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den Kreuzarmen —- wo noch die hohen Kugelkappen geblieben sind — Spuren
hinterließ, u. A. den Ansatz eines weiten Rundbogens, der einst in eine Neben-
apsis muß geführt haben. — Die Seitenschiffe blieben reichlich 2 m unter der
Höhe der Mitte, so daß glücklicherweise die Hallenkirche nicht ganz zustande kam.
Das Langhaus bietet annähernd die reichere Erscheinung eines sünfschiffigen Baues
durch die weit hereinragenden Strebepfeiler, zwischen denen die 4 Fensterpaare
heraussteigen, von zierlichen sechsteiligen Gewölben überragt, bei denen, wie im
Mittelschiff, die Zwischenrippen auf Konsolen aufsetzen. Zwischen den Pfeilern
zieht sich eine Reihe von Kapellen entlang; darüber liegt ein Emporenumgang.
Bis zur Reformation dienten sie kirchlichen Zwecken, da 46 Altäre, „an denen
34 Geistliche fungieren sollten", hier aufgestellt waren. Seitdem von 1532 an
der Dom evangelisch war, füllten sich die Räume — die später zum Teil zuge-
mauert sind — bis ins vorige Jahrhundert hinein allmählich mit den kostbaren
Särgen der zahlreichen Adelsgeschlechter des Landes. Hohe, schlichte Mauern, die
jetzt entfernen zu dürfen man umsonst gehofft hatte, trennen die Grabgewölbe
von den Seitenschiffen. Nur die Ah l efeld t'sch e Kapelle im Südwesten des
Doms gelegen, erhielt den Vorzug, sich wieder nach der Kirche hin mit Arkaden zu öff-
nen — bei der Zierlichkeit des Baues, dessen leichtes Kreuzgewölbe von einem
monolithen achteckigen Pfeiler mit Tierfries und Masken an Kapital und Basis
getragen wird — ein Gewinn für die Kirche. Die neuentdeckte Thür führt hier
ins Freie und eine ebensolche düstre Wendeltreppe innerhalb der dicken Mauer-
ecke zu den Gewölben hinauf. Bei den zwei Jochen des CH o r m i t tels chi ff s
ruht das Gewölbe auf Pfeilerbündeln von schlanken Verhältnissen. Die Profi-
lierung der Rippen zeigt durchgehends den Birnstab zwischen Kehlungen. An
der Scheidewand gegen die Nebenschiffe ziehen sich an beiden Seiten je 19 Sitze,
ursprünglich für das Kapitel, mit hoch sich überwölbender, geschnitzter Rückwand
(von 1512) nnd altertümlich gezierter Brüstungswangen — Gestalten von
Bischöfen, St. Peter und Paul, symbolisches Getier und dergl. — bis zum fünf-
seitigen Chorabschluß hinauf. Hier wurde in der Südwand hinter Verschalung
1847 eine vornehme kleine Kapelle entdeckt, mit baldachinartigem Kreuzgewölbe
auf leichten Marmorsäulchen, darinnen ein dreisitziger Bischofsstuhl, der jetzt für
die am Hochaltar Fungierenden eingerichtet ist.
Bei den Wiederherstellungsarbeiten der letzten Jahre spielt die Farbe eine
Hauptrolle. Zunächst handelte es sich um ein Negatives, um Abschlagen des
Putzes, wodurch die Naturfarben des Backsteins wieder erfreulich an den Tag
kamen: leuchtendes Rot und Schwarz in breiten Schichten mit weißen Fugen
au allen tragenden Teilen, sowie an Gurten nnd Rippen. Freilich mußte der
Pinsel nachhelfen, der sich stellenweise auch große Quadern erlaubte, was wohl
mehr gefällig als korrekt ist.
Die monumentale Malerei aber trat in ihr volles Recht bei Herstellung und
Ergänzung der Gewölbemalerei, vornehmlich im Chor, der, nachdem alle Tünche
entfernt war, sich als reich geschmückt auswies. Als ungewöhnlich befähigt für
eine so umfassende künstlerische Leistung erwies sich ein einstiger Schüler Scha-
ll er's und des hannoverschen Kaulbach, der Hannoveraner Olbers, der
 
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