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384

Nr. lO

Christliches Kunstblatt für Kirche, Zchule und Haus
der ästhetischen Schulmeinung zu Tage, ausklingend im Blick auf die Zukunft in dem
Gedanken: „Ich hoffe, daß bis dahin die Bauherren wie die geistlichen Herren erkennen
werden, daß man eine neue Uirche bauen soll, wie man will, eine alte aber erhalten
und fortbilden, wie sie im Laufe der Jahrhunderte erwachsen ist und der Gemeinde
ans Herz gewachsen."
August, S. 467. ,,U) ie kann das kirchliche Trntefe st feierlicher gestaltet
werden?" fragt Blepmüller in Lehnstedt (Großh. Sachsen), anhebend mit der Klage,
daß man vielfach noch den Stimmungswert des festlich geschmückten Baumes für diese
Feier verkennt. B. verwendet, da es sich um ein Berufsfest der ländlichen Bevölkerung
handle, zur Ausschmückung auch die Erntegeräte: 2 Dreschflegel, 2 Sicheln, Krauthacke, Garben-
gabel, Sense und Rechen, dabei hinweisend auf die Analogie im militärischen Feld-
gottesdienst. Ob das mit Recht geschieht, möchte ich bestreiten: Im militärischen Feld-
gottesdienst fehlt der kirchliche Raum. Seine Gemeinde hat die Lrntegeräte in der
Kirche freudig begrüßt. Ob das in vielen Fällen so sein wird, ob diese landwirtschaftlichen
Embleme im Gotteshaus angebracht, nicht der Stimmung zum Nachteil gereichen werden? -
Das sind Fragen, die sich uns aufdrängen müssen. Wenn freilich B. die Festliturgie durch
eine symbolische Handlung ersetzt, bei der zwei Kirchenvorsteher aktiv beteiligt sind, wenn
er den Gedanken ausspricht, bei mehr Platz die Früchte nicht um den Taufstein, sondern
um den geschmückten Ackerpflug zu gruppieren, als das Grundspmbol des Ackerbaues
so zeichnet er damit das Bild einer Gemeinde, wie sie viele sich wünschten, weil sie sie
nicht haben.
S. 477 ff. Moderne Glasmalerei in der Dorfkirche mit 6 Abb. behandelt
Gustav Brandes in Bremen und schildert dabei sehr ausführlich das technische Verfahren
ihrer Herstellung. An den Anfang seiner Ausführungen stellt der Verfasser ein Wort
Ludwig Uhlands: „Gemalte Fenster scheinen mir einer christlichen Kirche wesentlich, denn
die Stätte ist nicht geschlossen, so lange das Auge durch das Fenster in den weiten Himmel
blickt. Zum Kirchenfenster gehört, daß es keinen Blick, keinen Gedanken hinauslasse,
dafür aber allem Himmlischen zum Eingang diene. Der Himmel hat sich bilderreich zur
Erde gesenkt und kommt dem anstrebenden Geist aus allen Fenstern gedrängt entgegen."
Rian vergleiche damit etwa den Standpunkt von Steinhausen, Gurlitt, Mothes, Koch
(Flugschrift 4/5 des v. K. B. S. lö)! Da die tieffarbigen, mittelalterlichen Glasteppiche
in der Regel wegen des durch sie erzeugten Dämmerdunkels als Vorbilder abzulehnen
sind, auch die Grauscheibeu (Grisaillen) — als weniger für das Figürliche, mehr für das
Ornamentale geeignet für die Dorfkirche nicht in Frage kommen, verspricht sich der
Verfasser von den Werken eines der führenden Meister in der modernen Glasmalerei
Georg K. Rohde, Bremen, die bei tieffarbigen figürlichen Motiven die Kirchen doch hell
genug lassen, eine erfreuliche Bereicherung volkstümlicher kirchlicher Kunst. Ls ist ganz
richtig, wenn B. die Glasmalerei in Dorfkirchen nicht als „hohe Stilkuust", sondern nur
als „bereichernden Schmuck" gewertet wissen will. So sehr man sich über die Abb. 3
(Ausschnitt aus einem gotischen Fenster, Wildeshausen), 4 und 5 (Altenheimkirche, Tenever
bei Bremen) freuen kann, so sehr befremdet Abb. I (Schifffenster in der Stiftskirche
Wildeshausen, Oldenburg), wo die Heiligenfigur lediglich eine Dekorationsfigur und so
das Ganze keine religiöse Kunst mehr ist. Die angesügten einschränkenden Ausführungen
von Reg.-Baumeister Walter Rassow-Hanieln (vgl. Zeitschriftenschau S. 227, 354) bilden auf
Veranlassung der Schriftleitung eine glückliche Ergänzung von Seiten des Fachmanns.
Übereinstimmend mit Oskar Hoßfelds Stellung in seinem Buch „Stadt- und Landkirchen"
warnt er aus eigener Erfahrung heraus. Als künstlerischem Schmuck gibt R. der Aus-
malung von Künstlerhand den Vorzug, vgl. dazu D. Koch a. a. O.: „Man erkenne in
den Glasmalereien den nur relativ künstlerischen Wert und die Gefahr uuprotestautischer
Stimmungskunst — und biete alles auf, daß das für szenische Glasgemälde bestimmte
Geld auf Wandmalerei verwendet werde." Auch sieht R. es nicht als Nachteil an, wenn
 
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