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Februar 1913

Fünfundfünfzigster Jahrgang

Nr. 2


Dürer und die Reformation.
von vr. Rauscher.
^ns ist die Frage,*) wie Dürer sich zur Reformation stellte, von vornherein
so entschieden, daß er ihr Freund war. Zeine Runst erscheint uns nicht
bloß echt deutsch, sondern, jedenfalls in den bekanntesten Werken seiner
letzten Zchaffensperiode, auch echt evangelisch, und dieser Eindruck wird uns außer-
dem noch bestätigt durch das, was wir aus seinem Leben wissen.
Und doch ist die Frage „Dürer und die Reformation" kontrovers. Das geht
schon daraus hervor, daß sie immer wieder literarisch behandelt wurde. Schon
vor 25 Jahren und dann vor l2 Jahren hat es M. Zucker ') getan in seinen
Dürerforschungen, die vorwiegend apologetische Tendenz tragen und zum Teil
vom Verein für Reformationsgeschichte veröffentlicht wurden, und neuerdings hat
Ernst Heidrich') die Frage neu behandelt, dabei fast ausschließlich auf die Deutung
der Rpostelbilder sich beschränkend. Diese beiden evangelischen Forscher haben
die Frage in bejahendem Zinne beantwortet, ebenso vor etwa 40 Jahren ein
katholischer Gelehrter und Dürerforscher, IRoritz Thausing.ch
Uber gerade von katholischer Gelehrtenseite wurde immer wieder versucht,
Dürer für die katholische Rirche zu retten. Ronnte man sich auch der Tatsache
nicht verschließen, daß er freundliche Beziehungen zu reformatorischen Rreisen
unterhielt, so hat man wenigstens das behauptet, es seien ihm gegen Ende seines
Lebens die Schuppen von den Rügen gefallen, als er den weiteren Verlauf der
Zache sah und schließlich sei er im Frieden mit der Rirche, versehen mit den
Zterbsakramenten gestorben.
Grisar/) der neue jesuitische Lutherbiograph, widmet der Stellung Dürers
zur Reformation ein besonderes Rapitel und wagt zwar nicht strikte seine Rück-
*) Der Rufsatz möge auch der Einführung unsres neuen Ronfirmationsscheines „Vie
vier Rpostel" von Dürer dienen.
 
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