lebendige Kapitälbildungen
des Übergangsstils, die aus Zementhüllen herausgeschält wurden. Daneben findet
sich der schlichte Würfel der romanischen Zeit, die besonders in der Vierung nnd
*) Breite des Mittelschiffes Hw, der Seitenschiffe mit Empore» 9,65 m, Länge bis zum
Querschisf 40,2 w.
Himmel, der zweite hat grüßend die Hand erhoben, während der dritte seine Hand
ans die rechte Schalter des Vordermannes legt, als wollte er ihn staunend auf-
merksam machen auf das Wunder.
Die Gruppe stellt die Magier dar, wie sie auf dem Wege nach Bethlehem
dem Sterne folgen. Die schreitende Stellung verbietet die Annahme Garruccis
und Schmids, daß die Scene den Moment darstelle, in welchem sie den Stern
zum ersten Male sehen oder auffinden. Kühn ist auch die Deutung Garruccis,
der zweite freue sich, daß die Prophezeiung Bileams in Erfüllung gegangen sei.
Bereits früh hat die Knnst drei Magier dargestellt, welche Zahl bekanntlich
nicht in den Evangelien berichtet ist, sondern nur aus den dreierlei Geschenken
erschlossen wird, welche die Magier dargebracht haben.
Haben diese Darstellungen nicht gerade einen hohen künstlerischen Wert, so
sind sie doch für den Kunsthistoriker von großem Interesse, indem er an ihnen
sieht, wie kindlich naiv die jugendliche christliche Kunst die Weihnachtsgeschichte
darstellte. Manche Züge, welche hier begonnen, sind traditionell geworden nnd
finden sich in Plastik nnd Malerei bis ans unsere Zeit.
Es ist ein bescheidenes, ja unscheinbares Bild, das wir unseren Lesern hie-
mit vorführen. Wir sehen ans dem schlichten Erzeugnis handwerklicher Kunst-
übung die christliche Knnst gleichsam selbst in der Krippe liegen. Und doch schließt
es, als Erbteil der Antike, ein Kunstmittel in sich, das erst in den höchsten
Meisterwerken der christlichen Knnst nns wieder begegnet: die Einfalt, die Be-
schränkung auf das Wesentliche. Was erblicken wir auf der „Darstellung
der Geburt Christi?" Neben der irdisch-wirklichen Umgebung, in die der Sohn Gottes
hereingeboren ist, (Stall und Krippe, Ochs und Esel) nichts als nur das Kind
allein. Nicht einmal die Mutter, die andere Sarkophagdarstellungen auf hohem
Matronenstuhl daneben zeigen, ist hier mit abgebildet. Was der Künstler in
seiner naiven Weise will, ist klar: Jesus allein, der Eingeborene vom Vater,
soll dem Beschauer vorgeführt werden. Diese Knnst ist noch ferne davon, über
der Mutter den Sohn zu vergessen. Es ist einer der Züge, die die altchristliche
Kunst gerade dem evangelischen Verständnis so nahe bringt. D. R.
Altes nnd Neues nom Dom zn Schleswig.
Von Doris Achnittger.
(Fortsetzung.)
Die bauliche Anlage des weiträumigen*) Innern wurde bereits beschrieben.
Es brauchte fast nichts hinzugethan, nur Störendes entfernt zu werden. Im
Mittelschiff, wo sich die mäßigen Pfeiler durch Vorlagen von Pilastern, Halb-
und Dreiviertelsäulen kräftig gliedern, erfreuen jetzt lebendige Kapitälbildungen
des Übergangsstils, die aus Zementhüllen herausgeschält wurden. Daneben findet
sich der schlichte Würfel der romanischen Zeit, die besonders in der Vierung nnd
*) Breite des Mittelschiffes Hw, der Seitenschiffe mit Empore» 9,65 m, Länge bis zum
Querschisf 40,2 w.