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448 Christliches Kunstblatt für Rirche, Zchule und tzaus ^Ur.i2
größere originalgetreue farbige Ausgabe neu herausgebracht, eine dankenswerte
Fortsetzung seines Wirkens für Verbreitung der Hessenkunst.') In einer Studie
war sein Bild aus dem Darmstädter Landesmuseum vertreten ,.hessische Lauern
vor der Kirche". Diese biederen Männer im Kirchenrock mit den großen Ge-
sangbüchern — es ist ihnen etwas ernstes mit diesem Kirchgang. Auch die frohen
Seiten des Schwälmer Volkslebens, wo die Farbe hilft die Freude symbolisieren,
zumal bei der weltlichen Jugend kamen zur Geltung in der kostbar geschmückten
„Schwälmer Braut", die — ein Geschenk des Künstlers — das Darmstädter Museum
geliehen, hier hat wohl das Dekorative den Künstler am meisten gereizt, ebenso
wie beim farbenfrohen ,,Schwälmer Tanz", dessen Leben auch den Beschauer mit-
reißt in der Jugend Freude und diese - das zeigen diese Gesichter — ist hier
noch echte ,.Freude" wert, so zu heißen. Auch lebenswahre Porträts, so das
seiner Gattin und seiner Mutter, helfen einen Einblick zu gewinnen in des Meisters
künstlerisches Fortschreiten. Einen Schwälmer Eharakterkopf hat die Stadt sich
erstanden für eine künftige Galerie, hier ist die Kunst wirklich, wie v. Koch
in der Juli-Nummer den Zögernden zurief ,.Darstellung des Lebens" und was
Vantzer Hessen bedeutet, das wurde in bewußter Einschätzung der in dem ethno-
graphischen und kulturhistorischen Genre liegenden Werte jüngst irgendwo einmal
bei einem Bericht über die diesjährige Stuttgarter Ausstellung von einem andern
gesagt, der von dem Schöpfer der dortigen ,.Bauernhochzeit" Lauxmann (auch
Bantzer hat einen ,.Hochzeitsschmaus" gemalt) das gleiche fürs Schwabenland
erwartete?') Zwanglos im Kaum, in trefflicher Komposition standen Schwälmer
Bäuerinnen, alte und junge auf Wilhelm Thiel manns Bild ,,Nach der
Arbeit". Schade, daß Heinrich Giebel aus diesem Gebiet kein Gemälde dies-
mal aufzuweisen hatte; doch konnte seine farbige Zeichnung ,.Trauernde Bäuerin"
voll entschädigen. Auch von Nichard Hoelscher hätte man gern zu seiner
verlassenen ,.Rumpelkammer", die nur das Licht nicht verließ, einen seiner prächtigen
hessischen Volkstypen mit ihrer vielfach an Leibl erinnernden scharfen Tharak-
terisierung gesehen. In diese Gruppe gehört noch August heitmüllers „Kirch-
gang" und seine „hessische Bäuerin", Hugo Mühlig mit seinem „hessischen Bauer"
und „hessischen Schäfer", Karl Mons „hessischer Bauer" — nicht zu vergessen der
trauliche „Winterabend" Heinrich Pforrs, ein Bild aus dem Volksleben: „Um
des Lichts (hier der Petroleumlampe) gesell'ge Flamme sammeln sich die Haus-
bewohner", ein Bild voll malerischer Vorzüge. Ich möchte die Kunst nicht so sehr
als didaktische Macht betont wissen, aber wie könnte ein solches Bild wieder
erinnern an den Frieden stiller häuslicher Freude. Wir sehen: an Heimatkunst
hat es dieser Ausstellung nicht gefehlt, und das konnte den freuen, der von
religiöser Kunst gerne mehr in ihr gesehen hätte.
Vie religiöse Kunst trat dann wieder stärker hervor in den Abteilungen für
>) Preis: 1.50 Mk., 5 Mk., 15 Mk. Auch für die anderen Sachen verlange man
Prospekt, in dem vieles hier genannte zu finden.
ch Hermann Tafel in „Kunst für Alle", heft 22.
 
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