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462

Christliches Kunstblatt für

Kirche, Zchule und Haus

Nr. 12

Dichtung" hat er gesagt. Etwas Wuchtigeres, in seinem geschichtlichen und
dichterischen Wert gleich Fertiges und Geschlossenes hat vor ihm und nach ihm
auf diesem Gebiete keiner geschaffen. Wag bei dem einen der Titel enttäuschen —
von Schiller ist ja am allerwenigsten die Nede - er war eine einfache buch-
händlerische Spekulation,- mag man dem Schluß des andern zum Vorwurf machen,
daß sich ihn der Dichter durch Einschieben von Personalakten im Wortlaut doch
sehr leicht gemacht habe - auch hieran trug ein drängender Verleger die Schuld -
keiner von denen, die sich in ihren großen und kleinen Geschichten auf gleichen
Boden mit Hermann Kurz stellten, hatte das Talent und die Energie, die herbe und
trockene Wirklichkeit so zum dichterischen Erlebnis umzuwerten, wie er! Gewiß:
Kurz war und blieb ein starrer Schwabe sein Leben lang. Seine Wege in die
Ferne haben ihn nie über Karlsruhe und München hinausgeführt. Er hat sich in echt
schwäbischem Mißtrauen gegen manches Neue und auch Gute verschlossen. Aber
er ist auch niemals sich selbst untreu geworden, verschlossen war er gegen viele.
Er hat es in einem seiner schönsten Gedichte selbst zum Schlüsse gesagt:
Doch was ich mir in mir gewesen,
Das hat kein Freund gesehen, wird keine Seele lesen.
Kurz hat niemals nach dem Nuhme des Nlltags gegeizt. Er war dafür
viel zu stolz und er wußte, daß das was er schuf, ganze Dichterarbeit war.
Sofern man darunter nur die Kraft versteht, den spröden Stoff mit des eigenen
Geistes Wesen zu durchdringen, und ihn zu einem Gebilde der Wahrheit zu gestalten.
Das hat Hermann Kurz vollbracht, und darum bleibt er, der Schwabe, für
alle Zeit auch ein deutscher Dichter! Theodor Ebner.

vom Tage

Neue Gesangbucheinbände. Professor Ernst Niegel, ein anerkannter Meister
des Bucheinbands und der Goldschmiedekunst, hat vier neue Gesangbucheinbände für den
Verlag für Volkskunst gefertigt, die wir im Bilde zeigen können. — Kreuz und Kelch,
von einem Dornenkranz umschlossen, dann das Kreuzmotiv die ganze Fläche beherrschend
und endlich der vierte Einband mit der Aufschrift: Sing', bet' und geh' auf Gottes Wegen.
Vie Aufschrift ist von einem ebenfalls eingepreßten Rebenornament umgeben. Über die
Preise orientiert ein Prospekt, der auf Wunsch vom Verlag versandt wird. Die Ein-
bände können für alle Landeskirchen hergestellt werden. K.

Ein neues Lutherbild von Lukas Cra-
nach d. I., Luther-, Schwind- und Wart-
burgpostkarten, hergestellt in den Gra-
phischen Kunstanstalten von F. Bruckmann
A.-G. in München, hat der Vberburg-
hauptmann der Wartburg, Herr v.
Cranach, herausgegeben, um einer guten
Sache willen zu einem sehr niedrigen Preis.
Wir dürfen als Freunde der Volkskunst dies
Unternehmen begrüßen jetzt vor'm Nefor-
mationsfest als eine erfreuliche Tat aus den

Neihen des von dem Keformator einst an-
gerufenen „Christlichen Adels deutscher
Nation".
Über das seither fast unbekannte L utHer-
tz i l d aus der Zeit um W40 hat der Cranach-
forscher Professor vr. Max Friedländer,
Direktor des Kaiser Friedrich-Museums in
Berlin, geurteilt: „Das Gemälde mit der
Signatur des Meisters ist eines der besten
uns erhaltenen Lutherbildnisse. Ls gehört
zu dem späten Tppus und zeigt den Ne-
 
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