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Nr. 12
Christliches Kunstblatt für Kirche, Zchule und Haus
449

die zeichnenden und graphischen Künste, die besonders reich beschickt waren, von
Hans Thoma, dem hier fast ein ganzes Kabinett reserviert war, begegnete man
neben Landschaften und Radierungen aus der Heimat und Italien seiner ,,Ruhe
aus der Flucht" - der Radierung von l878 - Zeichnungen, wie dem „Geiger"
und dem „Sämann". Interessant war seine Thristusstudie in Aquarell. Blätter
voll Leidenschaft waren die beiden Radierungen von Hans Meid: ,,Josef und
Frau Potiphar", „Hades und Persephone". Rn Rethel sah man sich erinnert
durch Richard Müllers „Schlafenden Tod": still hatte der Sensenmann seine Sense
zur Seite liegen. Rn dem in neuerer Zeit nicht gerade selten behandelten Motiv
der ,,Salome" hatte auch Max Oppenheimer sich versucht. Rudolf Sieg-
mund in Kassel, einer von denen um den neuen Rkademiedirektor Hans Gide,
zeigte im weniger vertretenen Holzschnitt eine ,,Ruhe auf der Flucht": die Mutter


w. Thielmann: Schwälmer Spinnstube (nach Bleistiftzeichnung).
mit dem Kind unterm Baum am Bach- aus ihm schöpft Josef, Fische spielen im
Wasser und die Vögel singen, während der Esel die Blätter sich munden läßt.
Eichhörnchen und ein häslein fehlen nicht: Ludwig Richter lebt auch noch heute
unter der jüngeren Generation. Line ,.Grabtragung" in Holzschnitt von dem-
selben ist voll tiefer Empfindung. Maria mit dem Salbenglas ist zur Seite ge-
wandt, um es nicht zu sehen, wie die zwei Männer ihn ins Grab legen- auf-
fallend ist das schwarz- und weißgewürfelte Tuch - das Ganze erinnert an den
Holzschnitt der deutschen Meister in der Zeit der Spätgotik. Fritz Boehle war
gut vertreten mit fünf Radierungen. Unter den Hessen waren Hans Oldes
prächtige Köpfe: Professor Lucken, Llaus Groth, Nietzsche ein Ereignis. Im
übrigen überwog auch hier die Heimatkunst. Brno Webers „Interieur der Kirche
in Dorla" (Tempera) zeigte viel liebevolle Versenkung in die dort sich findenden
 
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