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Nr.io Christliches Kunstblatt für Kirche, Schule und Haus 383

neben Fritz Philippi genannten Gustav Schüler Sprache fürs Gemeindeerbauungsbuch
zu kraftvoll; die drei letztgenannten weisen „über sich hinaus auf einen, des wir noch
warten, einen Novalis des 20. Jahrhunderts" . . . „Religiöse Lyrik kann nur wenig
mehr als andere Uünste und Erkenntnisse, kann nur etwas mehr stammeln von Gott.
Uber dies Stammeln von Gott in deutschen Mutterlauten, zumal wenn gelegentlich kon-
geniale Musik sich damit verbindet, kann Gottes- und Menschentiefe enthüllen von
wunderbarer Schönheit, Wahrheit und Kraft."
Die Christliche Welt, Nr. 24 — 29, bringt aus der Feder von Johannes Tiedje in
16 abschnitten eine sehr interessante Abhandlung über „Vie deutsche Freimaurerei."
Ihr „höchstes Kunstwerk", ihre Symbolik, mit schuld an der weitverbreiteten, herab-
setzenden Kritik wird erhellt durch einen Blick in ihre Geschichte. Sie weist die Bauloge
aus nicht als eine Vereinigung von Bauhandwerkern, sondern als eine „internationale
fromme Künstlergenossenschaft" und weiterhin eine Humanitätsorganisation, die andere
überdauert, da ihr Geist dem der Neuzeit konform. Line positive, weltimmanente Be-
gründung des ethischen Wertes der Arbeit (Luthers Berufsparole noch nicht Kultur-
bejahung) ist erst in den vombauhütten erarbeitet worden. In diesem Berufserlebnis
der vombauhütte beruht obiges Spezifikum der königlichen Kunst. Bei der Gelegenheit
entstand der Stil, „nicht Zeichnung und Niß und Technik und Erfindung, sondern ein
alle Clemente des Lebensaktes umfassendes, alle Höhen und Tiefen der baumeisterlichen
Seele erschütterndes Erlebnis." Bei der Dauer der Dombauten durch mehrere Geschlechter
hatte die Lebensgemeinschaft im Gefolge nicht eine soziale Summierung, sondern einen
Mehrwert der Bruderschaft, eine soziale Einheit. Gegenüber dem Vorwurf der reinen
„viesseitsreligion" gilt der Satz: „Die Freimaurerei ist kein Lebens-ästhetizismus, sondern
nur die Umgießung der intellektualistischen ethischen Normen in symbolische ethische Formen,
ist Ethik im Gewände der Kunst, und nicht Kunst als Ersatz der Ethik." Die Wohl-
tätigkeit der Freimaurer ist teilweise zahlenmäßig belegt; die Zahlen, die unseren Kreis
wohl besonders interessieren würden, Posten für Volksbildungsbestrebungen, Kunstpflege,
Germanisches Museum, sind nicht genannt. Da die Freimaurerei, wie alle Kunst, durch
das Wort allein nicht mitzuteilen ist, soll in München versuchsweise nichtmaurerischen,
aber besonders geladenen Kreisen in anderer, künstlerisch dargebotenen Symbolik als der
der Logenrituale die Freimaurerei wirklich anschaulich demonstriert werden. Vie Artikel-
serie erschien jetzt auch als Sonderdruck. — 80 pfg.
Hessische Chronik, Monatsschrift für Familien- und Grtsgeschichte in Hessen und
Hessen-Nassau, Juli, S. 218 ff. „Alfred Messel zum Gedächtnis" überschreibt
Gottfried Müller-Wiesbaden einen Aufsatz, dem zwei Abbildungen, u. a. das Droßherzog-
liche Landesmuseum zu Darmstadt beigegeben sind. Sein Werk wird treffend charakterisiert
durch folgende Sätze: „Schönheit und Zweckmäßigkeit, das sind die beiden Worte, die
seine Kunst am besten umschreiben. Darum war es Messel zu tun, in unserer vom
Materialismus beherrschten Zeit wollte er die Kunst wieder dem Gemüt der Menschheit
näherbringen. Kein leerer Vorsatz ist ihm dies Versprechen geblieben, sein Werk zeigt,
daß die Architektur, soweit sie Kunst ist, zu der Kunst gehört, die sich an die Seele und
nicht an den verstand wendet." Nach Schlüter ist er der, der am entscheidensten in das
Berliner Stadtbild eingegriffen hat.
Die Dorfkirche, Iuli. Vas Heft erhält sein Gepräge durch Mahrs Zusammenstellung
von Briefmaterial auf eine Umfrage des Herausgebers unter der Überschrift „vorf-
kirche und moderne Kultur." Ls sind Stimmen aus allen Teilen unseres Vater-
lands, lehrreich auch für unsere Freunde, die auf dem Lande etwas für die Volkskunst
tun wollen. Die Auslese bietet zu diesem Kapitel eine köstliche Probe aus W. H. Niehl's
„Religiösen Studien eines Weltkindes": „Ästhetische und geistliche Kirchen-
Restaurierung." Fein tritt hier der Streit des geistlichen Standpunktes gegen den
 
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