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geeicht, Aey Scheffer, Christus mit der Dornenkrone, Versuchung, von Overbeck
und Führich eine ganze Reihe ihrer feinen und tiefempfundenen Kompositionen.
Ein reicher Schatz zu biblischer Erbauung und kunstgeschichtlicher Belehrung wie
nicht minder zu fruchtbarer Anregung für die christliche Kunst der Gegenwart ist
uns hier dargeboten.
Chronik.
Am 11. Juni vormittags um 11 Uhr fand die feierliche Enthüllung des Luther-
denkmals auf dem neuen Markte zu Berlin statt. Die Feier begann mit Glockengeläute rind
Chorgesang. Im Namen des Denkmalkomites richtete Kammergerichtsrat Schröder eine Ansprache
an den Prinzen Friedrich Leopold, der als Vertreter des Kaisers der Feier beiwohnte. Auf
Befehl des Prinzen fiel sodann die Hülle des Denkmals, worauf der Chor das Lutherlied sang.
Nach der Festrede, die Generalsuperintendent Faber hielt, und nochmaligem Ehorgesang erfolgte
die Übergabe des Denkmals an die Stadt Berlin. Nach einem Schlußgebet und Gesang der
Gemeinde unternahmen der Prinz, der Reichskanzler, die fast vollzählig erschienenen Minister,
die Gemeindebehörden u. a. einen Rundgang um das Denkmal, wo studentische Korporationen
die Ehrenwache hielten. — Der Gedanke, in Berlin ein Lutherdenkmal zu errichten, stammt aus
dem Jahr 1883. Der Gedanke fand lebhafte Unterstützung und bald konnte zum Ausschreiben
eines Wettbewerbs geschritten werden. Unter 47 Künstlern wurde Paul Otto auserwählt, das
Denkmal auszuführen; aber es war ihm nicht vergönnt, es zu vollenden. Im Jahr 1893 erlag
er einem schweren Leiden, und Robert Toberentz — aus Anlaß der Enthüllung vom Kaiser
zum Professor ernannt — übernahm die weitere Ausführung. Das Denkmal, wie es nun vor
der wiederhergestellten alten Marienkirche im Angesicht der belebten Kaiser-Wilhelmstraße sich dar-
stellt, ist die umfangreichste Denkmalanlage der Stadt. Eine breite zehnstufige Treppe führt zu
der ballusterumgebenen Plattform empor, auf der sich das eigentliche Denkmal erhebt. Auf den
Treppenwangen sitzen Hutten und Sickingen. Am Sockel der Lutherstatue selbst stehen hinten
Melanchthon und Bugenhagen, vorn sind paarweise rechts und links sitzend dargestellt Spalatin
und Reuchlin, Jonas und Crueiger. Wenn schon diese Nebenfiguren nut ihrer „malerischen"
Haltung die Kritik herausfordern, so ist dies noch weit mehr der Fall bei der Lutherstatue selbst
nut ihrem, wir möchten sagen schreienden Pathos, das so gar nichts von der schlichten, ursprüng-
lichen Kraft Luthers an sich hat. Dieselbe stammt im wesentlichen noch von Otto, der trotz viel-
fachen Änderns zu keinem ihn selbst ganz befriedigenden Abschluß kommen konnte. Den Kopf hat
Toberentz modelliert, ebenso die Gestalten von Hutten, Sickingen, Jonas, Crueiger und Reuchlin.
Die mit der Straßburger Industrie- und Geiverbeausstellung verbundene Ausstellung
für Kunst und Altertum in Elsaß-Lothringen ist am 1. Juli in den Räumen der so-
genannten Orangerie eröffnet worden. Die Beteiligung aus dem ganzen Lande ist eine über-
raschend große. In erster Linie haben die kirchlichen Behörden mit größter Bereitwilligkeit ihre
reichen Schütze zur Verfügung gestellt; auch die städtischen Behörden des Landes sind nicht zurück-
geblieben. In Metz hatte sich sür Lothringen ein besonderes Konnte gebildet und uns die Samm-
lung der lothringischen Schätze angenommen, die sich dort namentlich im Privatbesitz befinden.
Es zeigt sich bei Gelegenheit dieser Ausstellung, welche große Menge von altertümlichen Kunst
schätzen gerade Elsaß-Lothringen birgt.
Inhalt: Der Verein für christliche Kunst in der evangelischen Kirche Württembergs. Mit zwei
Abbildungen. — Londoner Kunsteindrücke. Von Alfred Bach. (Schluß.) — Armen
bibel. Von H. Ni. — Vom Vüchertisch. — Chronik.
Verantwortliche Redaktion: Oberkonsistorialrat vr. Johs. Merz in Stuttgart.
Druck und Verlag von I. F. Steinkopf in Stuttgart.
geeicht, Aey Scheffer, Christus mit der Dornenkrone, Versuchung, von Overbeck
und Führich eine ganze Reihe ihrer feinen und tiefempfundenen Kompositionen.
Ein reicher Schatz zu biblischer Erbauung und kunstgeschichtlicher Belehrung wie
nicht minder zu fruchtbarer Anregung für die christliche Kunst der Gegenwart ist
uns hier dargeboten.
Chronik.
Am 11. Juni vormittags um 11 Uhr fand die feierliche Enthüllung des Luther-
denkmals auf dem neuen Markte zu Berlin statt. Die Feier begann mit Glockengeläute rind
Chorgesang. Im Namen des Denkmalkomites richtete Kammergerichtsrat Schröder eine Ansprache
an den Prinzen Friedrich Leopold, der als Vertreter des Kaisers der Feier beiwohnte. Auf
Befehl des Prinzen fiel sodann die Hülle des Denkmals, worauf der Chor das Lutherlied sang.
Nach der Festrede, die Generalsuperintendent Faber hielt, und nochmaligem Ehorgesang erfolgte
die Übergabe des Denkmals an die Stadt Berlin. Nach einem Schlußgebet und Gesang der
Gemeinde unternahmen der Prinz, der Reichskanzler, die fast vollzählig erschienenen Minister,
die Gemeindebehörden u. a. einen Rundgang um das Denkmal, wo studentische Korporationen
die Ehrenwache hielten. — Der Gedanke, in Berlin ein Lutherdenkmal zu errichten, stammt aus
dem Jahr 1883. Der Gedanke fand lebhafte Unterstützung und bald konnte zum Ausschreiben
eines Wettbewerbs geschritten werden. Unter 47 Künstlern wurde Paul Otto auserwählt, das
Denkmal auszuführen; aber es war ihm nicht vergönnt, es zu vollenden. Im Jahr 1893 erlag
er einem schweren Leiden, und Robert Toberentz — aus Anlaß der Enthüllung vom Kaiser
zum Professor ernannt — übernahm die weitere Ausführung. Das Denkmal, wie es nun vor
der wiederhergestellten alten Marienkirche im Angesicht der belebten Kaiser-Wilhelmstraße sich dar-
stellt, ist die umfangreichste Denkmalanlage der Stadt. Eine breite zehnstufige Treppe führt zu
der ballusterumgebenen Plattform empor, auf der sich das eigentliche Denkmal erhebt. Auf den
Treppenwangen sitzen Hutten und Sickingen. Am Sockel der Lutherstatue selbst stehen hinten
Melanchthon und Bugenhagen, vorn sind paarweise rechts und links sitzend dargestellt Spalatin
und Reuchlin, Jonas und Crueiger. Wenn schon diese Nebenfiguren nut ihrer „malerischen"
Haltung die Kritik herausfordern, so ist dies noch weit mehr der Fall bei der Lutherstatue selbst
nut ihrem, wir möchten sagen schreienden Pathos, das so gar nichts von der schlichten, ursprüng-
lichen Kraft Luthers an sich hat. Dieselbe stammt im wesentlichen noch von Otto, der trotz viel-
fachen Änderns zu keinem ihn selbst ganz befriedigenden Abschluß kommen konnte. Den Kopf hat
Toberentz modelliert, ebenso die Gestalten von Hutten, Sickingen, Jonas, Crueiger und Reuchlin.
Die mit der Straßburger Industrie- und Geiverbeausstellung verbundene Ausstellung
für Kunst und Altertum in Elsaß-Lothringen ist am 1. Juli in den Räumen der so-
genannten Orangerie eröffnet worden. Die Beteiligung aus dem ganzen Lande ist eine über-
raschend große. In erster Linie haben die kirchlichen Behörden mit größter Bereitwilligkeit ihre
reichen Schütze zur Verfügung gestellt; auch die städtischen Behörden des Landes sind nicht zurück-
geblieben. In Metz hatte sich sür Lothringen ein besonderes Konnte gebildet und uns die Samm-
lung der lothringischen Schätze angenommen, die sich dort namentlich im Privatbesitz befinden.
Es zeigt sich bei Gelegenheit dieser Ausstellung, welche große Menge von altertümlichen Kunst
schätzen gerade Elsaß-Lothringen birgt.
Inhalt: Der Verein für christliche Kunst in der evangelischen Kirche Württembergs. Mit zwei
Abbildungen. — Londoner Kunsteindrücke. Von Alfred Bach. (Schluß.) — Armen
bibel. Von H. Ni. — Vom Vüchertisch. — Chronik.
Verantwortliche Redaktion: Oberkonsistorialrat vr. Johs. Merz in Stuttgart.
Druck und Verlag von I. F. Steinkopf in Stuttgart.