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Unter der Bezeichnung „Verwüstung" geht so ziemlich alles, was in den
vierziger Jahren unseres Jahrhunderts am Dome geschehen ist. Was an ihm
nicht gefällt, schreibt man jener Zeit zu, die übrigens auf ihre Thaten fast so
stolz gewesen ist, wie wir aus die unfern! Auch ist nicht alles 1846—47 Ge-
schehene vom Übel. Am meisten in die Augen fallend ist, neben Wegschaffung
von Emporen, die Verlegung des Lettners — früher „Engel-Chor" be-
nannt — der, in zwei Teile zerstückt, noch jetzt in den Kreuzarmen als Abschluß
gegen die Seitenschiffe seinen Platz hat. Spätgotische Arbeit, mit kräftigen
Säulen von verputztem Haustein und reichem Stuckschmuck, hat er damals eine
alte Kirchenuhr getragen, die von zwei Figuren, St. Petrus und einem
Geistlichen, angeschlagen wurde. Auf der Brüstung stand ein hohes, aber un-
schönes hölzernes Kruzifix von 1661. Den Gedanken, dasselbe wie in Ulm
als Triumphkreuz jetzt wieder anzubringen, hat man bald wieder fallen lassen.
Wo der Chor einen Brüggemannschen Altaraufsatz birgt, darf nichts den Einblick
stören! — Außer anderen Maßnahmen jener Restauration ist am bedauerlichsten
die Fortnahme zahlreicher historisch und künstlerisch wertvoller Schmuckstücke, die
zum Teil auf einer Art Auktion verkauft wurden, zum Teil auf noch seltsamere
Weise später abhanden gekommen sind. Viele schöne Stücke finden sich in dem
Gewerbem ns eum znBerlin und Flensburg! — Gegen manche damalige
Entstellung fanden die letzten Jahre wieder Abhilfe. (Schluß folgt.)

Chronik.
Professor Peter Janssen in Düsseldorf ist gegenwärtig mit der Ausführung einer Reihe
monumentaler Bilder für die Universität Marburg beschäftigt. Die beiden ersten Gemälde,
die die Aussendung der Deutschritter von Marburg nach dem Osten und die heilige Elisabeth als
Krankenpflegerin im Spital zu Marburg schildern, find bereits vollendet. Es soll u. a. noch
folgen eine Darstellung des Religionsgesprächs zwischen Luther und Zwingli.
Die Dombaumeisterstelle in Straßburg ist dem preußischen Landbauinspektor Arntz kom-
missarisch übertragen worden. Arntz hat sich (so schreibt das Zentralbl. der Bauverw.) bisher in
ziemlich umfangreicher Weise auf dem Gebiete der Aufnahme und Wiederherstellung von Bau-
denkmälern, namentlich des Niederrheins, bethätigt. Schon im Jahr 1879 war er bei der Auf-
nahme der Rathausvorhalle in Köln beteiligt, 1883 gehörte er der.Bauhütte S. Stefan in Wien,
1885—1887 der Banhütte S. Kilian in Heilbronn an. 1891 — 1892 leitete er den Umbau des
südlichen Domkreuzganggebäudcs im Auftrage des Konsistoriums in Magdeburg. Von da an war
er mit Aufnahmen der Baudenkmäler der Nheinprovinz für die Zwecke der Inventarisierung be-
schäftigt, welche Thätigkeit nur durch die ihm anvertraute Wiederherstellung der Matthiaskapclle
auf Burg Kobern im Jahre 1894 zeitweise unterbrochen wurde.
In Dresden soll im Jahr 1897 eine große internationale Kunstausstellung stattfindcn.
Lutherbüste. Beim Herannahcn des Luthertages erlaubt sich Unterzeichneter auf die
prächtige Büste des Reformators in doppelter Lebensgröße ans der Hand des Ulmer Bildhauers
Karl Federlin aufmerksam zu machen, von welcher Gipsabgüsse zum Preis von 20 Mark zu haben
sind und die sich für Lutherseiern in vorzüglicher Weise eignet.
Heidenheim. 6. Mosapp.
Inhalt: Die üaiser Wilhelm-O-edächtniotirche in Berlin. MiD.'llwildung. — Die graue Berliner
Kunstausstellung. Von R. S. (Schluß.) — Was hat Michelangelo in der Sirtinischen
Kapelle dargcstellt? Von Karl Brun. — Altes und Neues vom Dom zu Schleswig.
Von Doris Schnittger. — Chronik.
Verantwortliche Redaktion: Oberkonsistorialrat Ur. Johs. Mer) in Stuttgart.
Druck und Verlag von I. F. Zlcinlropf in Stuttgart.
 
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